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Zeit des Aufbruchs

Zeit des Aufbruchs

Titel: Zeit des Aufbruchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Mara noch tief in Gedanken versunken. Draußen, als sie sich von Arakasi in die Sänfte helfen ließ, sagte sie: »Schnell nach Hause. Wir haben viel zu tun und gefährlich wenig Zeit.«

    Mara hielt die ganze Nacht Besprechungen ab. Die Lords verschiedener Parteien und Clans suchten ihr Stadthaus auf, um sich von ihr beraten zu lassen. Zwei Stunden vor der Dämmerung ließ Mara eine Eskorte zusammenstellen und machte sich in ihrer Sänfte zu dem einzigen Herrscher auf, der sie nicht besucht hatte. Eine schläfrige Wache antwortete auf Lujans Klopfen. »Sagt Lord Iliando, daß Mara von den Acoma draußen wartet, um von ihm empfangen zu werden«, verlangte Mara.
    Der verstimmte Lord der Bontura erschien kurze Zeit später; seine Haare waren noch zerwühlt, und das Gewand paßte nicht zu den Sandalen. Er blickte verdrießlich drein, weil er geweckt worden war, als er die entsprechenden Worte sprach, mit denen er Mara in seinem Haus willkommen hieß. Als sie es sich in seinem Gemach bequem gemacht hatte und Diener aus den Betten gerufen worden waren, um sich um Erfrischungen und Chocha zu kümmern, sprach er freiheraus: »Mara, warum erscheint Ihr ungebeten zu dieser Stunde mitten in der Nacht?«
    Mara bedeutete Lujan und ihrer Ehrengarde, sich zurückzuziehen. »Ich bin gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten.«
    Iliando hob eine Hand. »Ihr habt meine Sympathie angesichts der schwierigen Zeiten, die Ihr durchmacht, doch was den Widerstand gegen Tasaio betrifft –«
    Mara schoß hoch. »Was?« Hatte der Lord der Bontura Spione in der Gefolgschaft der Minwanabi, oder war einer von Incomos Bediensteten zu geschwätzig gewesen? Niemand außer ihren engsten Vertrauten hätte vom Inhalt ihrer Diskussion mit dem Feind wissen sollen.
    »Kommt schon, Mädchen, Euer Treffen mit Tasaio auf dem Hügel mit zwei Armeen im Rücken konnte doch kein Geheimnis bleiben, oder?« Maras Gesichtsausdruck deutete an, daß sie gehofft hatte, es würde eines bleiben. »Ich werde Euch Zeit ersparen. Ich habe meine Unterstützung bereits Jiro von den Anasati zugesagt«, bekannte der Lord der Bontura.
    Ein Sklave erschien mit der Chocha und begann unauffällig die Becher zu füllen. Während der ältere Lord in seine Tasse blies, um das siedendheiße Getränk abzukühlen, kniff Mara die Augen zusammen. »Jiro? Was hat er damit zu tun?«
    »Das müßt Ihr ihn schon selbst fragen.« Der Lord der Bontura trank unklugerweise einen Schluck, verbrannte sich die Zunge und setzte seine Tasse voller Abscheu wieder ab. »Achtung, sie ist noch zu heiß«, warnte er unnötigerweise. Ungeduldig, aber taktvoll genug, sich still zu verhalten, wartete Mara darauf, daß der ältere Lord seine Aussage näher ausführte.
    »Jiro hat allen Mitgliedern des Clans Ionam eine Nachricht geschickt, in der er seine Überzeugung deutlich macht, daß er sein Haus für eine bessere Wahl hält als die Tonmargu.«
    »Er bewirbt sich also um den Thron des Kriegsherrn.« Plötzlich benötigte Mara die Chocha als Ausrede, ihre Hände zu beschäftigen. Die Nerven, die Anspannung, die körperlichen Veränderungen durch die Schwangerschaft – das alles forderte seinen Preis.
    »Wenn Frasai von den Tonmargu Angst davor hat, Jiro gegenüberzutreten, wird es zu einer gewaltigen Machtverschiebung in den Reihen der großen Familien kommen. Möglicherweise ist das ja überfällig«, mutmaßte der Lord der Bontura. Er mußte nicht extra ausführen, daß Frasai Auseinandersetzungen verabscheute.
    Verblüfft versuchte Mara zu begreifen, was für Folgen diese unerwartete Wendung haben würde. Traurig begriff sie, daß Nacoya und Kevin recht gehabt hatten: Nach den langen Jahren des Grübelns war Jiro immer noch wütend, daß sie seinen Bruder als Ehemann vorgezogen hatte. Jiro hatte offensichtlich den einzigen Weg erkannt, der ihr noch blieb, und er hatte Schritte unternommen, um sicherzugehen, daß sie scheitern würde – denn wenn ihr die Unterstützung des Clans Ionani in einer Koalition fehlte, die die Mehrheit der Minwanabi blockieren sollte, waren die ganzen Jahre, die sie Einfluß und Stimmen gesammelt hatte, nichts mehr wert. Der Erbe der Anasati konnte sich weigern, die Minwanabi oder die Acoma zu unterstützen, und den Hohen Rat so in eine Sackgasse treiben. Ihre Prophezeiung gegenüber Tasaio über den Mißbrauch kaiserlicher Macht angesichts der Handlungsunfähigkeit des Hohen Rates würde somit eher als erwartet wahr werden.
    Doch Mara würde dies nichts nützen, denn der

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