Zeitbombe
werden.«
»Gut, RW.«
»Ja, das war’s fürs Erste. Sehen wir uns gleich noch im Präsidium?«
»Das weiß ich nicht; kommt darauf an, wie lange du noch dort bist. Wenn nicht, morgen früh.«
Damit verabschiedete Lenz sich von seinem Mitarbeiter und beendete das Gespräch. Hain saß derweil mit geschlossenen Augen hinter dem Lenkrad des kleinen Japaners.
»Hehe, gepennt wird nachts«, flachste Lenz, als er neben dem Wagen stand.
Sein Kollege blinzelte, zog die Stirn in Falten und setzte sich aufrecht hin.
»Was wollte RW?«
»Uns an seinen guten Nachrichten teilhaben lassen«, erwiderte der Hauptkommissar und schilderte in kurzen Worten den Inhalt des Telefonats.
»Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass unser Ludger wirklich so tief in der Sache drinsteckt, Paul. Unser langweiliger, im Grunde seines Herzens übel konservativer, wenn nicht gar erzreaktionärer Beamtenarsch Ludger Brandt.«
»Dann fang am besten jetzt gleich damit an, dich mit dem Gedanken anzufreunden.«
»So weit, so schlecht«, resümierte der Oberkommissar ein wenig traurig. »Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?«
»Darüber habe ich auch nachgedacht, während ich mit RW telefoniert habe. Die Nachricht, dass Zwick sein Leben ausgehaucht hat, ist im Präsidium angekommen, also sollten wir einen großen Bogen darum machen. Am liebsten würde ich Rüdiger Bornmann einen Besuch abstatten, aber damit warten wir noch ein bisschen. Als Erstes erledigen wir einen Krankenbesuch.«
»Einen Krankenbesuch?«
Der Hauptkommissar umrundete das Auto, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und sah seinen Kollegen an.
»Und jetzt frag nicht so viel und lass endlich den Motor an.«
*
Irma Brandt trug ein fliederfarbenes Leinenkleid und leichte Sommerschuhe, als sie die Tür öffnete. Ihre Augen waren rot gerändert und sahen aus, als hätte die Frau den ganzen Tag geweint.
»Hallo«, begrüßte sie die Beamten tonlos.
»Hallo, Irma. Ist Ludger zu Hause?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er liegt zwar oben im Bett, will aber niemanden sehen. Und er hat extra dazugesagt, dass er besonders von den alten Kollegen keinen sehen will, was ich nach deinem Auftritt von gestern ja nun wirklich verstehen kann, Paul.«
Sie funkelte den Hauptkommissar mit ihren verheulten Augen böse an.
»Du hast ihn so sehr aufgeregt, dass ich befürchtet habe, ihn ins Krankenhaus bringen zu müssen.«
»Das tut mir wirklich leid, Irma, aber es lässt sich leider nicht vermeiden, dass wir ihn noch einmal stören müssen. Geh hoch und sag ihm, dass …«
»Den Teufel werde ich tun!«, fauchte sie ihn an. »Damit du ihn wieder so furchtbar aufregen kannst mit deinen Hirngespinsten? Das will ich nicht!«
Lenz sah ihr in die Augen, wo purer Hass und tiefste Verachtung zu erkennen waren.
»Das geht so nicht, Irma. Du gehst jetzt hoch und richtest ihm aus, dass ich ihn schön von Rüdiger Bornmann grüßen soll. Dann wird er schon mit uns reden.«
»Nein!«, brüllte sie. »Es geht ihm so schlecht, dass er gar nicht mit euch sprechen kann!«
Auf der Treppe im Hintergrund wurde Ludger Brandt sichtbar, der müde und schwach Stufe um Stufe nach unten stieg.
»Lass nur, mein Mädchen«, sagte er völlig ruhig zu seiner Frau. »Wenn meine beiden ehemaligen Kollegen so vehement um Einlass bitten, wollen wir lieber höfliche Gastgeber sein.«
»Aber Ludger …«, machte sie einen Versuch, ihren Mann vom Gegenteil zu überzeugen, doch der winkte ab.
»Rein mit euch, ihr beiden«, erklärte er bestimmt und führte seine Exmitarbeiter in einen kleinen Büroraum.
»Also, worum geht es heute?«, wollte er von Lenz wissen, nachdem alle drei saßen.
»Um Rüdiger Bornmann«, erwiderte der Hauptkommissar ohne jegliche Regung.
Brandt lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und atmete tief durch.
»Den Namen hast du eben Irma gegenüber schon erwähnt, als ich die Treppe herunterkam. Sollte ich den Mann kennen?«
Lenz nickte.
»Und ob du den kennen solltest. Das ist der arme Kerl, der in den Knast gewandert ist, weil ein paar Bullen der Korpsgeist wichtiger war als die Wahrheit. Noch immer keine Erinnerung?«
Die Züge des pensionierten Kriminalrats spannten sich ein wenig.
»Nein, leider nicht.«
»Er soll seine geschiedene Frau umgebracht haben, die Gerüchten zufolge zur fraglichen Zeit ein Verhältnis mit einem Polizisten hatte. Na, klingelt’s jetzt?«
Ludger Brandt holte erneut tief Luft und nickte dabei.
»Ja, an
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