Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
als wehmütiger Gedanke durch den Kopf, bevor der Boden unter ihm leicht zu vibrieren und einige Sekunden später zu beben begann. Das Geräusch steigerte sich zu einem Inferno und veränderte sich noch einmal zu einem kreischenden, hohen Ton.
    Der Lokführer hat mich gesehen und die Notbremsung eingeleitet, durchzuckte es Zwick, doch auch diese Hoffnung wurde von der irrsinnigen Druckwelle hinweggefegt, die von der nahezu 100 Tonnen schweren Elektrolokomotive der Baureihe 182 erzeugt wurde, nachdem sie mit kreischenden Bremsen, aber geschoben von 23 Waggons, in den Tunnel eingefahren war.
    Ich hätte auf meinem neuen Posten noch so vieles bewirken können, war der letzte Gedanke, den Kriminalrat Franz Zwick in seinem Leben dachte. Dann wurde sein Körper von einer eiskalten, in letzter Konsequenz jedoch warmen und beruhigenden Woge erfasst und hinweggespült.
     

27
    Lenz drehte sich erneut um und zog dabei das Kissen über den Kopf, konnte das Geräusch des Weckers damit jedoch nicht komplett ausblenden. Immer wieder drang das enervierende Brummen des kleinen schwarzen Geräts in seine Ohren.
    »Möchtest du auch einen frisch gemachten Espresso?«, hörte er Marias Stimme über sich.
    Mit einer schnellen Bewegung schob der Kommissar das Kissen zur Seite und sah nach oben, wo Maria mit einer kleinen Tasse in der Hand zu erkennen war. Ihr Gesicht war mit einer ockerfarbenen Paste bestrichen, nur der Mund und die Augenpartien waren ausgeklammert.
    »Was …?«
    »Ich konnte schon länger nicht mehr schlafen, also bin ich vor gut zwei Stunden aufgestanden, habe gebadet und danach meinen geschundenen Körper ausgiebig gehegt und gepflegt. Die Überreste davon, die meinem Gesicht augenblicklich noch den Anstrich einer japanischen Geisha geben, werde ich übrigens nicht den ganzen Tag mit mir herumtragen, sondern gleich abspülen.«
    »Aber der Arzt im Klinikum hat dir doch aufgetragen, dass du unbedingt im Bett bleiben sollst«, gab Lenz tadelnd zurück.
    »Liegen ist liegen; ob nun in der Badewanne oder im Bett, macht für mich keinen nennenswerten Unterschied. Und den Rest meiner Körperpflege hätte ich sowieso erledigen müssen, damit du mich am Frühstückstisch wenigstens halbwegs vorzeigbar findest.«
    Der Polizist stöhnte auf.
    »Ach, Maria«, konterte er ihre Erklärung besänftigend, »mit dir würde ich mich auch an den Frühstückstisch setzen, wenn du …«
    Sie sah ihn erwartungsvoll an, doch er sprach nicht weiter.
    »Und, fehlen dir plötzlich die Worte?«
    »Nein, nein. Ich bin nur eigentlich noch am Schlafen, deshalb überraschen mich dein Baderitual und dein Äußeres schon ein wenig. Ich habe außerdem gar nicht gemerkt, wie du dich aus dem Bett geschlichen hast.«
    »Weil du gepennt hast wie ein Baby«, lachte sie. »Aber ich kann dich beruhigen, du hast ausnahmsweise mal nicht geschnarcht.«
    Damit drehte sie sich um und stapfte aus dem Zimmer.
    »Wir sehen uns gleich am Frühstückstisch; gedeckt habe ich schon. Die Sache in Espenau vom Samstag ist im Radio übrigens ganz vorn dabei.«
    Lenz schälte sich widerwillig aus dem Bett, streifte sich den Bademantel über und ging in die Küche. Dort brühte er sich einen Espresso und setzte sich danach mit der Tasse in der Hand an den Tisch.
    »So gefalle ich mir schon deutlich besser«, erklärte seine Freundin, als sie sich ein paar Augenblicke später zu ihm gesellte. »Und dir hoffentlich auch.«
    »Na ja, der Kleister von eben hatte auch was«, entgegnete er, wobei er ihr tief und recht treudoof in die Augen glotzte.
    »Das war irgendwie so … so …«
    »Ja«, half sie ihm unaufgefordert weiter, »sag es ruhig. Das hatte so was Übermaltes, so was … Übertünchtes. Da hat man nicht so viele von den Falten gesehen, die so langsam mein Gesicht verunstalten.«
    Der Kommissar sah sie wieder an, doch diesmal ohne jegliche Ironie.
    »Du weißt, dass ich jede Falte in deinem Gesicht liebe, Maria, und dass ich mich darüber freue, dass ich sie überhaupt aus der absoluten Nähe betrachten kann. Außerdem muss ich dir immer wieder sagen, dass dieses Gejammer wirklich unnötig ist, denn so viele hast du einfach nicht.«
    Maria deutete mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die Partien um die Augen.
    »Und was ist das?«
    Er beugte sich über den Tisch hinweg und küsste zärtlich die von ihr beklagten Stellen.
    »Und jetzt Ruhe, ich will nichts mehr von diesem Blödsinn hören. Sag mir lieber, was die Radioleute über die Sache in Espenau zu berichten

Weitere Kostenlose Bücher