Zeiten des Verlangens
sehe mir inzwischen die Konkurrenz an«, erklärte sie mit einem Zwinkern.
Sebastian führte Regina durch die vielen Leute, die sie von allen Seiten einschlossen. Sie musste dem Drang widerstehen, sich nach Sloan umzusehen, denn sie wusste mittlerweile, dass sie dafür bezahlen würde, weil Sebastian sie so abserviert hatte. Sie fühlte sich befangen und wünschte, Carly hätte sie begleitet.
Als sie Sebastian zum hinteren Teil der Galerie folgte, bemerkte sie auf einer Wand seinen Namen in großen, schwarzen Lettern.
»Sind das deine Arbeiten?«, fragte sie und blieb stehen.
»Ja«, antwortete er.
»Ich will sie gern sehen«, sagte sie und ging darauf zu. Er wirkte ungeduldig, und das überraschte sie. »Aber hast du mich nicht deswegen eingeladen? Damit ich deine Fotos sehe?«
»Ich habe dich eingeladen, weil ich dich sehen wollte.«
Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, und so drehte sie sich nach den Fotos um. Es waren Schwarz-Weiß-Aufnahmen, und sie bemerkte, dass sie alle dieselbe Frau zeigten. Und ihr Gesicht war so berühmt, dass sogar Regina sie erkannte: das niederländische Model Astrid Lindall.
»Die sind unglaublich«, erklärte Regina. »Für welches Magazin hast du sie gemacht?«
»Das sind meine privaten Fotos«, sagte er. »Sie wurden nie in einem Magazin veröffentlicht.«
E ifersucht versetzte Regina einen unangenehmen Stich … und Unsicherheit kam noch dazu. War er mit Astrid Lindall zusammen gewesen? Und wenn ja, wie konnte er sich dann für sie interessieren?
»Sie sind wirklich … schön. Sind das deine persönlichen Favoriten?«, erkundigte sie sich.
Er lachte kurz auf. »Nein, warum?«
»Na ja, weil du sie für die Ausstellung ausgewählt hast.«
»Ich habe sie nicht ausgewählt. Das war die Galerie. Sie stammen vom Beginn meiner Laufbahn. Das ist ein Grund, weshalb ich sie hier in der Ausstellung habe. Alle Fotografien, die du hier siehst, sind zu Beginn der Laufbahn der jeweiligen Fotografen entstanden. Kennst du die Arbeiten von Luc Carle? Wenn ja, werden dich seine frühen Themen überraschen.«
Regina wusste gar nichts über Luc Carle. Sie hatte auch keine Ahnung von Fotografie. Und Astrid Lindall kannte sie nur deshalb, weil ihr Gesicht in ihrer Jugend omnipräsent gewesen war.
»Sebastian, bravo!«, sagte eine Frau mit kurzen, weißen Haaren und einer übergroßen runden, schwarz gerahmten Brille. »Was für eine großartige Serie. Wissen Sie, ich habe schon viele Gerüchte über Ihre Fotos von Astrid gehört, aber ich hielt sie für einen Mythos … so wie Bigfoot.« Die Frau lachte.
»Vielen Dank, dass Sie gekommen sind«, erwiderte er, gab sich aber keine Mühe zu verbergen, dass er sich gestört fühlte.
Er legte die Hand auf Reginas Rücken und führte sie mit leichtem Druck in eine ruhige Ecke unter einer Treppe.
Regina bemerkte, dass Sloan sie heimlich beobachtete.
»Weshalb trägst du nicht die Schuhe, die ich dir geschenkt habe?«, fragte er.
Regina sah ihn verdutzt an. »Wir sind mitten in deiner Fotoausstellung, und du machst dir Sorgen um die Wahl meiner Schuhe?«
»Ich bin eben ein visueller Mensch, Regina. Ich habe dir doch gesagt, dass ich Wert auf diese Dinge lege. Hast du wenigstens meine Dessous an?«
»Äh, ja«, log sie.
Er sah sie prüfend an, woraufhin sie nervös lachte.
»Komm mit.« Er stieg die enge, schwarze Treppe hoch, und sie folgte ihm. Im ersten Stock war es dunkler, und die Wände waren leer. Tische und Stühle waren auf die Seite geschoben. An einer Wand stapelten sich breite, flache Pappkartons.
Sie waren vollkommen allein.
»Ich glaube nicht, dass wir hier oben sein sollten«, meinte Regina.
»Da bin ich mir sogar sicher.« Er schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln. »Jetzt zeig mir deine Unterwäsche!«
»Ich zeig dir doch nicht meine Unterwäsche!«
»Ich wusste, dass du mich anlügst.«
Ihr Gesicht brannte. »Na gut. Ich habe dich angelogen. Aber selbst wenn nicht, würde ich dir meine Unterwäsche nicht zeigen. Also ehrlich, du machst wohl Witze.«
»Ich meine es vollkommen ernst«, entgegnete er. Er sah sie auf eine Art an, dass ihr Herzschlag kurz aussetzte.
Dann kam er näher, bis sie nur noch ein paar Zentimeter trennten. Zuerst fürchtete sie, dass er sie anfassen würde. Doch als er es nicht tat, war sie enttäuscht. Eine Minute verstrich, und sie sah zu Boden. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und wurde unsicher.
»Das nächste Mal tust du, was ich sage«, flüsterte er.
Und damit ging
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