Zeiten des Verlangens
Verweigern von Sex ist nicht attraktiv, Regina. Vielleicht solltest du dir darüber mal Gedanken machen.«
Regina überging diese Bemerkung und sagte: »Er hat mich zu seiner Fotoausstellung eingeladen.«
Carly horchte auf. »Wann ist sie?«
»Gleich heute Abend. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Einladung mir galt.«
Regina erzählte Carly von Sloans Kommentar. Carly verdrehte die Augen.
»Klingt nach Zickenalarm. Und wen interessiert schon, ob die Einladung für dich war? Du spielst jetzt in der ersten Liga, Regina. Also nichts wie ran. Wieso schaust du mich so an? Es ist immer besser, um Verzeihung zu bitten, als um Erlaubnis.
Regina war noch nicht ganz überzeugt. Selbst wenn die Einladung für sie gedacht war, würde sie sich höchstwahrscheinlich lächerlich machen. Sie führte sich auf wie ein Schulmädchen und himmelte einen Mann an, der völlig unerreichbar für sie war. Vielleicht fand er sie amüsant, vielleicht hatte er auch gerade nichts Besseres zu tun und hatte deshalb den letzten weiblichen Neuzugang in der Stadt zu seinem Freizeitvergnügen erkoren. Das war die einzige Erklärung für all die verrückten Dinge, die er ihr gesagt hatte, von wegen, dass sie nur noch hochhackige Schuhe tragen sollte oder dass er sie fotografieren wollte. All das ergab keinen Sinn, und zwar aus dem einfachen Grund, weil es nicht ernst gemeint war. Am besten sollte sie das Ganze schnell wieder vergessen … und ihn gleich dazu.
»Ich weiß nicht recht. Ich geh nicht hin«, meinte Regina.
»Kommt nicht infrage. Es gibt schließlich keinen Grund, warum wir beide hier traurig rumsitzen sollten.« Carly schnäuzte sich geräuschvoll. »Außerdem habe ich dann eine sinnvolle Aufgabe, wenn ich dir beim Anziehen helfe.«
»Ich brauche keine Hilfe beim Anziehen.«
»Regina, jetzt bist du echt verrückt. Los, mach meinen Kleiderschrank auf.«
❊ ❊ ❊
Regina sah ihn sofort, als sie die hell erleuchtete, weiß gehaltene Galerie in der Greene Street betrat.
Sebastian stand in der Mitte des Raums, umgeben von Menschen.
Er war mit der üblichen legeren Eleganz gekleidet: Hemdkragen offen, die breiten Schultern durchgestreckt, so überragte er die Umstehenden um ein paar Zentimeter. Aus irgendeinem Grund blickte er auf, und seine dunklen Augen hefteten sich auf Regina, sodass sich ihr Magen zusammenzog und sie um Fassung ringen musste.
Sie wollte ihn nicht stören und entschied, erst einmal ein bisschen herumzugehen und sich die Fotos anzusehen. Doch Sebastian löste sich bereits von der Gruppe. Als er auf sie zuging, richteten sich die Augen der meisten Anwesenden auf sie.
»Schön, dass du kommen konntest«, sagte er und lächelte sie an.
Also hatte die Einladung doch ihr gegolten. Regina wurde ganz schwindelig. Sie wusste, sie sollte jetzt etwas Kesses sagen wie Das wollte ich mir nicht entgehen lassen oder etwas Ungezwungenes wie Ich war sowieso in der Nähe . Aber sie brachte nur ein schüchternes Lächeln zuwege, und das schien ihm vollkommen zu genügen. Dann fiel ihr ein, was sie sagen sollte, nämlich das, was sie ehrlich dachte.
»Glückwunsch. Ich weiß nicht viel über Fotografie, aber das ist sicher ein großer Erfolg.«
Er lachte, aber nicht unfreundlich. »Ich würde es als kleinen bis mittleren Erfolg bezeichnen. Aber man könnte sagen: Ich arbeite mich gerade nach oben.«
Da schlängelte sich plötzlich eine wohlbekannte Blondine durch die Menge und erschien wie aus dem Nichts neben ihnen. Sloan trug ihr platinblondes Haar zu einem strengen Pferdeschwanz im Nacken gebunden und war mit einem schwarzen, engen Rock und einem ärmellosen Top bekleidet, das ihre straffen, gebräunten Arme zur Geltung brachte.
»Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen, Regina!«, sagte Sloan. Sie schlug einen leichten Ton an, aber wer ihren Blick sah, verstand, warum Regina zusammenzuckte. Glücklicherweise wandte sich Sloan sogleich Sebastian zu. »Nun hast du also endlich deine lang ersehnte Ausstellung.« Sloan hob ihr Champagnerglas, um auf sein Wohl zu trinken.
Diese Äußerung drückte eine Vertrautheit zwischen den beiden aus, die Regina überraschte.
»Nicht ganz was ich wollte, aber ein Schritt in die richtige Richtung«, sagte Sebastian. Er klang eher höflich als freundlich. »Entschuldigst du uns einen Augenblick?«
Und das war mehr ein Befehl als eine Bitte.
Sollte er Sloan damit beleidigt haben, erholte sie sich schnell. »Aber natürlich – du arbeitest. Los, mach deine Runde. Ich
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