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Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber - Die goldene Brücke: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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nicht alles vollsaut … äh, tropft. Kommt nur mit, dann helfe ich Euch.« Stolpernd ging ich voraus und blickte über die Schulter zurück, um mich zu vergewissern, dass er mir folgte. Er schien sich jedoch nur zögernd von Marie zu lösen.
    »Ich bin bald zurück, dann unterhalten wir uns weiter«, versprach er ihr, während er ein Tuch hervorzog und es gegen den triefenden Fleck auf seiner Vorderseite drückte.
    Marie nickte und sandte ihm ein Lächeln hinterher, was einen siegesbewussten Ausdruck auf sein Gesicht treten ließ, für den ich ihn hasste. Jedenfalls einen Moment lang. Dann rang ich mich dazu durch, ihm zu verzeihen, denn er konnte ja nichts dafür.
    Ich führte ihn nach unten in den Hauswirtschaftstrakt, wo ein Diener sich um das weindurchtränkte Wams kümmerte, während Sebastiano mit verschränkten Armen an der Wand der Wäschekammer lehnte. Vor dem Weiß seiner spitzenverzierten Hemdbrust hob sich die gesunde Bräune seines Gesichts deutlich ab. Er hatte die letzten Wochen viel Zeit im Freien verbracht. Außerdem hatte er eine Menge hartes Waffentraining absolviert, das merkte man. Er war schon vorher muskulös gewesen, aber dass er in der Hinsicht noch zugelegt hatte, war trotz des bauschig geschnittenen Hemdes nicht zu übersehen.
    Ob er wohl … ob er sich mit Frauen verabredet hatte? Vielleicht sogar mit der Zicke aus dem Goldenen Hahn ? Jedenfalls hatte es ihn keine Überwindung gekostet, dem Befehl Richelieus zu folgen und auf Maries Party aufzukreuzen. Ich musste die Zähne zusammenbeißen, um meinen Zorn zu verdrängen. Mit Eifersuchtsattacken kam ich keinen Schritt weiter.
    Er betrachtete mich mit unergründlicher Miene.
    »Ein seltsamer Zufall, dass ich dir in einer Stadt, in der mehrere hunderttausend Menschen leben, innerhalb von zwei Tagen schon das dritte Mal begegne. Und jedes Mal geschieht dir ein Missgeschick. Entweder lässt du etwas fallen oder fällst selbst hin.«
    »Oder beides«, entfuhr es mir.
    Ein kurzes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Oder beides«, stimmte er zu. »Trotzdem ist es ein seltsamer Zufall.«
    »Zufälle passieren wesentlich häufiger, als man denkt«, behauptete ich. »Ich habe mal von einer wissenschaftlichen Untersuchung gelesen, nach der fünf Prozent aller Begegnungen zwischen Leuten, die sich kennen, zufällig stattfinden.«
    Das war völlig frei erfunden, aber es hörte sich vernünftig und überzeugend an. Wissenschaftliche Untersuchungen und Statistiken waren hervorragend geeignet, Misstrauen zu zerstreuen.
    »Wo hast du denn von dieser Untersuchung gelesen?«, erkundigte Sebastiano sich.
    »Äh … keine Ahnung, das hab ich vergessen. Ich lese sehr viel.«
    »So, tust du das.« Er runzelte die Stirn. »Für ein junges Mädchen ist das höchst ungewöhnlich.«
    »Mein Vater ist Professor, in meinem Elternhaus wurde immer viel gelesen«, sagte ich wahrheitsgemäß. Bevor er mich danach fragen konnte, fügte ich hinzu: »Ich komme aus Frankfurt.«
    »Ich weiß.«
    Ich starrte ihn an. »Woher?«
    »Jacques hat es mir erzählt. Nachdem er sich gestern bei der Marquise mit dir unterhalten hatte. Ich hatte dich gar nicht gesehen, doch das ändert nichts daran, dass du dort warst. Streng genommen hast du also in den beiden letzten Tagen nicht nur dreimal, sondern viermal meinen Weg gekreuzt.«
    »Oh. Stimmt. Das ist wirklich ein … äh, Zufall. Aber ich sagte ja schon, dass Zufälle manchmal unberechenbar sind. Nimm zum Beispiel nur das Würfeln.« Ich duzte ihn einfach, er tat es schließlich auch. »Stell dir vor, du wirfst fünf Würfel gleichzeitig. Obwohl es an jedem Würfel sechs verschiedene Seiten gibt, kommt es trotzdem vor, dass alle dieselbe Zahl zeigen. Das ist garantiert nicht unwahrscheinlicher, als demselben Menschen an zwei Tagen viermal über den Weg zu laufen.«
    Sebastiano hob die Brauen. »Über Zufälle und Wahrscheinlichkeiten scheinst du dir eine fundierte Meinung gebildet zu haben.«
    »Ja, das ist so meine Art«, sagte ich lahm.
    Wieder zuckte es um seine Mundwinkel, diesmal deutlicher. Mein Eindruck hatte mich nicht getrogen, ich schien ihn zu amüsieren. Während ich noch überlegte, ob das ein guter oder schlechter Anfang war, legte er einen Finger unter mein Kinn. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich vorwitzig bist?«
    »Ich glaube, schon oft.« Ein bisschen zittrig – seine Berührung ging mir durch und durch – lächelte ich ihn an, und dann geschah das Wunder: Er lächelte zurück. Sofort hatte ich

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