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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Trevisan sagen sollte.
    »Zum Beispiel könntest du behaupten, ihr beide, du und Bartolomeo, wäret einfach nur zum Beten dort gewesen, als plötzlich dieser Mann aus der Sakristei gekommen sei …«
    »Du meinst, dieser Mönch .«
    »Nun, das konnte man wegen der Dunkelheit leider nicht erkennen. Für euch sah er aus wie ein gefährlicher, dunkel gekleideter Mann, von dem ihr glaubtet, er wolle etwas aus der Sakristei stehlen. Deswegen habt ihr ihn dort einsperren wollen, um dann Hilfe zu holen.« Sie zählte an den Fingern die Beweise auf. »Warum hätte Bartolomeo ihn sonst in die Sakristei schubsen sollen, es sei denn, um ihn dort festzusetzen? Und warum hättest du hinter ihnen die Tür zuschlagen sollen, wenn nicht aus demselben Grund? Und hatte etwa Bartolomeo Diebesgut bei sich oder Anstalten gemacht, etwas wegzunehmen?«
    Ich konnte nicht umhin, ihre Argumentation zu bewundern. Gäbe es einen Verein der erfindungsreichsten Lügner, müsste Clarissa im Vorstand sitzen.
    »Während du bei Trevisan vorsprichst, werde ich Jacopo um Hilfe bitten. Er kennt viele Leute aus den Ämtern und einige von denen sind ihm noch aus Kriegszeiten verpflichtet.«
    »Das würde ich dir hoch anrechnen«, sagte ich dankbar. Mit einem Mal war es mir ganz egal, wie oft sie mich belogen hatte. Hauptsache, sie half dabei, Bart aus dem Knast zu holen. Dass ihr daran wirklich gelegen war, stand außer Frage. Ihr Gesichtsausdruck bewies, wie besorgt sie war. Bart betreffend hatte sie ihre Schwachstellen, das stand fest.
    »Du musst dich allerdings umziehen, bevor du Trevisan aufsuchst.« Clarissa rümpfte die Nase. »Und dich vielleicht vorher ein wenig waschen.«
    »Glaubst du, ich weiß nicht, wie nötig ich das habe?«, meinte ich beleidigt.
    »Soll ich dir ein frisches Unterkleid borgen?«
    Verdrossen schüttelte ich den Kopf. »Ich habe noch eins.« Hoffentlich war es mir nicht einen halben Meter zu lang. Doch dann fiel mir ein, dass von der übrigen Kleidung, die Marietta mir vermacht hatte, kein einziges Stück zu lang gewesen war. Sie hatte alles für mich passend kürzen lassen, das wurde mir jetzt erst klar. Ein Teil meiner Eifersucht verwandelte sich in Dankbarkeit. Auf die Unterstützung dieser Frau war wenigstens Verlass! Wenn ich Glück hatte, war sogar schon meine Kiste aus dem Kloster geholt worden und wartete bei Monna Faustina auf mich. Dann konnte ich mich sofort umziehen und verlor keine Zeit bei meinen Bemühungen um Barts Freilassung.
    In Gedanken war ich bereits damit beschäftigt, Trevisan meine Argumente vorzutragen – oder besser: die von Clarissa –, sodass ich fast vergaß, eine sehr wichtige Frage zu klären.
    »Wieso warst du gestern eigentlich so wütend auf mich?«, wollte ich wissen. »Und lüg mich ja nicht an! Ich durchschaue dich sofort!«
    Das wiederum stimmte nicht, sondern war eine Notlüge, mit der ich sie animieren wollte, vielleicht endlich spontan die Wahrheit zu sagen.
    »Bist du sehr böse auf mich?« Sie blickte mich mit großen Augen an. »Ich war schrecklich niedergeschlagen. Und so neidisch!«
    »Worauf denn?«
    »Alvise hat mir erzählt, dass du deine Aufgabe erfüllt hast und beim nächsten Mondwechsel zurück nach Hause darfst.«
    Mir fiel die Kinnlade herab. »Er hat … was?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er sagte zu mir: Die kleine tapfere Anna hat ihre Aufgabe erfüllt und darf zum nächsten Mondwechsel nach Hause. Genau das waren seine Worte.«
    Wenn das nicht der Gipfel war! Unfassbar, dass er über meine Aufgabe Bescheid wusste! Und dieses Wissen auch noch auf zynische und selbstgerechte Weise nutzte, um Clarissa zu demütigen! Es war nicht auszuhalten, wie dreist und heimtückisch dieser Mann war!
    »Hat er dir auch erzählt, worin meine Aufgabe bestand und wie er überhaupt davon erfahren hat?«
    Clarissa schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn gefragt, aber er hatte es eilig und konnte es mir nicht mehr sagen. Er meinte, er müsse noch eine wichtige Rede für eine wichtige Sitzung vorbereiten. Er wollte gestern vor dem Rat der Zehn im Dogenpalast sprechen.«
    O ja, das wollte er und er hatte es getan! Und damit ihm niemand dazwischenkam, hätte Sebastiano Gift schlucken und sich die Radieschen von unten betrachten sollen. Um ganz sicherzugehen, hatte Alvise auch noch den falschen Termin in die Welt gesetzt. Er dachte an alles und wusste alles.
    Dieser eiskalte Verbrecher! Fast hätte ich einen Wutschrei ausgestoßen. Stattdessen begnügte ich mich mit einem

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