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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Zähneknirschen.
    Clarissa lächelte mich zaghaft an. »Sind wir wieder Freundinnen?« Sie wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern meinte in geschäftigem Ton: »Wir sollten keine Zeit vergeuden. Ich mache mich gleich auf den Weg, um mit Jacopo zu sprechen, und du solltest dich rasch waschen und umkleiden, damit du Trevisan aufsuchen kannst!« Sie wandte sich zum Gehen. Über die Schulter nickte sie mir verschwörerisch zu. »Lass mich hinterher wissen, wie es ausgegangen ist!«
    Und schon war sie um die nächste Ecke gehuscht. Ich starrte die Stelle an, wo sie verschwunden war, und fragte mich, wie sie es immer wieder schaffte, mich auf ihre Seite zu ziehen, obwohl sie log, dass sich die Balken bogen. Wäre sie Pinocchio, würde ihre Nase von Venedig bis nach Paris und wieder zurück reichen.
    Und dann war da noch die Geschichte mit Giancarlo.
    Der Himmel allein wusste, warum ich sie nicht danach gefragt hatte. Gedacht hatte ich daran – wie hätte ich etwas derart Schreckliches auch vergessen können? –, doch eine unerklärliche Scheu hatte mich davon abgehalten, sie darauf anzusprechen. Es hatte so verzweifelt und qualvoll geklungen, als sie seinen Tod erwähnt hatte. Jeder Versuch, mehr darüber herauszufinden, hätte bestimmt schmerzende Wunden aufgerissen, und das wollte ich ihr nicht antun.
    Erschöpft von der schlaflosen Nacht und vom vielen Herumlaufen machte ich mich auf den Weg zu Monna Faustinas Haus.

    Dort erwarteten mich eine gute und eine schlechte Neuigkeit. Die gute war, dass tatsächlich bereits meine Kleiderkiste eingetroffen war. Die schlechte war, dass Monna Faustina rückwirkend die Miete erhöhen wollte, weil, so ihre Verlautbarung, sie durch meinen Gatten und mich nur Unfrieden, Unpässlichkeit und sonstiges Leid erfahren habe.
    Diesen Zahn musste ich Monna Faustina sofort ziehen.
    »Mein Gatte hat leider unser gesamtes Geld bei sich. Doch ich kann Euch versichern, dass er alle Eure Forderungen begleichen wird, sobald er wieder gesund ist. Länger als eine Woche wird es bestimmt nicht dauern.«
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht selbst noch Bares besitzt?«, fragte Monna Faustina.
    »Ganz sicher.«
    Sie schaute in höchstem Maße verkniffen drein, sagte aber nichts mehr.
    Seit dem Morgen hatte sie sich gut erholt. Sie war wieder fest auf den Beinen und wuselte in der Küche herum, offenbar im Begriff, zu frühstücken. Hungrig blickte ich auf das Holzbrett mit dem Käse und dem Brot, das sie gut sichtbar auf dem Tisch platziert hatte. Meine letzte Mahlzeit lag so lange zurück, dass ich mich kaum daran erinnern konnte.
    Ich hätte mir etwas kaufen können, in der Stadt gab es überall Bäckerläden. Doch leider hatte Sebastiano beim Übertritt in die Zukunft tatsächlich sein gesamtes Bargeld mitgenommen. Zu blöd, dass ich nicht daran gedacht hatte, die Börse von seinem Gürtel zu nehmen.
    Erst mit Verzögerung fiel mir ein, dass ich einen eigenen Notgroschen besaß. Mein Blick heftete sich auf die Kiste, die unter der Treppe abgestellt war. Zwei Klosterdiener hatten sie laut Monna Faustina kurze Zeit nach meinem Aufbruch hier abgeliefert. Ich zweifelte nicht daran, dass Monna Faustina sich bereits einen Überblick über den Inhalt verschafft hatte, einschließlich Sichtung des Geldes. Jetzt war mir auch klar, was sie zu der Mieterhöhung inspiriert hatte.
    Eilig schleppte ich die Kiste auf den Dachboden, prüfte meine Habseligkeiten auf Vollständigkeit und zählte die Münzen. Es waren genug, um mich bis zum nächsten Mondwechsel über die Runden zu bringen, vielleicht noch ein paar Tage länger, sogar inklusive Mieterhöhung. Wobei ich allerdings nicht vorhatte, Monna Faustina mehr als unbedingt nötig in den Rachen zu werfen, da sie sowieso für jeden Extraservice Geld wollte.
    Gleich darauf musste ich auch schon einen Teil meiner Barschaft herausrücken, weil ich Wasser zum Waschen brauchte. Folglich gestand ich Monna Faustina, dass ich doch noch ein paar Soldi gefunden hätte. Da es jedoch gut möglich sei, dass mein Gatte im Spital ebenfalls Auslagen haben werde, müsse ich sehr sparsam sein.
    Ich feilschte mit ihr bis aufs Blut. Nach einer Weile wurden wir handelseinig, wobei ich fand, dass ich mich wacker geschlagen hatte, zumal noch eine Scheibe Brot mit Käse dabei heraussprang.
    Brummend händigte sie mir einen Krug mit frischem Wasser aus und gestattete mir sogar, ihren Handspiegel zu benutzen. Tücher, Seife und Kamm nahm ich aus Sebastianos Kiste, die seltsam

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