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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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des Ers­ten… oder auf ih­rer? „Es war ge­nau wie die Din­ger, die die Leu­te an der Ober­flä­che um­ge­bracht ha­ben. Der Ers­te hat es ge­schickt, um mich zu war­nen.“
    „Zu war­nen wo­vor?“ sag­te Da­vid. „Mach dich nicht lä­cher­lich. Sind hier un­ten noch mehr da­von auf­ge­taucht?“
    „Ja.“ Sie nick­te. Das stimm­te – ih­re Er­schei­nung hat­te zu den ers­ten ge­hört. „Tie­re auch. Aber der Ers­te hat es ge­schickt, um mich zu ho­len.“
    „Es hat dich aber nicht ge­holt, oder?“
    Das hat­te kei­nen Sinn. Er zeig­te nicht die ge­rings­te Sym­pa­thie.
    „Der Ers­te ist da­für nicht ver­ant­wort­lich“, sprach er wei­ter. „Er weiß selbst nicht, was los ist.“
    Sie sah hoch. Er hat­te un­recht, aber wie soll­te sie ihm das sa­gen?
    „Ich muß das für ihn her­aus­krie­gen. Afri­ka. Drau­ßen.“
    „Gehst du weg?“ frag­te sie ängst­lich.
    „Ich muß.“
    „Du hast es mir ver­spro­chen.“ Wenn sie es so sag­te, hör­te es sich wei­ner­lich an, und des­halb fing sie schnell an: „Und wenn…“
    So weit kam sie, als Da­vid sie un­ter­brach.
    „Das kommt nicht noch ein­mal vor. Du brauchst kei­ne Angst zu ha­ben, da­zu be­steht kein An­laß.“
    Doch, doch. „Aber ich…“
    „Sei jetzt still – und auf Wie­der­se­hen“, sag­te er ab­rupt. Er stand auf, folg­te der Ein­ge­bung sei­ner schlech­ten Lau­ne und ging hin­aus.
    Sie hat­te das völ­lig falsch an­ge­packt. Wie im­mer. Es war nicht ganz al­lein ih­re Schuld. Sie hat­te ihm al­les ge­ge­ben, was er woll­te, und statt es ihr mit ein biß­chen Freund­lich­keit und Ent­ge­gen­kom­men zu ver­gel­ten, hat­te er sie wie den letz­ten Dreck be­han­delt. Was soll­te sie von ei­nem sol­chen Mann er­war­ten? Was soll­te man von Män­nern über­haupt er­war­ten?
    Jetzt wür­de er nicht zu­rück­kom­men. Viel­leicht nie mehr. Das war ihr egal. Sie ver­such­te, sich da­von zu über­zeu­gen, daß es ihr egal war.
     
    Man­fred Ray­mond kau­te an sei­nen Fin­ger­nä­geln und ver­such­te nicht ein­mal, den An­schein zu er­we­cken, als wür­de er sei­ner Ar­beit im Ar­chiv nach­kom­men. Er war­te­te auf den An­ruf, der in­ner­halb der nächs­ten zwei Stun­den kom­men muß­te. Das wuß­te er. Al­le Vor­be­rei­tun­gen wa­ren ge­trof­fen. Es be­stand noch die ent­fern­te Mög­lich­keit, daß das ge­sam­te Vor­ha­ben ei­ne Fal­le war, die der Ers­te ge­stellt hat­te, um al­le sei­ne Geg­ner mit ei­nem Schlag zu ver­nich­ten. Das hielt Ray­mond ir­gend­wie für un­wahr­schein­lich. Aber selbst, wenn es so sein soll­te – sie kann­ten das Ri­si­ko und die Al­ter­na­tiv­plä­ne. Wahr­schein­lich wür­den sie al­le ster­ben, aber den Ers­ten wür­den sie we­nigs­tens mit in den Tod neh­men.
    Dann sprach die Stim­me aus dem Schirm.
    Ray­mond wuß­te nicht, wer er war, die­ser Mann, der al­les ar­ran­giert und mit den Ver­schwö­rern Ver­bin­dung auf­ge­nom­men hat­te, aber es muß­te je­mand sein, der im Sys­tem ganz oben stand. Je­mand, der die Schir­me be­nut­zen konn­te, oh­ne daß sei­ne Be­fug­nis kon­trol­liert wur­de; je­mand, der den Ers­ten aus dem Weg räu­men woll­te, da­mit er selbst sei­ne Stel­le ein­neh­men konn­te. Der neue Ers­te Wäch­ter wür­de nicht mehr in der La­ge sein, sei­ne Macht zu miß­brau­chen und je­ne aus­zu­schal­ten, die ihm ge­hol­fen hat­ten – weil Ray­mond das nicht zu­las­sen wür­de.
    „So kom­men Sie zur Woh­nung des Ers­ten“, sag­te die Stim­me und be­schrieb ihm den Weg.
     
     
    Er war im­mer wie­der kurz bei Be­wußt­sein ge­we­sen und wuß­te des­halb, was ge­sche­hen war. Das vol­le Be­wußt­sein aber – die geis­ti­ge Fä­hig­keit, Hand­lun­gen mit Ge­dan­ken zu ko­or­di­nie­ren – er­reich­te er erst spä­ter. Sie hat­ten ihn in ei­ner klei­nen recht­e­cki­gen Höh­le, die wie ein Zim­mer aus­sah, al­lein ge­las­sen. Au­ßer­dem wa­ren sie so dumm ge­we­sen, ihm sei­ne Aus­rüs­tung nicht weg­zu­neh­men. Er hat­te je­doch nur ge­ra­de so­viel Zeit, sich sein Schwert zu ho­len, als er glaub­te, einen von ih­nen zu­rück­kom­men zu hö­ren; er muß­te sei­ne Klei­der lie­gen­las­sen und has­te­te zu­rück.
    Sie hat­ten Gil­bert um­ge­bracht

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