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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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viel­leicht ver­spür­te ich auch ein ge­wis­ses Schuld­ge­fühl we­gen der Din­ge, die vor­ge­fal­len wa­ren – und auch we­gen mei­nes Ver­hal­tens. Ich hat­te ihn be­nutzt, und er hat­te da­für lei­den müs­sen. Es war nicht mehr als ge­recht, daß er be­han­delt wur­de.
    Er wur­de doch be­han­delt, oder? Na­tür­lich wür­de er das, das brauch­te ich nicht erst her­aus­zu­fin­den. Wenn es ihm wie­der gut­ging, dann wür­den sie sein Ge­dächt­nis ma­ni­pu­lie­ren und ihn lau­fen­las­sen.
    Na­tür­lich wür­den sie das. Warum auch nicht?
    Mir fie­len oh­ne die ge­rings­te An­stren­gung ein paar gu­te Grün­de da­für ein.
    „Sie ha­ben Glück, daß Sie noch am Le­ben sind“, sag­ten sie im­mer wie­der, und in ge­wis­ser Be­zie­hung war das rich­tig. Er hat­te Glück ge­habt, daß sei­ne Ent­füh­rer so bald ver­folgt wor­den wa­ren; er hat­te Glück ge­habt, daß er nicht ge­tö­tet wor­den war, als er vor ih­nen ge­flo­hen war. Aber im­mer­hin hat­te er die an­de­ren zu­sam­men­ge­ru­fen, so daß sie schon ganz kurz nach sei­ner Ge­fan­gen­nah­me zur Stel­le sein konn­ten. Er hat­te er­war­tet, daß der Wäch­ter ir­gend­ei­nen Trick ver­su­chen wür­de. Er, nur er, hat­te sein Pferd zur Flucht an­ge­spornt – aber sei­ne so­ge­nann­ten Freun­de hat­ten auf ihn ge­schos­sen und ihn bei­na­he ge­tö­tet. Wenn das al­ler­dings nicht ge­sche­hen wä­re, hät­te er ein schlim­me­res Schick­sal als den Tod er­tra­gen müs­sen: Man hät­te ihn un­ter die Er­de ver­schleppt, ver­hört, ge­fol­tert, be­straft, ver­stüm­melt. Nicht daß er völ­lig un­ver­letzt ent­kom­men war, aber die Ver­let­zun­gen wa­ren we­ni­ger schlimm als das, was mit ihm hät­te ge­sche­hen kön­nen. Der Ers­te hat­te et­was vor. Nach zehn Jah­ren Gra­bes­ru­he er­wach­te er end­lich zum Le­ben. Sie muß­ten han­deln, be­vor er noch wei­te­re Schrit­te un­ter­neh­men konn­te. Und das muß­te jetzt sein, sonst wür­den sie al­le ster­ben müs­sen, weil sie zu lan­ge ge­zö­gert hat­ten. „Wir müs­sen den Plan jetzt aus­füh­ren“, sag­te Du­val im­mer wie­der, und al­le an­de­ren nick­ten zu­stim­mend.
     
     
    „Das ha­ben Sie gut ge­macht“, sag­te der Ers­te.
    „Vie­len Dank“, sag­te ich und dach­te, daß zwar bis­her al­les gut­ge­gan­gen war, frag­te mich aber, wie es en­den wür­de. Er hat­te mich si­cher­lich nicht nur des­halb an­ge­ru­fen, weil er mir sei­ne An­er­ken­nung aus­drücken woll­te.
    „Und des­halb ha­be ich noch einen Auf­trag für Sie. Sie müs­sen nach Afri­ka.“
    „Afri­ka?“
    „Neh­men Sie den Rit­ter von der Ober­flä­che mit, der hilft Ih­nen viel­leicht.“
    An die­sem Satz klam­mer­te ich mich fest, da er leich­ter zu ver­ste­hen war als der vor­her­ge­hen­de. Er wuß­te über von An­gel Be­scheid. Na­tür­lich. Er schi­en aber nichts ge­gen ihn zu ha­ben.
    „Warum Afri­ka?“ sag­te ich und ver­such­te, auch dar­in den Sinn zu ent­de­cken. „Was ist denn in Afri­ka?“
    „Das sol­len Sie ja her­aus­fin­den. Neh­men Sie sich, was Sie brau­chen. Blei­ben Sie in Ver­bin­dung.“
    Das war al­les, und er woll­te ge­ra­de die Ver­bin­dung ab­bre­chen. „War­ten Sie!“ sag­te ich.
    „Was gibt es noch?“
    „Äh… hat das et­was mit die­sen Din­gern, die­sen An­dro­iden, zu tun, die er­schie­nen sind – Men­schen, Tie­re?“
    „Ja. His­to­risch, geo­gra­phisch, eth­nisch, was Sie wol­len – sie kom­men al­le vom Schwar­zen Kon­ti­nent. Es ist nur lo­gisch, daß man es da zu­erst ver­sucht.“
    „Und ich soll her­aus­fin­den, ob sie von dort stam­men?“
    „Ja. Ich bin si­cher, daß Ih­re Frau Sie auf den neues­ten In­for­ma­ti­ons­stand dar­über brin­gen wird, was pas­siert ist, wäh­rend Sie weg wa­ren.“
    Er ver­schwand. Mit sei­ner letz­ten Be­mer­kung woll­te er wohl de­mons­trie­ren, daß er al­les voll im Griff hat­te – al­les und je­den.
    Afri­ka… drau­ßen… von An­gel mit­neh­men… Son­ya fra­gen.
    Ei­ne Schal­tung in mei­nem Kopf mach­te Klick, und mir wur­de klar, daß dies al­les mit dem Ge­gen­stand ih­rer Angst zu tun hat­te. Ich ging zu­rück ins Schlaf­zim­mer und stell­te mich ein paar Se­kun­den

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