Zeitfinsternis
und ihn dann in die Unterwelt verschleppt. Eine Zeitlang war er mit der Vorstellung zufrieden, daß er tot sei, obwohl das alles nicht im geringsten dem entsprach, was die Priester erzählten. Bald aber wurde ihm klar, daß er noch immer lebte und atmete und Schmerzen fühlte und Hunger spürte. Gnome hatten ihn tief ins Innerste der Erde verschleppt. Er wußte jetzt sicher, daß zumindest ein Teil der Zauberer mit den Bewohnern der unterirdischen Gefilde verbündet waren; vielleicht stammten sie alle von hier, wohnten in dunklen Tunnels und bewegten sich in Karren vorwärts, die von selbst losgaloppierten.
Er hatte keine Ahnung, warum er hierhergebracht worden war. In der letzten Stunde hatte er Bewußtlosigkeit vorgetäuscht, während einer der Gnome sich mit seinem Körper beschäftigte oder in der Höhle herumlief. Er sah genau wie ein Mensch aus, aber von Angel ließ sich davon nicht täuschen. Nur mit der größten Anstrengung hatte er sich davon abhalten können, laut aufzuschreien, wenn er mit seinen schleimigen Pfoten sein nacktes Fleisch berührte.
Und jetzt wollte er fliehen. Er wußte noch nicht, wohin oder wie; aber es war klar, daß er hier nicht mehr viel länger bleiben konnte, ohne daß sie ihm etwas taten.
Der Gang war beleuchtet, aber er ging trotzdem vorsichtig hindurch, hielt sich nahe an der Wand und umklammerte fest sein Schwert. Er fragte sich, wo sein Weg hinführte; wenn er aber weit genug ging, mußte er doch sicher zu einer Treppe kommen, die ihn zurück an die Oberfläche und zur Normalität bringen würde.
Täuschte er sich, spielten seine Augen ihm einen Streich, oder wurde es wirklich vor ihm dunkler? Er schaute zurück. Hinter ihm sah es deutlich heller aus. Trotzdem kratzte er die letzten Reste seines Muts zusammen und schritt beinahe kühn weiter.
Als er eine Kreuzung erreichte, an der ein anderer Gang abzweigte, erschien von der Seite eine seltsame menschenähnliche Gestalt – ihre Augen waren riesig und starrten ihn an wie ein Frosch. Weniger als zwei Schritte voneinander entfernt blieben Ritter und Froschmensch stehen und starrten einander an.
Beide drehten sich im selben Augenblick um und rannten in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
In den nächsten Stunden hatte ich viel zu tun und konnte daher von Angel nicht so bald abholen, wie ich das erwartet hatte. Ein einziger Anruf hatte mir verraten, wo er war und daß er nicht schwer verletzt war. Die Zeit verging, während ich mich über Afrika informierte, mir Karten und ähnliches verschaffte und ein paar Artikel las. Ich mußte außerdem dafür sorgen, daß vier Pferde zu einem Treffpunkt weit im Süden gebracht wurden. Eines für jeden und zwei weitere als Tragpferde für unsere Ausrüstung. Wir würden lange wegbleiben, und unterwegs würden wir keine Möglichkeit haben, uns mit dem zu versorgen, was wir brauchten. Dort, wo wir hinwollten, lebte schon seit sehr langer Zeit niemand mehr.
Als ich im Krankenhaus ankam, war der Saarländer fort.
„Fort?“ fragte ich.
„Ja“, sagte der Arzt. „Ich bin zurückgekommen, und da war er nicht mehr da.“
„Haben Sie ihn allein gelassen?“
„Also…“
Zu Fuß konnte er nicht weit gekommen sein, aber welche Richtung hatte er wohl eingeschlagen? Ich stand zögernd in der Tür und versuchte zu entscheiden, wohin ich gehen sollte, als ein allgemeiner Bericht über den Schirm kam: Ein Beobachter war von einem nackten Androiden verfolgt worden, der ein Schwert trug – nur dieses Mal war er weiß statt schwarz gewesen. Eine Übertragung, die genau zur rechten Zeit kommt, dachte ich.
Das mußte von Angel sein. Ich holte mir eine Impfpistole, die mit einem Betäubungsmittel geladen war, und machte mich auf die Suche. Es war nicht schwer, ihn zu
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