Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
Vom Netzwerk:
gewesen war.
    In der damaligen Zeit war der Selbstmord – obwohl gesellschaftlich geächtet – unter empfindsamen jungen Frauen dennoch eine sehr populäre Tat, denn auch Percys Ehefrau Harriet hatte sich nur wenige Wochen zuvor das Leben genommen. Diese Tragödie ermöglichte es zumindest Percy und Mary im Dezember 1816 zu heiraten, was von William mit großer Erleichterung aufgenommen wurde, zumal Mary erneut schwanger war.
    Mary veröffentlichte in der darauf folgenden Zeit einige Reiseerzählungen und brachte im Januar 1818 schließlich auch ihren Frankenstein -Roman heraus. Das Buch erschien anonym, aber mit einem Vorwort von Percy Shelley, weswegen die Öffentlichkeit zunächst ihn für den Autor hielt. Allerdings verkaufte sich das Buch anfangs nicht sonderlich gut.
     
    Ein Jahr später tauchte auch John Polidoris Erzählung Der Vampyr plötzlich in der Öffentlichkeit auf. Sie wurde im April 1819 in der Zeitschrift New Monthly Magazine veröffentlicht und als eine Geschichte »Von Lord Byron« bezeichnet.
    Polidoris Erzählung war inzwischen viel besser ausgearbeitet und präsentierte die Handlung jetzt aus der Perspektive eines jungen Mannes namens Aubrey, der dem mysteriösen Lord Ruthven begegnete und zunächst in dessen Bann gezogen wurde. Obwohl Aubrey später von Vampirlegenden erfuhr und ein mit ihm befreundetes Mädchen dann tatsächlich von einem Vampir getötet wurde, brachte der junge Held den von ihm bewunderten Lord nicht mit jenen Geschehnissen in Verbindung. Kurz darauf wurde der Lord bei einem Überfall tödlich verwundet und starb in Aubreys Armen. Entsetzt begegnete Aubrey dem vermeintlich Toten jedoch später in London in Gestalt des Earl von Marsden wieder, der sich anschickte, Aubreys Schwester zu heiraten. Doch bevor Aubrey imstande war, seine Schwester zu warnen und ihr das schreckliche Geheimnis zu offenbaren, dass sie einen Vampir ehelichen würde, verstarb er.
    Mit einigem Amüsement stellte ich fest, dass der Vampir Lord Ruthven in Polidoris Geschichte unverkennbar die Züge Lord Byrons trug. Er besaß dessen Charme ebenso wie dessen Selbstherrlichkeit und Arroganz. Es erschien mir fast wie eine Art späte Rache Polidoris für das Unbill, das er unter Byron hatte ertragen müssen.
    Der Umstand, dass Der Vampyr fälschlicherweise zunächst für eine Erzählung aus Byrons Feder gehalten wurde, führte dazu, dass sie sich mit großem Erfolg verkaufte.
    Darüber hinaus erfreuten sich inzwischen viele solcher von einer düsteren Romantik geprägten Schauergeschichten zunehmend einer allgemeinen Beliebtheit, wie Fergus und ich bei einem unserer Treffen feststellten. Es erfüllte uns mit einer gewissen Heiterkeit, dass sich die Gesellschaft unsere Spezies nun nicht mehr länger als die buckligen Kreaturen mit ledriger Haut vorstellte, wie sie noch in den alten Legenden dargestellt wurden, sondern »der Vampir an sich« jetzt vielmehr als ein vornehmes Geschöpf mit tragischer Vergangenheit, düsterer Aura und verführerisch gefährlichen Neigungen angesehen wurde.
    »Früher waren wir noch die sabbernden Monster«, kommentierte Fergus bei einem gemeinsamen Jagdausflug grinsend die wachsende Begeisterung für Vampirgeschichten, »und heute sind wir zwar wie Menschen, nur viel faszinierender und gefährlicher! Verstehst du diesen Sinneswandel?«
    »Ach, das Geheimnisvolle und Dunkle hat auf die Menschen schon immer einen unwiderstehlichen Reiz ausgeübt«, antwortete ich lachend. »Nur durfte es natürlich nicht in einem so hässlichen Gewand daher kommen. Solange ein Blutsauger anmutig und von edler Gestalt ist, hat sein Schrecken offenbar etwas Prickelndes.«
    »Ich frage mich, ob die Menschen auch noch so denken, wenn sie von einem Sybariten zu ihrer Mahlzeit auserkoren werden?«, entgegnete Fergus kopfschüttelnd. »Doch wenn sie uns so attraktiv finden, sollten wir uns diesen Jagdausflug hier vielleicht schenken und lieber ein kleines Blutbad in der Innenstadt anrichten. Was meinst du?« Er grinste mich herausfordernd an.
    Ich stupste ihn nur lachend in die Seite. Ich wusste ja, dass er es nicht ernst meinte.
    John Polidori, der indirekte Wegbereiter jenes Sinneswandels, verstarb nur wenige Jahre später unter nicht ganz geklärten Umständen und bekam insofern selbst gar nicht mehr mit, wie seine Geschichte die Literatur beeinflusst hatte und noch unzählige weitere Vampirgeschichten nach sich zog.
    Auch Percy Shelley verstarb bereits 1822 bei einem Segelunglück in der Toskana, wo

Weitere Kostenlose Bücher