Zeitoun (German Edition)
Rettungskräften und Notfallausrüstung.« Terroristen »könnten sogar darauf bauen, dass die Nationalgarde und andere Einheiten … aufgrund von Einsätzen im Ausland weniger kompetent und schlechter ausgerüstet sind, um angemessen zu reagieren«.
Dann unterteilten sie ihre Erkenntnisse in drei Kategorien: vor dem Notfall, während des Notfalls und nach dem Notfall. Vor dem Sturm, so schrieb die Kommission, würden die Terroristen höchstwahrscheinlich die Gelegenheit nutzen, »die Vorsichtsmaßnahmen zu beobachten, die Mittel zur Gefahrenabwehr ebenso einzuschätzen wie die Wirksamkeit von Einsatzplänen in kritischen Infrastrukturen«. Zudem warnten sie davor, dass Terroristen Evakuierungsrouten ins Visier nehmen, »Massenpaniken« auslösen und »das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung unterminieren« könnten. Terroraktivitäten während des Sturms waren nach Ansicht der Kommission »aufgrund der extremen Wetterbedingungen, der schwer zu berechnenden Zugbahn des Hurrikans und der Schwierigkeit, Kräfte zu mobilisieren«, weniger wahrscheinlich. Nach dem Sturm stünden den Terroristen wenige, aber wirksame Optionen zur Verfügung. Sie könnten »Panik in der Bevölkerung auslösen, um das System durch die Verbreitung von Gerüchten weiter zu destabilisieren«, und somit »die Berichterstattung in den Medien verstärken« und »das öffentliche Gesundheitssystem belasten«.
Die Kommission sprach etliche Empfehlungen aus, um die Bedrohung, die von solchen Terroristen ausging, zu verringern. Dazu gehörten: »Stärkere Sicherheitsmaßnahmen (z. B. Überprüfung von Personalien) in Evakuierungszentren und Schutzräumen«; »Anweisung an Ersthelfer, Fernmeldekräfte und Kräfte, die für die Instandsetzung der Stromversorgung zuständig sind, verstärkt Personalien zu überprüfen, damit Unbefugte keinen Zugang zu Angriffszielen erhalten«; und »Vermehrte Patrouillen und erhöhte Wachsamkeit der Sicherheitskräfte an wichtigen Verkehrs- und Evakuierungspunkten (zum Beispiel Brücken und Tunneln). Dazu gehört auch, auf verlassene Fahrzeuge an diesen Standorten zu achten.«
Die Kommission hielt es für unwahrscheinlich, dass eine bestehende Terrorgruppe während eines Hurrikans in den USA aktiv werden würde. Stattdessen vertrat sie die Auffassung, dass »eher eine kleine terroristische Splittergruppe oder ein Einzeltäter … einen Hurrikan unmittelbar ausnutzen könnte. Damit sind Personen mit einer eigenen politischen Agenda gemeint, religiöse Extremisten oder sonstige unzufriedene Individuen.«
Kathy weiß nicht recht, ob es gut oder schlecht ist, solche Dinge zu erfahren. Sie hat Katrina auf vielerlei Weise hinter sich gelassen, doch die Nachwirkungen zeigen sich immer noch und oft dann, wenn sie am wenigsten damit rechnet. An vielen Tagen läuft alles ganz normal. Sie fährt die Kinder zur Schule und holt sie wieder ab, und in der Zwischenzeit kümmert sie sich um die Firma. Wenn die Kinder wieder da sind, macht sie ihnen etwas zu essen und sie schauen fern oder machen ihre Hausaufgaben.
Aber neulich musste Kathy Nademah um Hilfe bitten. Sie wollte ins Internet, doch das klappte nicht. Als sie einen Blick hinter den Computer warf, sah sie, dass die Kabel ein einziges Wirrwarr waren, das sie nicht enträtseln konnte. »Demah, kannst du mir helfen, ins Internet zu kommen?«
Nademah kam und half ihr. Kathy war diejenige, die im Haus alle Computer angeschlossen hatte, rief Nademah ihr in Erinnerung, und Kathy hatte Nademah beigebracht, wie man sie benutzt. Kathy wusste das, aber in dem Moment konnte sie sich nicht mehr erinnern, welche Kabel wohin gehörten, welche Knöpfe wofür da waren, wie alles zusammenhing.
Camp Greyhound wurde nicht nur Gegenstand von Untersuchungsberichten, sondern ein Faszinosum für die Stadt im Allgemeinen. Auch Mitarbeiter von Greyhound und Amtrak staunen darüber, wozu der Bahnhof nach dem Sturm umfunktioniert worden war. Fahrkartenverkäufer am Amtrak-Schalter zeigen Besuchern gern, wo man den Häftlingen die Fingerabdrücke abnahm, wo man ihre Körpergröße maß. Die Größenskala ist noch da. Unter einem Plakat neben dem Schalter sind die mit der Hand eingezeichneten Markierungen noch zu sehen. Man muss das Plakat nur abnehmen, und da sind sie, genau wie in den Tagen von Camp Greyhound.
Wie Zeitoun vermutet hatte, war das Gefängnis größtenteils von Hand errichtet worden. Als er dort inhaftiert war, konnte er sich nicht vorstellen, welche Arbeiter zur Verfügung
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