Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitoun (German Edition)

Zeitoun (German Edition)

Titel: Zeitoun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
Vom Netzwerk:
würde ihn niemals loslassen. Aber er hatte keine andere Wahl. Er konnte sich weigern, aber dann würde es zum Kampf kommen. Noch mehr Soldaten. Irgendwelche Strafmaßnahmen.
    »Na los!«, befahl der Soldat.
    Zeitoun zog seine Unterhose aus.
    Einer der Soldaten ging im Kreis um ihn herum, hob im Gehen Zeitouns Arme an. Der Soldat hatte einen Schlagstock in der Hand, und als er hinter Zeitoun war, klopfte er ihm damit von innen gegen den Oberschenkel.
    »Beine spreizen«, sagte der Soldat.
    Zeitoun tat es.
    »Ellbogen auf den Tisch.«
    Zeitoun verstand ihn nicht.
    Der Soldat wiederholte den Befehl mit aufgebrachter Stimme. »Los, Ellbogen auf den Tisch.«
    Er hatte keine andere Wahl. Zeitoun wusste, dass die Soldaten bekommen würden, was sie wollten. Wahrscheinlich suchten sie nach irgendwelcher Schmuggelware, aber er wusste auch, dass alles möglich war. An diesem Tag war für ihn alles ohne Beispiel.
    Zeitoun beugte sich vor. Er hörte, wie sich der Soldat Plastikhandschuhe überstreifte. Zeitoun spürte, wie Finger schnell sein Rektum untersuchten. Der Schmerz war heftig, aber kurz.
    »Aufrichten«, sagte der Soldat und zog sich mit einem Knall den Handschuh aus. »Anziehen.«
    Zeitoun streifte die Shorts und das T-Shirt wieder über. Als er aus dem Raum geführt wurde, sah er Todd. Der schimpfte bereits, drohte damit, die Männer zu verklagen, damit, dass sie alle ihre Jobs verlieren würden. In dem Moment wurde Todd in den Raum gestoßen, die Stahltür schloss sich, und seine Proteste waren nur noch gedämpft zu hören.
    Nachdem auch Todd durchsucht worden war, wurden sie beide zurück durch den Busbahnhof geführt. Zeitoun meinte, einige wissende Blicke zu registrieren, Soldaten und Polizisten, die wussten, was sich in dem Raum ereignet hatte.
    Zeitoun und Todd wurden zum hinteren Teil des Bahnhofs geführt, wo man zu den Bussen und Zügen gelangte. Zeitouns Gedanken überschlugen sich. Wurden sie nach alldem vielleicht doch noch evakuiert? Womöglich hatte man die Leibesvisitation vorgenommen, um sicherzustellen, dass sie nichts gestohlen hatten, und jetzt, wo sie als sauber eingestuft worden waren, brachte man sie aus der Stadt? Es wäre seltsam, aber nicht völlig ausgeschlossen.
    Doch als die Wachen die Türen aufstießen, stockte Zeitoun der Atem. Der Parkplatz, auf dem normalerweise viele Busse standen, war in ein riesiges Freiluftgefängnis umgewandelt worden.
    Ein Maschenzaun mit Stacheldraht bildete einen fünf Meter hohen und rund hundert Meter langen Käfig. Über dem Käfig war eine Abdeckung, ein frei stehendes Dach, wie man es oft als Überdachung bei Tankstellen sieht. Der Stacheldraht auf dem Zaun reichte bis unter diese Abdeckung.
    Zeitoun und Todd wurden zur Vorderseite des Käfigs geführt, nur wenige Schritte von der Rückwand des Bahnhofs entfernt, und ein anderer Wachposten öffnete die Tür. Man stieß sie hinein. Der Käfig wurde verschlossen und dann mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert. Weiter hinten waren zwei andere Gefangene, jeweils allein in einer eigenen Umzäunung.
    »Heilige Scheiße«, sagte Todd.
    Zeitoun war entsetzt. Die Ereignisse des Tages machten ihn fassungslos. Man hatte ihn mit vorgehaltener Waffe in einem Haus verhaftet, das ihm gehörte, und zu einem provisorischen Militärstützpunkt gebracht, der in einem Bahnhof eingerichtet worden war. Man hatte ihn beschuldigt, ein Terrorist zu sein, und in einem Freiluftkäfig eingesperrt. Das übertraf selbst die absurdesten Berichte über Polizeiwillkür in Dritte-Welt-Ländern.
    Im Innern des Käfigs tobte und fluchte Todd vor sich hin. Das Ganze war einfach unglaublich. Aber, so sagte er, so neu war es auch wieder nicht. An Mardi Gras, wenn die städtischen Gefängnisse überfüllt waren, brachte die Polizei von New Orleans Betrunkene und Diebe oft in Zelten unter, die als provisorische Gefängnisse dienten.
    Aber dieses Gefängnis war sehr viel aufwendiger, und es war nach dem Sturm gebaut worden. Als Zeitoun sich umsah, stellte er fest, dass es sich nicht um einen einzigen lang gestreckten Käfig handelte, sondern um etliche kleinere, voneinander abgeteilte Käfige. Etwas Ähnliches hatte er schon mal bei Kunden gesehen, die Hunde hielten. Auch hier war ein großes umzäuntes Gehege in kleinere unterteilt. Er zählte sechzehn Stück. Es sah aus wie ein riesengroßer Hundezwinger, doch zugleich erinnerte es ihn auch noch an etwas ganz anderes.
    Es sah genauso aus wie auf den Bildern, die er von dem

Weitere Kostenlose Bücher