Zeitreise ins Leben (German Edition)
den Fall, dass er vorstellig wird. Herzog Raimund von Rabenhof wird wegen Hochverrats gesucht, ebenso wie seine Geliebte, Elisabeth von Hoc h deutschland. Die beiden sind in Gewahrsam zu nehmen und wenn möglich lebend zu überg e ben. Ansonsten sei die dringende Kunde zu verbreiten, dass das Turnier von Ramsfeld am 28. Juni stattfände und der Sieger des Turniers einen Wunsch an den König frei hätte. Nachden k lich rollte Raimund das Pergament zusammen und schien mit seinen Gedanken nur noch beim angekündigten Turnier zu sein .
„Das ist eine Falle, was meinst du?“, fragte ich ihn .
„Das Turnier?“
„Ja, natürlich das Turnier “, meinte ich ungeduldig. „Es liegt doch auf der Hand, dass der K ö nig dich nach Ramsfeld locken möchte. Entweder kommst du dort erst gar nicht an, weil du vorher verhaftet wirst, oder Friedrich denkt sich etwas aus, damit du keine faire Chance auf einen Sieg hast. Die ganze Sache stinkt doch zum Himmel!“
„Aber, nur einmal angenommen, ich könnte doch antreten. Und nehmen wir weiterhin an, d ass ich sogar gewinnen würde ... “
„Dann “, unterbrach ich ihn schnell. „ ... kannst du sicher sein, dass er dir nicht jede n Wunsch erfüllen wird. Überleg doch einmal: Hochverrat! Nie und nimmer wird unsere Flucht und der beschämende Vorfall seiner Gefangennahme durch einen Turniersieg abgegolten sein.“ Z u mindest konnte ich mir das bei einem Mann wie Friedrich nicht vorstellten.
„Du hast Recht. Und doch ... diese Art der Turniere hat es schon öfter gegeben. Manch ein Ritter, der sich etwas zu Schulden kommen hat lassen, konnte sich dadurch rehabilitieren. Oft geht es bei Turnieren um Geld, Besitz oder eine schöne Frau, aber manchmal eben um die Tilgung eines Verbrechens.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns der Kön ig so einfach davonkommen lässt “, war n te ich erneut, weil ich die Gefahr einer Falle witterte und Angst um Raimund hatte. Doch er blickte mich seltsam an und verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln.
„Glaube mir einfach ist sicher nicht das richtige Wort. Du warst wohl noch nie auf e i nem richtigen Turnier, mit gespitzten Lanzen?“
„Ä h ... ja, das stimmt allerdings “, erwiderte ich beschämt und er schüttelte leicht den Kopf.
„Wo, um Himmels Willen, hast du dich bisher nur versteckt, meine Liebe?“, fragte er ve r wundert und mir wurde gleich wieder flau im Magen, weil ich es ihm ja nicht sagen durfte .
Beim gemeinsamen Frühstück plauderten wir erneut über den Brief .
„Selbst wenn dieses Turnier tatsächlich eine Möglichkeit wäre, unsere missliche Lage zu bee n den, hättest du nach wie vor das Problem der Kartausianer am Hals!“
„Wie kann eine Frau nur so verdammt logisch sein?“, fluchte er ärgerlich, weil er an das zweite, große Übel gar nicht mehr gedacht hatte.
„Und wie willst du dich auf das Turnier vorbereiten? Eigentlich solltest du dich schonen. D u hast auch Gewicht verloren und müsstest trainieren, um eine reelle Chance zu haben, oder?“ Und damit überspannte ich den Bogen dann völlig. Derartige Schulmeisterei war er nicht g e wohnt und offenbar auch nicht bereit zu akzeptieren . Wütend ließ er sein Essen stehen, stand auf und blitzte mich aus dunklen Augen an.
„Meinst du, dass ich das nicht weiß?“, fragte er angriffslustig.
„Nein, das meine ich nicht. Aber ich mache mir einfach Sorgen um dich.“
„Die mache ich mir ebenfalls ! A ller dings eher um dich, als um mich “, meinte er schroff und ich verstand gar nichts mehr . „ Ich habe vielleicht die Möglichkeit auf Rehabilitierung , die sehe ich bei dir nicht, El i sabeth! Ich habe dem König zwei Fausthiebe ins Gesicht verpasst, aber du hast ihn fast getötet. Außerdem wird der König niemals zugeben, dass eine Frau die Flucht alleine bewältigt hat. Vielleicht lässt er diese beiden Soldaten sogar töten, nur damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt. Eine Frau alleine gegen drei Männer ... das ist so unglau b lich und erniedrigend, dass er es niemals – hörst du? – niemals
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