Zeitreise ins Leben (German Edition)
verzeihen kann. Vielleicht brandmarkt er dich sogar als Hexe, denn ich könnte mir vorstellen, dass du ihm wie eine vo r gekommen bist. Und so wie ich Friedrich kenne, bedeutet das dein Todesurteil !“ Ra i mund war wütend, redete sich richtig in Rage und ich schluckte hart an den brutalen Br o cken, die er mir zuwarf. Seine Überlegungen waren nicht von der Hand zu weisen und trot z dem trafen sie mich unvorbereitet. Ich fühlte mich angegriffen und vom Schicksal betrogen , d och das Selbstmitleid würgte ich mit aller Kraft herunter und ersetzte es durch Hass. Mäc h tig und zerstörerisch legte sich dieses Gefühl um meine Seele, ließ meine Zähne knirschen, mein G e sicht versteinern. Wäre Friedrich zufällig hier gewesen, hätte ich ihn wie eine Furie angefallen . Raimund beobachtete mich genau, las in mir wie in einem offenen Buch und spürte meine dunkle Seite so deutlich, als wäre sie ein Teil von ihm.
„Deinen Hass, meine Liebe, möchte i ch nie zu spüren bekommen “, flüsterte er ernst, aber versöhnlich und reichte mir seine Hand. Beruhigen konnte ich mich jedoch erst, als er mich tröstend in seine Arme nahm . Erst dort wurde löste sich das schwarze Gefühl langsam auf und wurde durch ein Meer von Tr ä nen aus meinem Körper gespült.
Raimund war fest entschlossen, sich auf das Turnier vorzubereiten und schickte einen Boten nach Jakob, weil der Rüstung, Waffen und Pferde besorgen sollte. Das Turnier sollte in dre i einhalb W o chen stattfinden und Raimund glühte regelrecht vor Vorfreude, endlich trainieren zu können, um seine alte Stärke und Kampfqualität erreichen zu können. Sein Vertrauen in Jakob überraschte mich, genauso wie seine Zuversicht, dass dieser schmächtige Bursche die gestellten Anforderungen bewerkstelligen könnte. Allem Anschein nach hatten die beiden ein Abkommen miteinander oder zumindest ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Raimunds Nachricht an Jakob beinhaltete auch einen kleinen Absatz, indem ich um Auskunft über Tsor und die Menschen dort bat , denn diesbezüglich nagte das schlechte Gewis sen an mir. Mit unserer Flucht hatten wir diese Leute schließlich in große Gefahr g e bracht.
8 . Kapitel
Bruder Bonifazius forderte von mir , demnächst keine Zeit mit Raimund zu verbringen. Der He i lungsprozess durfte nicht weiter gefährdet werden, denn unsere gemeinsame Nacht hatte seinen Wunden nicht gut getan. Hätte Raimund ihn nicht jeden Tag bis aufs Blut bearbe i tet , wäre dieses „Abendessen“ sowieso nie zustande gekommen . Ich verstand natürlich seine So r ge und respektierte letztendlich seine Ermahnung , denn e ine Verschlechterung von Ra i munds Gesundheitszustan d war zu riskant . S o galt es Ruhe zu bewahren und aus der Entfe r nung zu schmachten. Die nächsten zwei Tage gestalteten sich daher etwas einsam und meine Kurzb e suche bei Raimund wurden stets unter der Aufsicht von Bonifazius abgehalten. Ra i mund und ich ha t ten keine weitere Gelegenheit mehr, uns alleine zu unterhalten oder ein wenig näher zu kommen. Bon i fazius war nicht dumm, er wusste genau, wie es um uns stand und es war ja auch offensichtlich ! Raimund und ich waren bis über beide Ohren verliebt , selbst ein Bli n der hätte das gesehen. Aber weder vom medizinischen Standpunkt, noch von seinem Glauben her , konnte Bonifazius eine weitere Eskalation dulden. Wir waren nicht verheiratet, noch nicht einmal verlobt! Und gerade als Gäste in einem Kloster mussten wir uns an das Gebot der Keuschheit halten.
Am 6. Juni traf der Bote ein und teilte mit, dass Jakob alles so weit organisiert hätte, um schon morgen mit Sack und Pack vorbei zu kommen. Angeblich gab es sogar einen sicheren Ort, an dem Raimund sich für das Turnier am 28. Juni vorbereiten k o nnte. Nac h richt über Tsor hatte der Bote nicht, aber er vertröstete mich auf Jakob, der wahrscheinlich die richtigen Informationen übermitteln würde. Das klang zwar nicht viel versprechend, aber ich wollte nicht gleich Schlimme s annehmen .
Nach dieser Nachricht ließ ich mich von Bonifazius nicht länger aufhalten, stürmte an ihm vorbei in Raimunds Zimmer und sperrte den lieben Kerl im letzten Moment aus. Wenigstens für einen kurzen Moment wollte ich mit Raimund allein e sein . Verschmitzt lächelnd wandte ich mich ihm zu und betrachtete ihn genau. Raimund hinkte deutlich weniger und ich mus s te zugeben, dass ihm die zwei Tage ohne mir
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