Zeitreise ins Leben (German Edition)
schon so voller Ungeduld auf seine Meinung , dass ich ihn am liebsten gerüttelt hätte. Raimunds Blick aber ve r düsterte sich und seine Miene verhieß nichts Gutes mehr .
„Bei Gott “, gab er dann kopfschüttelnd von sich und ich wusste, ich hatte mit meiner Beic h te alles verloren. „ D as ist wahrlich schlimmer als erwartet “, zischte er und die Härte seiner Aussage ließ meinen Magen rebellieren. Meine Euphorie über „geteiltes Leid ist halbes Leid“ stahl sich feige davon , meine Logik wähnte alles verloren und mein Instinkt sagte mir, dass ich ihm noch etwas Zeit geben musste. Verständlicherweise war er schockiert, doch je länger er brauchte, desto ne r vöser wurde ich.
„Was sagst du dazu?“, fragte ich daher kleinlaut und hing förmlich an seinen Lippen, weil ich die Antwort kaum erwarten konnte.
„Diese Geschichte ist ... unglaublich “, sagte er frustriert und ich hatte das Gefühl, den let z ten Boden unter den Füßen zu verlieren. Wie hatte ich mich nur dazu hinreißen lassen kö n nen, ihm schon jetzt ALLES zu erzählen? Geknickt stand ich da und machte mich darauf g e fasst, für verrückt gehalten oder als Lügnerin abgestempelt zu werden. Wobei der Schmerz ihn zu verlieren plötzlich so überwältigend war, dass ich die Tränen nicht länger zurückhalten konnte.
Nicht schon wieder ... dachte ich bekümmert, weil ich nicht wollte , dass er meine Schwäche bemerkte. W enn ich meine Augen einfach nicht aufmache , bemerkt er meine Tränen vie l leicht nicht.
„Weißt du “, me inte er plötzlich heiser. „A ls Spionin würdest du einfach überhaupt nichts ta u gen “ und ich öffnete meine Augen wieder und blickte aufgewühlt zu ihm auf. Er war blass, aber seine Augen zeigten eine Zärtlichkeit, die mich wärmte und hoffen ließ.
„Dein Gesicht ... man kann einfach alles von deinem Gesicht lesen “, flüsterte er. „ Deine G e schichte ist im ersten Moment unglaublich und unvorstellbar! Und doch, gebe ich zu, dass Ma gie ein Teil unseres Lebens ist“ Er machte Zugeständnisse, verteufelte mich nicht. So viel begriff ich sofort und mein Herz pochte in heftiger Liebe während ich nun die wahre Größe seines Wesens e r kannte .
„Ein Zauber dieser Größenordnung ist m ir noch nie untergekommen, aber ich glaube dir. Zu viel passt durch diese Erklärung zusammen, zu viel ergibt plötzlich Sinn. Und so, wie du deine Geschichte erzählt hast, warst du am Zauber nicht aktiv beteiligt. Du bist also keine Hexe und wirst hoffentlich nie eine werden! Allzu schnell wird alles auf den Teufel oder das Böse g e schoben, doch es scheint mir mehr wie ein Geschehen ohne Bewertung von Gut oder Böse ... eine Fügung de s Schicksals, sozusagen.“ Sein anfängliche r Schock schien wie wegg e fegt zu sein, denn nun setzte er sich auf höchst faszinierende und logische Weise mit meiner Erklärung auseinan der. Ich kam ziemlich ins Schwärmen für ihn, seinen Weitblick und seine geistige We n digkeit. Mir nicht nur zu glauben, sondern alles zu verstehen und das in einer Zeit, wo Andersartigkeit meist auf religiöse Strenge traf , war schon eine Sensation . Der Grund dafür mochte seine vielseitige Erfahrung und hohe Intelligenz sein, vielleicht aber auch nur u n sere Liebe.
„Eines noch “, flüsterte er ernst und nahm meinen Kopf in seinen Hände. „E ines musst du mir noch sagen “, forderte er und sein Mund war dabei so verlockend nahe, dass ich ihn am lieb s ten geküsst hätte. Sein Atem senkte sich warm auf meinen Lippen, doch seine Augen richt e ten sich eindringlich auf mich.
„Sag es mir “, drängte er heiser und ich wusste genau, was er hören wollte, was ich ihm bis jetzt zwar angedeutet, aber noch nicht konkret gesagt hatte. Ich genoss die erotische Spa n nung zw i schen uns , ließ ihn aber nicht länger zappeln . Immerhin hatte er es mir schon längst gestanden.
„Ja “, hauchte ich und blickte ihm tief in die Augen. „Ich liebe dich auch ... von ganzem He r zen!“ Daraufhin riss er mich förmlich in seine Arme und küsste mich so bedingungslos und leidenschaftlich, dass ich erst jetzt begriff, wie sehr er sich nach diesen Worten verzehr t h a ben
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