Zeitreise ins Leben (German Edition)
zusammengerollten Kö r per . „D eine Bereitwilligkeit hat mich doch etwas erstaunt . U m nicht zu sagen, angenehm übe r rascht , Elisabeth. Fürs Erste hast du damit dein Ende noch hinausgezögert.“ Sein Spott war unerträglich, der Sinn seine r Worte unverständlich. Entsprechend verwirrt blic k te ich zu ihm.
„Ja, was glaubst du denn mein, Engel? Das verlangt doch nach m ehr. Meinst du nicht?“ U nd damit packte er mich grob und zog mich auf die Beine. „Los! Zieh dich an und reiß dich gefälligst zusammen, sonst muss ich dir dein letztes bisschen Verstand auch noch heraus prügeln.“ Seine Stimme drang wie durch einen Nebel zu mir und ich war so durcheinander, dass ich die Mönchskutte nicht und nicht überziehen konnte. Ärgerlich riss er mir das Stück aus der Hand und stülpte sie mir höchstpersönlich über den Kopf. Dan ach kleidete er sich selb er an und sah mir nac h denklich in die Augen .
„Wer hätte gedacht, dass du so leicht aus der Fassung zu bringen bist?“, meinte er verwu n dert und bohrte damit in offenen Wunden. Was für ein Teufel er doch war! D ie Art meiner Bestrafung hatte er sich wahrlich gut überlegt, denn durch seine Vorgehensweise hatte er viel mehr verletzt, als nur meinen Körper. Warum ich aber noch am Leben war, konnte ich nicht verstehen, und dass er mich offenbar mitnehmen wollte, noch weniger . Sicherheitshalber stop fte er mir ein fusseliges Tuch in den Mund und ich musste hus ten . Dann schnü r te er ein Band herum, damit es nicht aus dem Mund fallen konnte, setzte mir die Kapuze auf und band meine Hän de vor dem Bauch zusammen.
„Sicher ist sicher! Wer weiß, was dir einfällt, wenn d u deinen Schock überwunden hast “, meinte er augenzwinkernd und gab mir einen groben Kuss auf die Nase. Das Tuch füllte me i nen Mund vollkommen aus und ich hatte Mühe, nicht daran zu ersticken. Wenigstens war mein Schnupfen bereits abgeklungen und ic h konnte durch die Nase Luft holen. Seine ganzen Vorsichtsmaßnahmen waren jedoch vollkommen unnötig. Für Gegenwehr oder Schwierigke i ten, war ich viel zu konfus und benommen. Ich konnte nicht denken, geschweige denn etwas unternehmen. Selbst einen Fuß vor den anderen zu setzen war mühsam, als w ä ren meine Beine aus Blei oder fest mit dem harten Steinboden verschmolzen.
Vor der Türe stand ein ernst blickender Mönch, den ich nicht kannte. Er war Friedrichs Verbündeter und sollte uns aus dem Kloster führen . Mitleidige Blicke durfte ich mir nicht e r warten, nur Ablehnung und Hass. Der Schock saß auch so schon tief genug, wenngleich sich langsam eine unsagbare Müdigkeit in mir breit machte. Schweiß stand mir auf der Stirn und ich strauchelte einige Male, aber Friedrich zerrte mich ohne großen Kraftaufwand weiter . Mönchsgesang drang zu uns herüber, verfolgte uns mit gespenstisch verzerrtem Klang, wirkte schaurig schön und wie ein mystischer Wegweiser in die Hölle. Wir stiegen steile Treppen hinab, gingen durch dunkle Gänge. Erst als ich wie im Fieber die Decke betrachtete, bemer k te ich, dass ich bereits getragen wurde ... von Friedrich.
Die Luft wurde kühler. Friedrich hatte Mühe gemeinsam mit mir durch den engen Gang zu ko m men und obwohl ich sehen konnte, dass er mit mir sprach, verstand ich keines seiner Worte. Als ich etwas später die Augen öffnete, standen wir bereits im Freien und waren alle i ne. Wirklich wach wurde ich jedoch erst durch die kühle Brise, die mir mit ernüchternder Härte ins Gesicht schlug.
Autsch , verdammt! Friedrich verpasste mir eine zweite Ohrfeige.
„Mein Gott, reiß dich zusammen “, hörte ich ihn krächzen und sah ihn dumpf an, denn v on seinen Anweisungen hatte ich nichts verstanden. Ärgerlich sah er in meine leeren Augen, packte mich und warf mich mit dem Kopf voran quer über den Rücken des Pferdes. Danach stieg er selbst auf, rückte mich zurecht und setze mich aufrecht vor sich hin. Da ich unter der Kutte nichts anhatte, kam ich recht unbequem auf ein paar Falten des groben Stoffs zu sitzen und meine Be i ne wurden fast zur Gänze entblößt . Aber ich war zu müde, um etwas zu richten und Zeit dafür hatte ich sowieso keine, denn Friedrich stieß dem Pferd bereits hart die Fersen in die Flanken und wir galoppierten in Windeseile davon ... f ort vom Kloster, von Bonif
Weitere Kostenlose Bücher