Zeitreise ins Leben (German Edition)
sein.“
„Mein Gott “, schnaufte Jakob, während Raimund zu keiner Äußerung mehr fähig war und zusammengesunken da saß. Sein schlimmster Albtraum hatte sich bewahrheitet: Elis a beth war ihm nicht nur entrissen worden, sondern befand sich vermutlich sogar in den Hä n den jenes Mannes, der nichts anderes als ihren Tod wünschen konnte. Wer, außer Friedrich, hä t te schon Int e resse an Elisabeths Entführung und zudem die Macht, ungesehen ins Kloster zu gelangen?
Raimund saß kurz wie versteinert da, dann gingen ihm doch noch die Nerven durch. Ohne Vorwarnung krachte seine Faust auf den Tisch, wirbelte alle Trinkbecher durcheina n der und erzeugte ein duftendes Meer aus rotem Wein. Jakob und Marie zuckten erschrocken zusa m men, während sich bereits erste Pfützen auf dem Boden bild e ten.
„Verfluchter Hurensohn “, brüllte Raimund so laut er konnte, sprang förmlich aus seinem Stuhl und schien nur mit Mühe weitere, derbe Worte vermeiden zu können. Er wollte Marie nicht vor den Kopf stoßen, doch in seinem Innersten brodelte bereits seine ganz persönliche Hölle. Raimunds Wesen hatte nun etwas Zerstörerische s , Unberechenbare s . Er brauchte ein Ventil und weil ihm nichts Besseres einfiel, ging er mit energischen Schritten herum. Jakob und Marie handelten instinktiv, duckten sich und wagten nicht ihren Kopf zu heben. Die Luft knisterte, o b wohl Raimunds Wut sich nicht gegen die beiden richtete. Seine Emotion war so stark und körperlich spürbar, dass sich die beiden ganz automatisch in eine stille Defensive zurückz o gen. Und das war gut so, denn Raimund war in brutal mörderischer Stimmung. Er musste gegen etwas hart schlagen und fand dafür nichts besseres, als die massive Holzwand der Hü t te. Mit Händen und Füssen schlug er darauf ein, schrie sich die Seele aus dem Leib und ve r fluchte jenen Mann, der die Ursache allen Übels zu sein schien. Holz splitterte und die ganze Hütte erzitte r te unter seinen kräftigen Schlägen, während sich Marie am liebsten unter de n Tisch verkrochen hä t te.
„Herr! Um Himmels Willen! Haltet ein! Ihr dü rft euch nicht verletzen “, rief Jakob b e sorgt, doch ein einziger Blick von Raimund ließ ihn verstummen. Marie klammerte sich inzw i schen ängstlich an Jakob und konnte das Ausmaß dieser Urgewalt gar nicht verstehen. Sie wünsc h te sich nur weit fort und an einen sicheren Ort. Doch selbst Raimunds Zorn ebbte irgen d wann einmal ab. Seine Schläge wurden dumpfer und die blutigen Hände fielen kraftlos he r unter. An einer Stelle der Wand hatte er sogar ein Loch in die Hütte geschlagen. Jakob eilte zu ihm, um sich die Verletzung zu betrachten, doch Raimund hob nur abwehrend die Hand. Gebrochen war nichts, aber er hatte sich mit Sicherheit ein paar Holzspäne ins Fleisch g e schlagen. Dabei waren seine Hände der Weg zum gewünschten Sieg beim Tu r nier.
„Hanna, müsst Ihr wissen “, begann Marie plötzlich mutig, um den Herzog von seinem Zorn abzu lenken. „ Sie ist eine weise Frau und s ie sieht Dinge , die andere nicht sehen können “, plapperte sie ein wenig zu schnell und Raimund drehte sich mühsam beherrscht zu ihr um. Seine Augen sprühten Funken und wenn Marie nicht seinen Schmerz gesehen hätte und se i ne bl u tigen Hände, wäre sie wohl augenblicklich verstummt.
„Sie hat gesagt , dass Elisabeth am Leben ist!“
„Woher …“, unterbrach sie Raimund schnell und knirschte mit den Zähnen „... will sie das , verdammt noch einmal, wissen?“ N ach mildem Geplänkel war ihm nicht zumute und er machte einen energischen Schritt auf Marie zu, funkelte sie aus mordlüsternen A u gen an. Die sprang sofort wie von der Tarantel gestochen auf und wich vor ihm zurück. Etwas derart Furcht einflößendes hatte sie bisher nie gesehen. Doc h Maries Angst brachte Raimund zur Besinnung und er zwang sich zu mehr Ruhe.
„Verzeih mir Mädel, du hast natürlich nichts zu fürchten! Bitte erzähle, was du weißt!“ Und damit verlangsamte er bewusst seinen Herzschlag und versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren.
„Ich weiß nicht, ob Ihr mir glauben werdet, doch Hanna ist wirklich eine gute Frau, die mit dem Übersinnlichen umzugehen weiß.“ Jakob und Raimund sahen sich in stummer
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