Zeitreise ins Leben (German Edition)
Schrittes kam er auf den König zu, ging vor ihm in die Knie und ließ ein paar salbungsvolle Worte über sich ergehen. Friedrich wirkte mittlerweile durchaus g e fasst und ganz in seinem Element. Zumindest schien er in seiner Rolle als gönnerhafter König aufzugehen. Statt Ärger war Stolz und Selbstherrlichkeit zu sehen und ein Blitzen in seinen Augen, das mächtigen Männer n eigen war . Das Ritual selbst wirkte wie ein zweiter Ri t terschlag, den Rai mund mit Stolz und stoischer Miene entgegennahm. Das Geschehen war beeindruckend und weil es mir bereits besser ging, konnte ich kaum den Blick von meinem geliebten Herzog abwenden. Sogar die Menge schwieg erstmals andächtig und schien tief b e wegt von dem einfachen, aber ehrenvollen Ritual. Tausende von Augen blickten von den Rä n gen auf uns herab, befürworteten die Rehabilitierung und waren mit Sicherheit darauf aus, eine schnelle Hochzeit zu erleben. Ich wankte ein wenig und der Soldat verstärkte seinen Griff. Wie lange würde das Ganze hier wohl noch dauern? Die Verletzung war offenbar nicht lebensbedrohlich, aber die Vorstellung von einem Loch im Rücken war trotzdem nicht erba u lich. Etwas Ruhe und ein schlic h tes Bett wären durchaus eine Bereicherung gewesen.
„Diese Rehabilitierung will ich Euch gewähr en, Herzog Raimund von Rabenhof “, hallte es mit tragender Stimme über den Platz. Raimund konzentriert sich auf die Worte und Friedrich führte das Schwert betont langsam. Hin und wieder wechselten die beiden Blicke, die nicht zu deuten waren , in ihrer Intimität für mich jedoch offensichtlich blieben .
„Ebenso gewähre ich Euch die Heirat mit Frau von Hochdeutschland!“ Damit senkte Ra i mund endgültig demütig den Kopf und als Friedrich das Schwert abgesetzt hatte, begann die Menge laut zu klatschen. Erste Rufe wie „Friedrich der Edle!“ oder „Ein Hoch dem neuen K ö nig!“ wurden laut und Friedrich schaffte endlich ein verhaltenes Lächeln . Zumindest in di e sem Punkt war er als Sieger hervorgegangen, denn er hatte d as Herz des Volkes erobert und seine Ste l lung gefestigt.
„Vorausgesetzt natürlich, Ihr schwört mir hier , vor all diesen Menschen, Eure una b dingbare Treue und Hingabe !“ Wobei er letzteres ganz besonders betonte und Raimund regelrecht z u sammen zuckte unter dem unerwartet neuen Schachzug. Inzwischen hatte er j e doch schon so viel erreicht und aufs Spiel gesetzt, dass er keinen Rückzieher mehr machen konnte. Er z ö gerte, denn er wusste, wie Friedrich diese Forderung meinte . Für das Publikum war an der Formulierung nichts weiter verwunderlich . I n welch er verbale n Verpackung ein Treu e schwur gefordert wurde, hing vom Charakter und vom sprachlichen Können des jeweil i gen Gönners ab. Friedrich war gebürtiger Sizilianer mit starkem, aber charmantem Akzent. Sein Deutsch war gut, aber nicht perfekt und ein Wort wie „Hingabe“ fiel in der Wichtigkeit der tragenden Worte nicht weiter auf. Nur Eingeweihte wie ich wussten, dass dies eine neue Kampfansage war und Raimund somit nie in Sicherheit vor ihm sein würde. Mein Held wusste das und blickte de n noch stolz auf .
„Ja! Ich schwöre es “ , sagte er mit fester Stimme u nd löste damit den größten Jubel übe r haupt aus. Mützen und Fähnchen flogen durch die Luft und die Menschen schrie n in einem fort, dass Friedrich der II hoch leben möge. Es war ein unglaublicher Moment des Triumphes und Friedrich genoss jede Sekunde, ebenso wie den letzten Triumpf über R a benhof.
„Und nun zur Hochzeit “, rief er nach einer kurzen Pause und streckte Raimund seine Hand entgegen, um sie küssen zu lassen. Raimund schien keineswegs verwundert, blickte dem K ö nig in die Augen und drückte einen ausgiebigen – für meinen Geschmack viel zu langen – Kuss auf se i nen Handrücken. Dann erhob er sich und lieferte sich ein langes Blickduell mit ihm . Sie hatten Respekt voreinander, das konnte ich sehen, doch was sich sonst nonverbal zwischen ihnen abspielte, entzog sich meiner Wahrnehmung. Frie d rich hatte zweifelsfrei me hr gegeben als beabsichtigt . Aber er hatte die Gunst der Menge gewonnen und einen getreuen Untergebenen rekrutiert, der nicht nur seinen Besitz zurückbekam , sondern auf Burg Rabe n hof in u n mittelbarer Nähe zu seinen Diensten bereitstehen würde. Doch was kümmerte mich die ferne Zukunft! Ich
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