Zeitreise ins Leben (German Edition)
volltrunken am B o den oder unter den Tischen. Raimund selbst war ein wenig beschwipst und wollte gerade das Fest verlassen, als er die finstere Gestalt am Rande des Geschehens entdeckte. Valentier ha t te die ganze Zeit im Hintergrund gewartet, denn er hatte einen Auftrag zu erledigen. Bis z u letzt hatte er gehofft, Diepold von Schweinspeunt könnte ihm den Mord an Rabenhof durch das Turnier abnehmen , doch selbst er hatte gegen einen Kämpfer wie Rabenhof k eine Chance gehabt . S tattdessen hatte er einen mehr als schmierigen Abgang hingelegt. Durch dieses Ve r sagen war er also gezwungen zur Tat zur schreiten und zwar mit Gift . Etwas nervös drehte Valentier das kleine, glatte Fläsc h chen zwischen seinen Fingern und ließ es vorsichtig zurück in den Hosensack gleiten. Dann stapfte er entschlossen auf den Herzog zu , der bereits ein wenig betrunken wirkte .
„Hola! Wen haben wir denn da?“, rief Raimund und deutete Valentier, er möge sich neben ihn se t zen sollte. „Freund oder Feind?“, fragte er geradewegs heraus und tat so, als würde er aufs Erste nur Spaß machen. Doch Valentier war nicht dumm und konnte den ve r borgenen Ernst dieser Frage erkennen. Das schlechte Gewissen packte ihn und das war merkwürdig, denn er hatte stets mit Leichtigkeit die Fronten gewechselt. Loyalität war ihm nie wichtig g e wesen und Gewissensbisse und Skrupel hatte er nicht gekannt. Doch der Herzog war ein Mensch, den er bewunderte, womöglich sogar mochte. Automatisch ließ Valentier das Fläsc h chen in seiner Hosentasche los, blickte prüfend in die Runde und reichte schließlich dem Herzog se i ne Hand.
„Freund“, flüsterte er und nahm neben ihm Platz. Raimund gab ihm einen Krug Bier und stieß mit ihm so kräftig an, dass der Schaum übermütig aus dem Humpen schwappte.
„Und nun erzählt einmal wie es ist, verheiratet zu sein“, forderte Valentier, nahm einen gr o ß en Zug und wischte sich über den feuchten Mund. Er wollte ein unauffälliges Gespräch b e ginnen, den Herzog in Sicherheit wiegen und erst später die weitere Vorgehensweise überl e gen. Der Herzog biss auch gleich an, fing das Thema mit einem dummen Grinsen auf und blickte über seinen halbvollen Krug hinweg zu Valentier.
„Nun, viel kann ich nicht berichten, aber alleine diese kurze Stunde mit ihr war jede Mühe wert“, erzählte er und Valentier wurde fast schlecht von der Schwärmerei über eine Hexe. Trotzdem verspürte er einen leisen Stich in seinem verkümmerten Herzen. Er wusste um die Leere darin, ahnte das mögliche Glück zweier Menschen und konzentrierte sich ve r zweifelt auf die Dinge, die er bei den Kartausianer gelernt hatte. Liebe war nicht so viel wert wie Macht und Begierde. Valentier war nicht geschaffen für Liebe und empfand dennoch plöt z lich Neid . Doch der Herzog konnte seine Euphorie nicht dämmen, sprühte vor Liebe, b e schmutzte und befruchtete Valentier in gleichem Maße. I n seiner inneren B e drängnis war Valentier wie ein emotionales Auffangbecken, das unkontrolliert aufsog. Raimund von Rabenhof befand sich im Glücksrausch und ließ Valentier erstmals sehen und erkennen . Valentier wusste plötzlich, dass es mehr gab im Leben als se i ne Wichtigkeiten, dass es wunderbar sein musste zu lieben und geliebt zu werden. Er war verwirrt, aufgebracht und überlegte erstmals, Rabe n hof alles über die dunklen Vorh a ben der Kartausianer zu erzählen. Verdammt , er konnte sich einfach nicht entscheiden, diesen Mann zu töten. Das Dumme aber war , dass Diepold von Schweinspeunt ihn auf grausamste Weise töten würde , wenn er es wagte zu versag en . Das langsame Ausweiden bei lebendigem Leibe war ein schmerzhaftes Martyrium, das erst nach Stunden zum Tod führen konnte. Zudem musste man selbst mit ansehen, wie Meter um M e ter des eigenen Darmes aufgewickelt wurde. Vale n tier schüttelte sich innerlich, fühlte sich krank und nahm sicherheitshalber e i nen weiteren Schluck Bier.
„Ihr seht aus, als hätte sich etwas auf Euren Magen geschlagen, Valentier. Kann ich etwas für Euch tun?“, fragte der Herzog, weil er die Absicht Valentiers ahnte und indirekt ein mögl i ches Friedensabkommen unterbreiten wollte.
„Ich weiß nicht was Ihr meint, mir geht es gut“, brummte Valentier abweisend, wen n gleich seine Nervosität nicht zu übersehen
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