Zeitreise ins Leben (German Edition)
hierhergeko m men war , wusste ich auch nicht . Mein Umfeld wirkte verschwommen und mein Kopf dröhnte, als würde alles um mich herum einstürzen oder hunderte von Insekten gleichzeitig auf mich einstürmen. Ich war panisch, orientierungslos und hatte das bedrängende Gefühl, Stimmen aus weiter Entfernung abwehren zu müssen. Permanent forderten sie Einlass, flü s terten und zischten durch meine Gedanken , böse und au f dringlich. Sie waren nicht real und doch so spürbar, dass ich hektisch im Dunkeln versuchte die Quelle dieser Bedr o hung zu erkennen. Aber ich war alleine, vollkommen alleine. Meine Arme und Beine schienen mit etwas Klebr i gem fest am Boden verschweißt zu sein und es war kalt ... bitte r kalt. Mein Körper lag starr auf hartem Stein , doch meine Seele kam nicht zur Ruhe, wand sich im ewige n Schmerz eines tobenden Sturms . Ich schrie so laut ich konnte, doch es kam kein Ton aus meiner Kehle. Der Nebel in meinem Kopf lichtete sich trotzdem für einen Moment und das Gefühl dahinter rau b te mir schier den Atem , denn d ort befand sich nichts als blanke s Entsetzen . Gegen di e sen Schmerz war ich nicht gewappnet und so verdichtete ich diesen Nebel wieder, lullte mich in Apathie und ließ keine Erinnerungen zu . Etwas Schlimmes musste passiert sein, e t was durch und durch Unaussprechliches.
Die Stimmen wurden lauter , schnatterten und lachten höhnisch . Mein Atem ging schnell und flach , mein Körper drohte zu kollabieren. Ich war verrückt oder auf dem besten Wege dorthin. Eintauchen in den Wahnsinn, davon kosten, sich treiben lassen und dem Schmerz en t fliehen ... für immer . Dieser lose Gedanke formte sich zu einem Wunsch, rotierte in einer Da u erschleife in meinem verwirrten Kopf, schenkte den Stimmen mehr Substanz und schien me i nen Schädel zu sprengen . Instinktiv erkannte ich den Fehler dieser Entscheidung, den U n sinn meines Wunsches. Ich war am Ende meiner Kräfte, doch aus diesem Ir r sinn wollte ich entfliehen. Ich schrie mein NEIN so laut ich konnte und dachte an nichts anderes mehr. Es war ein Aufbäumen, ein letzter Versuch und alles, was ich in dem Moment aufbringen kon n te. Und es gelang ! Die lechzenden Stimmen verstummten schlagartig und die Stille wirkte wie ein Schock, drückte mich nieder, füllte meine Glieder mit Blei. Ich schien nur mehr aus Stein und Ballast zu bestehen ... bis mich eine unerbittliche Kraft aus dieser Festung herauskat a pultierte. Es war wie eine Befreiung, wie das Loslösen von schweren Ketten. Die Leichti g keit, die folgte, war Geschenk, und Versuchung zugleich. Ich konnte nichts sehen, nichts e r kennen und wusste um meine Schuld , d enn ich war es schließlich gewesen, die nicht hatte sehen wollen. Doch ich musste aus dieser Finsternis und Verwirrung heraus und wählte s o mit das ganze Gegenteil von meinem ersten Wunsch : I ch wollte sehen und ... ich wollte leben ! Di e ser Wunsch nach Lebendigkeit steigerte sich mit jedem Gedanken, wurde größer, mass i ver, bis nichts anderes mehr über blieb oder von Interesse war. Mein gesamtes Wesen b e stand nur aus dem Verlangen nach Leben und wurde augenblicklich von Licht berührt und warm ei n gehüllt. Eben dieses Licht öffnete mir die A u gen und zeigte schonungslos, was war und wie es um mich stand.
Unter mir lag ein bedauernswert anzusehender Körper, bleich und unnatürlich starr. Z u erst konnte ich gar nicht begreifen, warum ich mir gerade diese Leiche ansehen musste, bis mir klar wurde, dass es sich um meinen eigenen Körper handelte. Das da unten war ich und die Angst, die mich erfasste, war endgültig und niederschmetternd. Zuerst wollte ich gar nicht glauben, dass ich schon tot war, wollte mich dagegen wehren, nicht akzeptieren. Doch dann legte sich das Licht beschützend um mich, vertrieb jede Angst und durchströmte mich mit neuer Zuversicht. Genau dieses Licht ließ mich weiter sehen – ohne Vorhaltungen und ohne Emotionen. Nackt lag der Körper auf dem Steinboden und zeigte bereits erste, bläuliche Ve r färbungen. Besonders intensiv war der Kontrast der bleichen Haut zum dunklen Blut, mit dem er über und über besudelt war. Ich konnte zwar an der Oberfläche keine Verletzungen erkennen und nur era h nen, dass es nicht mein eigenes Blut war, doch der Blick war leer und stumpf, mein Mund vom letzten Schrei grausig verzerrt. Es war kein schöner Anblick und trotzdem konnte ich keine Angst empfinden. Das Licht war noch bei
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