Zeitreise ins Leben (German Edition)
Boden unter den Füßen verl o ren, als würde die Welt mit einem Mal Kopf stehen und ich meine Richtung nicht mehr ke n nen. Und das S chlimmste daran war, dass ich zum ersten Mal sogar an dir und an unserer Liebe g e zweifelt h a be!“
Seine Worte drangen unwirklich zu mir, hallten einige Zeit in meinem Kopf nach und ve r letzten mich viel tiefer, als ich es wollte. Es fiel mir schwer, nicht vollkommen die Fassung zu verlieren oder weiterhin ein Quäntchen Verständnis aufzubringen. In mir brodelte es unhei l voll und am liebsten hätte ich ihm einfach fest ins Gesicht geschlagen und für seinen Betrug und seine Zweifel bestraft. Meine Fäuste waren geballt, mein Zorn offensichtlich. Raimund b e merkte es und begann zu lachen.
„Herrgott! Was gibt es da zu lachen?“, fuhr ich ihn an und schmeckte giftige Galle im Mund. Ein weiteres falsches Wort, ein Lachen und das Fass würde gänzlich überschwappen.
„Wenn du willst, kannst du ruhig zuschlagen. Dann wären wir wenigstens quitt. Die Ohrfe i g e von vorhin ... du weißt schon “, meinte er milde lächelnd und ich hörte nur ein leichtes „Klick“ in meinem Kopf. Betrug, Lust, Zweifel und Hohn! Das war eindeutig zu viel und ich verlor vollkommen die Beherrschung, schlug mit ganzer Kraft meine Faust in sein Gesicht, spürte den heftigen Schmerz in meinem Handgelenk und hörte es krachen.
„Scheiße!“ , schimpfte er und s eine Hände packten so schnell und fest zu, dass ich keine we i tere Chance hatte, erneut meine Faust zu erheben. Für einen Moment war ich vollkommen ausg e rastet, doch seine Wut und sein fester Griff brachten mich rasch wieder zur Besinnung. Einen Kraftausdruck wie „Sche i ße!“ hatte ich von ihm noch nie gehört. Offenbar hatte ich ihn ganz schön erwischt. Aber eine einfache Ohrfeige von mir hätte ja wohl kaum die gleiche Wi r kung gehabt wie seine bei mir .
„Das war dafür, dass du mir ständig Vorwürfe gemacht hast, während du ... während du ...“ Die Tränen kullerten erneut über meine Wangen und ärgerlich wischte ich sie fort. Ich hatte ihn nur mit einem Kuss betrogen, doch er hatte gleich die ganze Bandbreite absolviert. Er war wütend, keine Frage, aber allmählich sogar ein wenig belustigt. Jedenfalls rieb er sich bru m mend seine Backe und meinte:
„Verdammt! Sagen wir einfach , dass wir jetzt Gleichstand haben! Aber, bei Gott, tu das nie wie der “, zischte er gefährlich und seine schmalen Augen bestätigten, dass ich keine Gelege n heit mehr bekommen wü r de, ihm noch einmal eine solch e Rechte zu verpassen.
„Gut, wir sind quitt “, antwortete ich und konnte ein leichtes Grinsen nicht verhindern. Ra i mund bleckte die Zähne und warf sich hitzig auf mich.
„Was für ein Frauenzimmer! Und welche S chlagkraft in solch zartem Weib “, meinte er und drückte mir einen festen Kuss auf die Lippen. Er schien besänftigt und das war gut so, denn der Umgang zwischen Eheleuten war, in dieser Zeit, ein eigenes Kapitel. Wäre Raimund nicht insgesamt ein sehr aufgeklärter, verständnisvoller Mann gewesen, hätte mir wohl Schlimmes geblüht. Stattdessen aber schnupperte er bereits an meiner Haut, küsste mich und machte insgesamt e i nen eher befreiten Eindruck.
„Und was tun wir, damit er nie mehr zwischen uns steht?“, fragte ich nach einiger Zeit, weil ich meine Gedanken nicht abstellen konnte.
„Was? Er soll nie wieder stehen?“, grinste er schmutzig, wurde aber gleich darauf ernst. „Wir lieben uns, Elisabeth und Friedrich hat in unserer Liebe keinen Platz! Aber es macht keinen Sinn ihn zu leugnen. Abseits ist er natürlich spürbar und das müssen wir uns wohl beide eingestehen.“
„Und? Kannst du damit leben?“, fragte ich ihn.
„Bleibt uns etwas anderes über?“
„Wahrscheinlich nicht. Ich hoffe nur ... er drängt sich nicht doch noch zwischen uns.“
„Was meine Angelegenheit betrifft, so hat es in dieser Nacht eine klare Abmachung geg e ben. Es wird nicht mehr passieren, Elisabeth! Nicht so lange wir verheiratet sind! Wir haben uns Liebe auf Lebenszeit geschworen und dies mit einem Ring besiegelt. Ich will
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