Zeitreise ins Leben (German Edition)
und fantastisch und doch spürte s ich die Zeit von 1212 weiter so lebendig an. Nichts davon konnte Trugbild oder Fa n tasie gewesen sein. Ich hatte eine Zeitreise absolviert und konnte nicht einmal behaupten, dass es mich sonderlich freute, zu rück in mein em alte n L e ben zu sein.
Mit leicht verquollenen Augen blinzelte ich durch den Raum und ließ meinen Blick über das moderne Mobiliar wandern. Das 21te Jahrhundert hatte mich wieder und mit ihm der nüc h terne, kalte Einfluss dieser Zeit. So lebendig und leidenschaftlich mir Rosas Wohnung vie l leicht einmal vorgekommen war, so wenig vergleichbar war sie nun mit der Wahrheit und der Fülle, die ich erlebt hatte. Ein wenig schwelgte ich noch in Erinnerungen, dann aber inspizie r te ich meinen Körper, um nicht auch noch mit einer dritten Ausgabe von Elisabeth konfro n tiert zu werden. Meine Vorsicht war jedoch unbegründet, denn es passte alles: die Größe, die dunklen Haare, Bauch, Beine, Hände ... und dann stutzte ich. Eine leicht gezackte, rote Na r be ve r lief quer über meinen Handrücken, nicht so wulstig wie sie gewesen war, aber doch deutlich erkennbar. Schnell öffnete ich das Nachthemd und untersuchte mein Brustbein nach dem Brandmal aus ferner Zeit und auch hier war eine leichte Veränderung zu erke n nen. Kaum wahrnehmbar und doch präsent . All das waren Beweise für meine Zeitreise und für Raimund. Es waren nur drei Monate gewesen, doch die hatte ich wahrlich erlebt und vor a l lem überlebt. Als Rosa sp ä ter zu mir kam, lächelte ich.
„Es ist also wirklich passiert “, be grüßte ich sie und Rosa nickte mir lächelnd zu. Die Vie l falt, die ich in mir spürte war nicht zu vergleichen mit der Le e re, die ich vor Rosas Besuch in mir empfunden hatte. Doch dann erinnerte ich mich an meine Schwangerschaft fuhr inne r lich zusammen, weil ich nichts mehr spüren konnte. Als wäre der Funke zu dem neuen Leben erloschen. Mein Kind ... schluchz te ich und schlug die Hände vors Gesicht.
„Keine Angst! Ich bin mir sicher, dass es dein Baby geschafft hat “, meinte Rosa mitfühlend und streichelte mir über den Kopf . „Aber ein Arztbesuch wird dir in den nächsten Tagen G e wissheit bringen!“
„Aber ... ic h ... kann es nicht mehr fühlen “, stammelte ich verzweifelt.
„Ja, aber wie solltest du auch? Es ist doch erst ein paar Stunden alt “, erklärte Rosa u nd mir wurde schlagartig klar, dass sie Recht hatte . Natürlich, der Zeitraffer! Die Fülle meiner Erle b nisse ha t te hier in nur drei Stunden stattgefunden und natürlich war mein Kind noch viel zu jung, um es bemerken zu können! Zudem hatte ich scheinbar meinen spirituellen Draht durch die Zeitreise eingebüßt, sonst hätte ich es womöglich auch so gespürt. Aber es stimmte! Mit der Nacht bei Rosa war seit dem Ereignis ja nur ein einziger Tag ve r gangen!
Und am Ende bleibt ein Tag ... hatte Hanna in ihrem Brief geschrieben und mich auf St. Ni m merlein mit ihrer seltsamen Formulierung verwirrt. Doch mit einem Mal war klar, dass sie damit nicht nur den 28. Juli als Rückreisetermin gemeint hatte. Nein, sie hatte gewusst, dass alles kla p pen würde und letztendlich alles nur ein Tag in meiner Zeit sein würde . Hanna ... sie war mir immer noch ein Rätsel. Hatte sie mich am Ende betrogen oder nicht?
„Elisabeth! Ich möchte mich für mein impulsives Vorgehen gestern entschuldigen “, mischte sich Rosa nun in meine Gedanken. „Du musst wissen, dass ich ganz schön im Stress war, das Zeittor überhaupt zu öffnen und dann ging alles ein wenig schnell. Ich konnte dich nicht richtig auf deine Reise vorbereiten und das tut mir leid. Aber ich wusste ja, dass meine Mu t ter dich em p fangen würde.“ S ie stockte kurz. „Meine Mutter, ich meine Hanna, ... du darfst nicht schlecht von ihr denken! Si e war ein wirklich guter Mensch “, erklärte sie und in ihren katzenhaften Augen schimmerten plötzlich Tränen. „Hanna ist heute Nacht gestorben. Der Zauber hat ihre ganze Kraft beansprucht und ich konnte ihr von hier aus nicht helfen. Die Magie ist ... nun ja, sie ist an manchen Tagen durchaus Kräfte raubend. Aber es war wohl Zeit für sie zu gehen , sonst hätte ihr diese Zeitreise nichts anhaben können . Diejenigen, die zurückbleiben, wo l len es halt oft nicht wahrha ben “,
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