Zeitreise ins Leben (German Edition)
cheren Tod erfahren hätte. Friedrich der II hingegen hatte den 28. Juli 1212 mit Sicherheit überlebt. Über ihn gab es genügend Literat ur, die sich zeitweise spannend wie ein Roman las. Friedrich war de m nach seiner Zeit oft voraus gewesen und hatte in seinem Leben viel erreicht. Gestorben war er am 13. Deze m ber 1250, also ganze 38 Jahre nach meiner Rückreise! Ein Bildnis von ihm, mit einer Rose, im Palazzo Finco in Bassano del Grappa, kam am ehesten an sein ta t sächliches Aussehen heran, wenngleich die Darstellungen insgesamt zu einfach gehalten waren, um se i ner wahren Erscheinung gerecht zu werden. Er hatte sich, für dieses Jahrhundert, ung e wöhnlich lange an der Macht gehalten, auch wenn Historiker bis heute nicht die Vielschic h tigkeit seiner Persönlichkeit ergründen konnten. Ursprünglich vom Papst gesandt, agierte er, die Jahre nach meinem Erscheinen, in einem Klima von Feindschaft und Intrigen. Sowohl Papsttum, als auch die mächtigsten, nordit a lienischen Städte waren ihm nicht mehr wohl gesonnen. Trotz dieses ungünstigen Umstandes schaffte Friedrich es, sich sehr lange zu b e haupten. Historiker schätzten ihn wegen seiner polit i schen Leistungen, aber auch wegen dem unvergleichlichen Mythos, der seiner Person anzuhaften schien. Seine Lebensweise wu r de als exotisch empfunden und spiegelte seine einfühlsame, tolerante Einstellung zu Okz i dent und Orient. Vor allem seine Vorliebe für Wissenschaft und schöne Künste, war für diese Zeit u n gewöhnlich und zukunftsweisend. Trotzdem , oder gerade deswegen , war er letztendlich zu einem Störfaktor der Kirche geworden und am Ende gar als „Fürst der Finsternis und Zerst ö rer der kirchlichen Lehren“ vom Papst denunziert worden. Seine Offenheit gegenüber anderer Religion en war außergewöhnlich und somit eine Gefahr für die Kirche. Er war dem Christe n tum, dem Islam, sowie der Magie und der Wissenschaft sehr zugetan und das bis zu se i nem Tod im Jahr 1250. Fast bedauerte ich, ihn zu einer Zeit kennen gelernt zu haben, wo er ger a de erst am A n fang seiner Macht und seines Wissens gestanden hatte. Sein Castel del Monte war und ist einzigartig in seiner achteckigen Konstrukt i on, dem blitzendem, weißen Stein und den vielen, undurchschaubaren Geheimgängen. Selbst heute gibt es Rätsel auf und wird von Esoterikern mit altägyptischen Pyramiden und ihren Sonnenkultplätzen verglichen. Friedrich war ganz klar Magier, König und Kaiser ... und letztendlich doch nur ein leidenschaftlicher M ann. Die Erinnerung an ihn war nicht ausschließlich angenehm, erfüllte mich aber insg e samt mit Stolz. Von Friedrich gab es also genügend Material, von Raimund hingegen kein einziges Wort . Das war natürlich über die Maßen frustrierend ! Nach vielen Wochen des S u chens gab ich schließlich auf und behielt Herzog Raimund von Rabenhof so in Erinnerung, wie ich ihn erlebt hatte.
Im Endspurt meiner Schwangerschaft wurde es dann richtig hektisch , denn e s lief nicht a l les so wie geplant. Zuerst bekam ich Blutungen und wurde mit Blaulicht ins Spital gebracht , dann wurde mein Sohn per Kaiserschnitt ein paar Tage zu früh entbunden und die Ehrlic h keit Hannas damit endgültig bestätigt. Ohne moderne Medizin hä t te mein Kind und ich eine Placenta pr a evia nicht überlebt.
Nach einem Jahr war bereits deutlich zu sehen, wer nun wirklich sein Vater war. Der kleine Ra i mund war für sein Alter groß und kräftig gebaut und hatte tatsächlich die goldbraunen Augen seines Vaters. W enn ich geglaubt hatte, drei Monate Mittelalter hätten mein L e ben auf den Kopf gestellt, dann wurde ich durch diesen kleinen Spatz sehr schnell eines Besseren belehrt. Der Schlafmangel war extrem, die Last der alleinigen Verantwortung zeitweise erdr ü ckend. Doch dann gab es wiederum so viel e wunderbare Momente mit dem kleinen Kerl , dass ich nur glücklich darüber war, endlich etwas wirk lich Sinnvolles in meinem Leben geschafft zu haben. Ja, ich hatte den Urauftrag des Lebens erfüllt, wenn mir auch leider der Vater me i nes Kindes am Weg abhanden g e kommen war.
Das 21. Jahrhundert hatte mich trotz Sohnemann wieder voll und ganz. V iel zu schnell war ich in den ganz normalen Trubel dieser Zeit zurüc k geschlittert. Die drei Monate Lebenssem i nar hatten also mehr meine Einstellung zum Leben, als das Leben selbst verändert … von Raimund Junior einmal abg e sehen. Meine Zeit war eben
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