Zeitreise ins Leben (German Edition)
meinte sie und wischte sich ihre Tränen fort. Ich aber hatte einen zieml i chen Kloß im Hals. Hanna hatte sich tatsächlich geopfert, um mich zu retten ? All meine Bedenken und Unterstellungen wurden dadurch schlagartig z u nichte gemacht und beschämten mich. Die krasse Fehleinschätzung vor meiner Abreise war offenbar doch nur aus Angst und Hysterie entstanden .
„Ich werde jetzt lieber gehen “, meinte ich bedrückt, weil ich unbedingt alleine sein wollte und Rosa sowieso auch Zeit für ihre Trauer brauchte. Ein paar Fragen hatte ich freilich schon noch . W ährend ich also im Schneckentempo in meine Kleider schlüpfte, versuchte ich von Rosa noch etwas über Raimund und Friedrich in Erfahrung zu bringen . Doch sie konnte mir nichts sagen. I hre Verbindung zum Jahr 1212 war durch den Tod ihrer Mutter komplett a b gerissen.
„Rosa, ich habe nur mehr eine Frage! Wie kann ich herausfinden, ob Raimund durch die sta r ke Magie etwas zugestoßen ist? Ich habe ihn am Beginn des Zaubers gespürt und möchte nicht auch noch seinen Tod auf dem Gewissen haben!“ Meine Worte waren eindringlich und bittend, doch Rosa war in Gedanken bei ihrer Mutter. Erst nach einiger Zeit blickte sie zu mir auf und schü t telte leicht den Kopf.
„Elisabeth! Leider kann ich dir nicht sagen, was genau passiert ist, aber möglicherweise hast du ihn so intensiv gespürt, weil du ihn liebst und er stets in deinem Herzen sein wird.“ Doch diese Erklärung war mir zu vage, meine Unsicherheit zu groß. Ich musste herausfinden, was an jenem Tag im Jahr 1212 genau passiert war.
„Kann es sein, dass Raimund ebenfalls in diesen Zeitstrudel gerissen wurde? Hanna hat mich nämlich ausdrücklich vor seiner Anwesenheit gewarnt.“ Ich schluchzte, denn die Vo r stellung, Raimund könnte durch den Zauber in tausend kleine Teilchen zerrissen worden sein, war zu gra u sam. Rosa wirkte verwirrt .
„Verstehst du nicht? Raimund ist am Tag der Abreise nur meinetwegen zurückgekommen! Er muss meine Panik gespürt haben, meine Angst. Er hat alles riskiert und ist dafür jetzt vielleicht tot“, schniefte ich und Rosa sah mich an als wollte sie mir erklären, dass Raimund hier im 21ten Jahrhundert so oder so schon lange tot war . Dann jedoch regte sich etwas in i h rem Gesicht.
„Mmmhhh “, machte sie und zupfte an ihrem großen Ohrläppchen. „Falls er tatsächlich mit dem Gesicht und seiner Magie konfrontiert worden ist, dann ist er an diesem Tag sehr wah r scheinlich gestorben. Kaum jemand hält das ohne Bestimmung aus. Oder aber ...“. Ich kon n te kaum atmen und hing förmlich an ihren Lippen um das verdammte oder endlich zu hören. „... oder er wurde mitgerissen und hängt nun verwirrt und willenlos im zeitlosen Raum und das für alle Ewigkeit. Niemand hält das aus, niemand kann ihn je finden. Hanna ist tot und eine Zeitreise wie diese wird es nie wieder geben! Das Portal ist für lange Zeit geschlo s sen, wenn nicht sogar für immer. Sollte Raimund also im Zeitsog feststecken, so ist er mit Siche r heit tot. Der Zauber war nicht für ihn bestimmt und er auf diese Magie nicht vorbere i tet.“ Mir wurde heiß und Übelkeit schnürte mir den Hals zu. Solch ein Ende konnte er nicht erlitten haben! Nicht mein Raimund, nicht meine Liebe! Zumindest wollte ich das einfach nicht gla u ben.
„Wie kann ich das herausfinden?“, fragte ich heiser und wollte am liebsten nicht hinsehen, als Rosa den Kopf schüttelte .
„Es tut mir leid, Elisabeth. Mit Magie kann ich dir hier leider nicht weiterhelfen.“ Und ihr trauriger Gesichtsausdruck raubte mir jede Hoffnung. Meine Niederg e schlagenheit war in dem Moment so übermächtig, dass ich ihr nicht einmal etwas darauf sagen konnte. Ich ging über vor Sorge, zerfloss in Selbstmitleid und zog mich mechanisch weiter an . Ich musste hier raus und so rasch als möglich mit m einer Recherche beginnen. In Geschichtsbüchern , Bibli o theken oder im Internet würde ich schon etwas über Raimund Rabenhof fi n den.
Der Abschied fiel recht kurz aus und Rosa versicherte mir , alles in ihrer Macht st e hende für mich zu tun. Im Hausflur musste ich dann erst einmal tief durchatmen. Es war Dienstag, der 25. Oktober 2010 und damit ein ganz normaler Wochentag. Wobei ganz
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