Zeitreise ins Leben (German Edition)
n nas Blick zeigte auch deutliche Verwunderung. So offen schimpfte man für gewöhnlich nicht über den König.
„ Man munkelt, er wisse nicht so recht, wie ein Land zu regieren sei. Dabei stolziert der ital i enische Gockel wild durchs Land, spricht kaum ein Wort Deutsch und will nichts we i ter als seine Ansprüche beim deutschen Adel geltend machen. Angeblich hat er nichts im Kopf als seine Pferde, die Jagd und natürlich die Vielweiberei – oh!“ Er unterbrach sich kurz und blickte entschuldigend zu uns herüber , ehe er noch ei nen kräftigen Schluck vo m Met nahm. „En schhhh uldigen Sie bitte meine Wortwahl, Ladies“ , rief er laut und lallte dabei so deu t lich, dass uns sofort klar war, wie betrunken er bereits sein musste. Herr Valentier vertrug offenbar so wenig, dass es schon an Fahrlässigkeit grenzte , ihm weiter einzusche n ken.
„Man munkelt, dass der gute Mann sogar ein uneheliches Kind hat. Womöglich mehr als nur eines. Ha, so ein Filou! “
„Ach, der König ist verheiratet?“, fragte ich unvorsichtig schnell, weil ich bei einem so ju n gen König einfach nicht damit gerechnet hatte.
„Aber natürlich! Wo denkt Ihr hin? Mit 14 wurde der Knabe bereits mit einer um 10 Jahre älteren Spanierin verheiratet. Verständlich also, dass er sich inzwischen bereits weit vom g e meinsamen Ehebett einfindet .“ Dabei klopfte er sich köstlich amüsiert auf seinen Schenkel und lachte laut. Vermutlich stellte er sich gerade eine knackige Mitte Zwanzigjährige als Oma vor. Ja, klar! Lach nur, du Rüpel! Eine Frau meine s ursprünglichen Alter s war in seinen A u gen schon eine verwelkte Rose. Was für ein Idiot! Der Typ wurde immer unsympathischer und al l mählich fragte ich mich, warum das bisschen Met einem so kräftigen Mann derart zusetzen konnte. Vielleicht war er ja zuckerkrank und das potenzierte die Wirkung des Alkohols.
„ Aber nicht alle sind solche Waschlappen wie Friedrich! Mein hoch geschätzter Freund, He r zog Raimund von Rabenhof ist ein ganzer Mann. Ein Ritter wie er im Buche steht, ein wilder Kerl und ein Geheimbündler. Stellt Euch vor, er hat es sich zum Ziel gesetzt, den unwil l kommenen König bald zu stürzen. Ja, sowas! Ich weiß, das ist jetzt ganz besonders he i ßer Stoff für Euch, Mädels , doch ich erzähle das nur, weil jeder vernünftige Mensch hier möchte, dass der sizilianische Kerl wieder in sein Land zurückkehrt. Punkt und aus, ab nach Haus. “ Es folgte noch ein Schluck Met und Hanna und ich deuteten Marie, dass sie auf ke i nen Fall nachschenken durfte. Nur noch Wasser.
„Und dann diese Intrigen! Entsetzlich, was sich am Hof von Friedrich derzeit ab spielt. Stellt Euch vor, zwei Mal hat man ihm schon nach dem Leben getrachtet ! Das erste M al sprach man von einem mysteriöse n Jagdunfall , ein weiteres Mal wäre der hohe Herr fast vergiftet wo r den. Zumindest munkelt man das in so manchen Kreisen.“ Valentier schien zwar nicht mehr zurechnungsfähig zu sein und seinen Worten konnte man nicht unbedingt glauben, aber das interessierte Hanna dann doch.
„Von Mordanschlägen gegen den König hat man bei uns bisher nichts gehört, Herr Vale n tier. Aber die Zeiten sind wohl tatsächlich etwas unruhiger geworden, denn wenn selbst uns e re Straßen nicht mehr sicher sind ...“
„Sie haben Recht, schöne Hanna . Unsichere Zeiten werden auf uns zukommen, was bei einem König, wie dem jetzigen auch kein Wunder ist. D ieser Mann lebt nur für sein Vergn ü gen und vernachlässigt das Volk.“ Hanna erwiderte darauf nichts, doch ein verräterisches Glimmen in ihren Augen zeigte , dass sie sich über Valentier ärgerte . Ich hingegen fragte mich schon die längste Zeit, warum ein Reisender etwas derart Brisantes mit fremden Leuten b e sprach. Entweder war er wirklich die größte Alkohollusche aller Zeiten oder er führte etwas im Schi l de.
„Ein solch ein König ...“, flüsterte er nun , richtete seinen glasigen Blick auf mich und hob seine Hände dramatisch in die Höhe. „... der hat es nicht anders verdient als zu sterben!“ Und d a mit knallten seine Handflächen auf den Tisch und brachten seinen Zinnbecher gehörig ins Wanken. So offen über Hochverrat zu sprechen, war schlicht und
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