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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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freuten sich ganz offensichtlich über unseren Besuch, winkten und kamen so nah wie sie nur konnten. Im Vorhof entdeckte ich mehrere Gebäude, die ordentlich, aber sehr einfach gehalten waren und vermutlich die Häuser der Bauern, Mägde und Knechte waren. Mensch und Tier lebte hier friedfertig nebe n einander. Das Leben hier war offenbar sehr arbeitsvoll, aber fröhlich. Da flatterte ein Huhn au f geregt davon, dort schnatterte eine Gans lauten Protest und weiter vorne wurde gerade ein Heuw a gen zur Seite geschoben, indem drei Männer mit nacktem Oberkörper anpackten und ihre Mu s keln spielen ließen. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an dem ganzen Treiben. DAS war für mich die wahre Welt des Mi t telalters. Hier konnte ich sehen und staunen. Wieder zupfte Hanna mich ins Wageninnere und mahnte nicht so auffällig zu stieren . D och ich kon n te nicht anders, als weiterhin durch einen Spalt des Stoffes gucken. Lachende Kinder, arbe i tende Menschen, einige Tiere und im Hintergrund bunte Wimpel und Fahnen. Es war ein wunderschönes Bild von einem heillosen Durcheinander. Dazu mischten sich Düfte verschi e densten Ursprungs und drangen bis zu uns in die Kutsche. Nicht alle w a ren wirklich gut, aber dazwischen roch es nach heimeligem Hausbrand und nach gutem E s sen.
                  Als die Kutsche mit einem Ruck hielt, purzelten wir drei Grazien im Inneren ganz schön durcheinander . John war wahrlich kein Meisterkutscher, aber wir auch nicht aus Porzellan und so richteten wir schnell unsere Frisuren und die Kleider und bereiteten uns auf den Au s stieg vor . Hanna trat als E rste aus der Kutsche und als ich ihr folgen wollte, blieb ich prompt mit einem Absatz am Saum meines Kleid es hängen. Jesses! Nur mit Mühe konnte ich das Gleic h gewicht halten, rotierte ungeschickt mit einem Fuß in der Luft und schaffte es nur um eine Haaresbreite, nicht aus der Kutsche zu fallen. Gut, das war schon ein wenig pei n lich, aber ich schaffte es schließlich doch halbwegs manierlich . Das Dienstpersonal stand fein säuberlich in Zweierreihe vor dem Eingang und hieß uns mit einheitlichem Kopfnicken wil l kommen. Meine kleine Showeinlage hatte niemand bemerkt oder wurde der Etikette entspr e chend ignoriert. Zumindest bemerkte ich keine schrägen Blicke . D as Gebäude war beeindr u ckend . Es strotzte vo r Kraft und Wehrhaftigke it, ohne dabei kalt und unfreundlich zu wirken. Vermutlich nahmen die vielen Dekorationen aus Frühlingsblumen dem Ganzen den Schr e cken. Schaurige Monsterköpfe in der Fassade und grässliche Wasserspeier wirkten mit all dem Grünzeug nicht mehr wirklich abschreckend – nicht einmal mehr für Däm o nen.
                  Gerade der rote Te p pich fehlt noch … dachte ich amüsiert ... ebenso, wie der werte Brutalo-H ausherr! Hannas Worte über Rabenhof gingen mir nämlich nicht aus dem Kopf. A n geblich war der Burgherr ja der geborene Kämpfer und ein ziemlich rauer Bursche. Ich schätzte ihn daher ebenso finster ein wie seine zwei Söldner, malte mir ihn nur noch furchte r regender aus. Dichte Augenbrauen, gelbe Augen, scharfe Eckzähne. Wölfisch eben. Zu dem Zei t punkt ging er mir daher nicht wirklich ab. Noch dazu , wo ich mit den neuen Eindrücken des wa h ren und echten dreizehnten Jahrhunderts beschäftigt war. Vermutlich sah ich wie Alice im Wunde r land aus, die vor lauter Faszination und Staunen am ganzen Körper zitterte. Warum ich so derart kribbelig und aufgewühlt war, konnte ich mir nicht ganz erkl ä ren, aber seit ich aus der Kutsche gestiegen war, fühlte ich eine Art Rausch und ein unglaubliches Hochgefühl der E r wartung. Die kurze Peinlichkeit vom Ausstieg war längst vergessen, was zählte war der Blick nach vorne und die unglaubliche Atmosphäre hier. Aber genau dieser Blick nach vorne war es dann , der mich erstarren ließ . Etwas Seltsames passierte hier, ließ mich wie im Fieber Hitze fü h len.
                  ER trat aus dem Schatten des Eingangsbereichs und blieb für einen Moment unter dem hohen Bogen stehen. Im warmen Licht der untergehenden Sonne präsentierte er sich seinen Gästen und mir wurden schlagartig die Knie weich. Im Hinterkopf hörte ich spektakuläre M u sik, mein Mund wurde trocken und mein Herz begann zu rasen. Für mich war der Mann schlicht ein Traum. Vielmehr sogar wie einer aus meinen Träumen. Anders konnte ich mir meine übertriebene Reaktion nicht erklären. Er stand noch mindestens dreißig Meter von

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