Zeitreise ins Leben (German Edition)
entlockte mir dann ein erstes, befreiendes Prusten . Berauscht , wie ich war, hatte ich ab nun ziemliche Probleme, nicht andauernd loszulachen. Rabenhof überging es gekonnt, doch Ga b rieles b i t terb öser Blick lag noch lange auf mir .
Wenn die wüsste! Natürlich war ich hinter dem werten König her, allerdings nur mit einer kli t zekleinen Mordabsicht. Klitzeklein ... hallte es in meinem Kopf während ich mich fragte, wann der dämliche Pfau endlich erscheinen würde . O der wann, Herrgott , die Wi r kung der Droge endlich etwas verblassen würde. Die Gäste waren inzwischen vollzählig erschienen und warteten all e samt nur auf seine Majestät. Edle Herren und Damen standen bunt gemischt im Saal und waren eine wahre Pracht fürs Auge. Schöne Kleider und Trachten soweit das Auge blickte! Vor allem die Damen waren ein Musterbeispiel an gutem Aussehen. Die Herren hi n gegen machten eine bedeutend schlechtere Figur. Die meisten waren gut gekleidet, aber alt und übergewichtig. D a gab es Doppelkinn, Hängebacken, Fettbauch und in schlimmen Fällen alles auf einmal. Vermutlich hatten sie Geld ohne Ende und mussten keiner Frau mehr i m ponieren. Da Rabenhof unter ihnen eine Ausnahme war, ging ich allmählich davon aus, dass nicht nur Wohl stand, sondern vor allem der Ehe stand diese Männer derart verändert ha t te.
Fanfaren erschallten und der Zeremonienmeister kündigte seine herrschaftliche Majestät an. Sein gekonnter Auftritt brachte die Menge in leisen Aufruhr und ließ das allgemeine G e plapper verstummen. Die Atmosphäre war geschwängert von ehrfürchtiger Vo r freude und von einer Erregung, die greifbar schien . Mit einem kollektiven Seufzen stob die Menge auseina n der und verbeugte sich vor ihrem König . Den Damen stand die Faszination ins Gesicht g e schrieben und den Herren der Mund leicht offen. Friedrich war ein junger, attraktiver Mann und seine beiden Mätressen eine wahre Augenweide. Auf Entfer nung konnte ich die Hysterie um Friedrich den II nicht verstehen , doch die stolze Haltung des Königs zeigte, mit welchem Genuss er dieses Spekt a kel um seine Person wahr nahm. Die Männer beugten das Knie, die Damen fielen in einen eleganten Knicks. Eine Respektsbe kundung, die bei so vielen Me n schen zugleich schaurig schön war . Der König war in Gold und Seide gekleidet, nickte zufri e den und schritt hernach durch die Menschenmenge . Es dauerte ein wenig, doch allmählich kam er näher zu Rabenhof und mir. Nun konnte auch ich ihn deutlicher sehen und staunte nicht schlecht über seine außergewöhnliche Attraktivität. Seine halblangen Haare glänzten in dunklem, leicht rötlichen Blond und bezeugten auf ihre Weise die Verwandtschaft zu Barb a rossa, seinem rotbärtigen Großvater. Dennoch war da e t was an ihm, das nicht ganz stimmig war. Friedrich der II hatte diesen leicht federnden Gang, den ich schon bei seiner Ankunft bemerkt hatte und der mich , in meinem erheiterten Zu stand geradezu herausforderte, zu l a chen. Krampfhaft versuchte ich an e t was anderes zu denken, vermied es mir schwule Vögel mit langen Schwanzfedern vorzustellen und hatte doch meine bittere Not nicht loszuprusten. Rabenhof bemerkte meine Ausgelassenheit und stieg mir kurz entschlossen auf die Zehen. Nicht fest, aber deutlich genug , um mich vor schlimmeren Konsequenzen zu warnen. W ü tend blitzte ich ihn an und deutete ihm, dass er es war, der mir schließlich diese dämliche Droge gegeben hatte . Für mehr blieb aber keine Zeit, denn s eine Majestät blieb just in dem Moment vor uns stehen . Rabenhof erhob sich, während ich noch tiefer in meinen Knicks plumpste. So machte man das nun mal, wenn eine edle Herrschaft vor e i nem stehen blieb.
Erneut stellte mich Rabenhof als „gute Bekannte“ vor und unterstrich seine Anspielung deutlich mit einem schmutzigen Augenzwinkern. Ich sah es ja nur aus dem Augenwinkel, aber es war klar, wie sehr er vor allem beim König darauf aus war meine Position zu verdeu t lichen. Der Blick des Königs streifte mich mit einem Anflug von Überraschung, aber auch mit intensiver Neu gierde. Ich wagte kaum hinaufzusehen, aber ein wenig riskierte ich schon. Friedrichs Augen waren von einem tiefen Blau, unergründlich und schön. Er war noch ein junger Mann, strahlte aber bereits souveräne Autorität und Macht aus , die durchaus anzi e hend war . Kein Wunder, dass ihm die Frauen scharenweise zu Füßen
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