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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Finger und verhinderte jede weitere Analyse. Danach flocht sie eine komplizierte Frisur und zupfte einige Strähnen ins Gesicht und in den Nacken. Dazu gab es ein blaues Band ins Haar. Bevor sie mich aber zu schminken b e gann, musste ich in das mitgebrachte Kleid schlüpfen, um von dem bevorstehenden Kunstwerk nichts zu ve r wischen. Wenigstens kein Korsett … dachte ich erleichtert, bemerkte aber sofort den höll i schen Ausschnitt und den engen Schnitt des Kleides. Bei dem Dekolleté würde es ein schwi e riges Unterfa n gen werden, meinen Busen im Zaum zu halten. Heftiges Herunterbeugen sollte ich lieber unterlassen . S elbst die freundliche Gertrude ließ sich unschön über die übertrieb e ne Mode aus Frankreich aus, die sich vermu t lich nicht wirklich durchsetzen würde.
                  „Bis vor kurzem hätte es solch eine modische Unverfrorenheit bei unseren gestrengen Ki r chenvätern nicht gegeben. Hochgeschlossen, so wie es sich geziemt ... genau so sollten echte Damen gekleidet sein!“ Sie war richtig in Rage und wurde mir dadurch noch sympath i scher. „Wie soll ein Ritter von Ehre den nötigen Respekt aufbringen, wenn ihm die halbe Frau b e reits mit solch einem Ausschnitt ins Gesicht springt? Das ist doch schamlos!“ Und ich dachte mir, dass sie wohl in Ohnmacht gefallen wäre, wenn sie vom 21ten Jahrhu n dert und seinen Modeerscheinungen gewusst hätte. Aber auch ich stufte dieses Kleid als W i derspruch zu den angeblichen Idealen der mittelalterlichen Zeit ein. Nachdem ich das Kleid und die Schuhe übergestreift hatte, wurde ich geschminkt. Als er s tes nahm Gertrude einen kleinen Tiegel mit schwarzer Paste und strich mir davon eine satte Umrahmung um meine Augen. Das wirkte so dunkel und übertrieben , dass ich über die se Kriegsbemalung am liebsten gelacht hätte.
                  Wie passend ... dachte ich noch. Es ist ja Krieg! Aber die Farbe blieb nicht lange auf meiner Haut , wurde wieder abgewischt und zurück blieb ein feiner Strich, der meine blauen Augen g e konnt umrandet e . Danach zückte die emsige Hofdame ein kleines Fläschchen und erklärte mir etwas von einer Augentinktur aus Essenzen der schwarzen Tollkirsche. Von Pflanzenku n de wusste ich nicht allzu viel, aber die Tollkirsche war giftig . E ntsprechend skeptisch verhielt ich mich, vertraute aber Gertrude, dass ich nicht gleich erblinden würde. Und ta t sächlich! A bgesehen von leichten Kopfschmerzen, wurden lediglich meine Pupillen größer und dadurch interessanter. Ich war verblüfft über den Effekt und d a rüber, dass Damen dieser Zeit schon etwas von subliminaler Beeinflussung wussten. Selbst in der Werbung meiner Zeit b e nutzte man den Trick von großen Pupillen , um positive Beeinflussung en zu erzielen. Stecknadelp u pillen wirkten einfach nicht so freundlich wie weite und offene. Es war also ein viel ält e res Wissen, als ich gedacht hatte . A ber w ah r scheinlich hatten Frauen schon immer Mittel und Wege gefun den, Männer leichter um den Finger zu w i ckeln . Gertrude verwendete etwas Puder für Gesicht und Dekolleté und verpasste mir danach e i nen Hauch roter Farbe auf Lippen und Wangen. Die Salbe schmeckte scheußlich, aber Ger t rude war offensichtlich sehr stolz auf diese Geheimmischung. Abschließe nd tippte sie mir etwas Parfum auf den Hals, ins Dekoll e té und auf die Handgelenke.
                  Autsch … die hatte ich ganz vergessen! Sie waren nicht so dramatisch verfärbt wie erwa r tet, doch eine leichte Schwellung war zu sehen ... genau dort, wo sich Rabenhofs Finger blä u lich ve r ewigt hatten. Gertrude sah es ebenfalls und zückte kurz entschlossen eine weißliche Salbe, die sie geschickt auf beide Handgelenke verteilte. Zum Abschluss gab mir Gertrude noch ein e kleine Phiole.
                  „H ier habe ich etwas, das Ihnen helfen könnte. Ein paar Tropfen davon ins Getränk g e mischt und Sie können alles leichter ertragen! Und ich meine wirklich ALLES!“ Damit blickte sie mich mit verschwörerischer Miene an, drückte mir den Behälter in die Hand und hastete ohne ein we i teres Wort aus meinem Zimmer .
                 
    Eine Weile saß ich einfach nur da und spielte mit dem Fläschchen in meiner Hand. Vermu t lich beinhaltete es nichts anderes als Baldrian, womöglich aber sogar Gift. Was wusste ich schon, was diese Menschen hier noch alles für Spielchen trieben. Trotzdem glaub te ich noch an mein Glück und daran,

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