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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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fleißig vor sich hinsummten und einen ordentlichen Lärm fabrizierten.
                  „Der Mensch braucht genügend Raum, um sich selbst zu entfalten “, hatte Bonifazius mir in einem unserer Gespräche erklärt und hier konnte ich verstehen, was er damit ge meint hatt e. Erst in der Weite ergab sich die Möglichkeit, sich als Gesamtwesen wahrzunehmen. Die Re i bung und Nähe anderer Menschen oder die Einengung erdrückende Räume oder Umstände fielen hier einfach weg . Es gab keine Grenzen mehr, keine Einschränkungen. Seufzend und in Gedanken an Bonifazius lehnte ich mich an den Baum und beobachtete das herrliche Pferd, wie es friedlich graste. Die Gedanken an Raimund schob ich möglichst beiseite, denn was er inzwischen durchleiden musste, wollte ich mir gar nicht ausmalen. Sofern er überhaupt noch am Leben war .
                 
    Im Stall erwartete mich die junge Marie. Zuerst begrüßten wir uns nur von weitem, doch durch ihr Gezappel erkannte ich, dass sie mir etwas Wichtiges sagen wollte . Nachdem ich also Blitz dem Stallburschen übergab , wandte ich mich gleich an Marie. Aufmunternd strich ich ihr übers Haar und versicherte, dass sie mir getrost alles e r zählen könnte.
                  „Ich ... bekomme ein Kind“, rief sie heiser, bekreuzigte sich mehrmals und machte dabei ein Gesicht, als müsse sie jeden Moment an ihren eigenen Worten ersticken. Das arme Kind war vollkommen aufgelöst und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich mit ihr , denn Marie war gerade einmal d reizehn Jahre alt !
                  „... von, von Jakob“, ergänzte sie stotternd und ich meinte mich verhört zu haben .
                  „Wie bitte? Der Jakob von Herzog Rabenhof?“, fragte ich überrascht, weil ich den Jungen eher unscheinbar und schmächtig in Erinnerung hatte und mir auch gar nicht erklären konnte, woher sich die beiden kennen konnten . Marie aber nickte zaghaft.
                  „Weiß es schon jemand?“, forschte ich nach, doch sie schüttelte den Kopf und fing bitte r lich an zu weinen. Vorsichtig nahm ich sie in die Arme und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Die kleine Marie schniefte, versuchte sich zu fassen und wischte sich nebenbei ihre ro t zige Nase an meinem Kleid ab.
                  „Was ist denn nun eigentlich passiert?“, fragte ich vo r sichtig und hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen, weil meine Formulierung so ung e schickt ausgefallen war. Schließlich war klar, was sich abgespielt haben musste. „Ich meine, wurdest du vergewaltigt oder ist es aus Liebe geschehen?“, ergänzte ich schnell, doch Marie schüttelte den Kopf . Also nahm ich sie bei der Hand und ging mit ihr in mein Zimmer. Hier, im Stall, war sicher nicht der richtige Ort für eine derartige Unterhaltung.
                  In meinem Zimmer saßen wir dann eng nebeneinander und hielten uns an den Händen. Sie konnte mir nicht wirklich ins Gesicht sehen, aber ich spürte, wie sehr sie unter ihrer derzeit i gen Situation litt.
                  „ E rzähle mir ruhig alles“, sagte ich und fühlte mich wie eine alles beh ü tende, italienische Mama. Sie lehnte ihren Kopf an meine Seite und ich schloss sie erneut in meine Arme. Vie l mehr als Worte benötigte sie jemanden, der sie hielt und tröstete. Warum sie dafür ger a de mich ausgesucht hatte, war mir ein Rätsel, denn bisher hatten wir kaum ein Wort gewechselt. Ihr Körper zitterte unentwegt und die Verzweiflung, die von di e sem kleinen Geschöpf ausging, kostete mir selbst Kraft, nicht loszuheulen. Irgendwann aber a t mete sie ein paar Mal kräftig durch und erzählte stockend, dass Jakob hier auf Tsor aufgetaucht wäre, wä h rend Hanna und ich in St. Nimmerlein gewesen waren.
                  „U nd dann ist er geblieben“, schniefte sie laut „U nd das ganze zehn Tage!“
                  „Wieso denn das?“, fragte ich verwundert.
                  „Weil sie ihn sonst genauso eingesperrt hätten wie den Herzog“, plärrte sie los und mir fiel das halbe Gesicht auseinander. Raimund war also tatsächlich gefangen genommen wo r den!
                  „Jakob war kurz vor der Verhaftung des Herzogs die Flucht gelungen“, ergänzte sie leise und ich bemühte mich redlich, sie nicht gleich mit zig Fragen zu bombardieren . Die Kleine ha t te schließlich ganz andere Probleme. Doch eine Frage

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