Zeitreise ins Leben (German Edition)
konnte ich mir nicht verkneifen.
„Weißt du, was mit dem Herzog passiert ist?“
„Jakob hat gesagt, dass sein Herr verhaftet wurde und nun in seinem eigenen Kerker schmoren muss . Er wusste aber nichts Genaueres, denn er hatte den Auftrag, gemeinsam mit Ihnen und Frau Hanna, zu flüchten . Danach sollte er ein wachsames Auge auf Sie und den B e sitz von Tsor haben.“ Sie schluckte schwer und ich ließ es vorerst dabei bewenden, um mich ihrem eigentlichen Problem zu widmen.
„Nun, sag schon! Hat er dir Gewalt angetan?“, fragte ich und bemerkte selbst, wie ärge r lich und ungeduldig das klang.
„Nein, ich liebe ihn“, antwortete sie plötzlich mit ehrlicher Überzeugung und ich verspü r te einen leisen, neidischen Stich in meinem Herzen. „Er war so nett und charmant. Und ich h a be mir anfangs gar nichts dabei gedacht, mit ihm spazieren zu gehen. Aber schon nach se i nem ersten Kuss wusste ich, dass ich bis über beide Ohren verliebt war.“ Ihr e Wangen wu r den rot, doch sie wirkte nicht mehr verstört oder gar traurig. Mit vorgerecktem Kinn saß sie da und präsentierte sich mit einem Mal viel energ i scher.
„Ja, ich liebe ihn und ich bin freiwillig zu ihm ins Bett gestiegen“, bekräftigte sie erneut und stand damit offen zu ihrer jungen, leidenschaftlichen Liebe. Insgeheim bewunderte ich sie für diese Haltung, doch sie war erst Dreizehn ! Eine Schwangerschaft als unverheir a tete Frau war in dieser Zeit eine Katastrophe. Doch dann begann ich zu überlegen und dac h te über den vorgegebenen Zeitrahmen nach. Der Verkehr lag noch nicht lange z u rück, die Zeugung war dadurch zwar möglich, aber nicht sicher. Als ich Marie danach fragte, wurde sie ärgerlich.
„Natürlich bin ich schwanger“, maulte sie, bemerkte aber, dass ich weiter starke Zweifel hegte. Also versuchte sie es mir zu erklären. „Beim ersten Mal hat es mir gar keinen Spaß gemacht und ich dachte noch, dass die Frauen, die darüber in den höchsten Tönen sprachen, verdammte Lügnerinnen w ä ren. Doch Jakob ließ mir Zeit und versprach mir, dass es mit j e dem Mal besser we r den würde. Und er hatte R echt! Er war so sanft und lieb, dass es schon beim zweiten Mal sehr schön war, sogar für mich. Und ... und es heißt doch, wenn es der Frau Spaß macht, dann wird sie schwanger!“ Dabei guckte sie so ernst und überzeugt, dass ich versuchte, nicht laut loszul a chen. Den Kopf schüttelte ich dennoch, weil ich ihr sagen musste, dass das so nicht ganz richtig war.
„Das wurde mir aber so gesagt“, meine sie widerspenstig und verschränkte automatisch die Arme vor der Brust. „Wenn Frauen Spaß am Beischlaf haben, dann bekommen sie zur Strafe Kinder. Alle sagen das!“
„Ach, Marie! Das stimmt doch nicht! Ganz so einfach ist es nicht!“ Und obwohl sie aufmü p fig schaute, konnte ich sie nicht im Ungewissen lassen. „Schau Marie. Das hängt nicht vom Gerede der Leute ab oder vom Spaß, sondern ganz a l leine von deinem Menstruationszyklus.“
„Meinem was?“
„Äh, deiner Monatsblutung“, korrigierte ich schnell, konnte ihrem Blick aber weiterhin kein Verstehen entnehmen. „Hast du denn überhaupt schon eine monatliche Blutung, M a rie?“
„Ich weiß nicht was ...“, stammelte sie verstört und mir dämmerte langsam, dass sie kein bisschen aufgeklärt worden war. Empört blähte ich meine Backen und ärgerte mich über Gertrude, Hanna oder sonst wen, der bei der Kleinen für dieses Thema zuständig gewesen wäre. Mir war nicht gerade wohl in meiner Haut, denn mit einem Mal drängte sich das Bild meines verlegen schwitzenden Biologielehrers auf, der die leidvolle Aufgabe gehabt hatte, e i nem pubertierenden Haufen etwas über Sex zu erklären. Aber dann waren mir Maries Augen viel näher, als meine lächerliche Unsicherheit, und so erzählte ich ihr was ich wusste ... über M o natsblutung, Eisprung und all dem Zeug, das ich im Biologieunterricht vor ewigen Zeiten einmal gelernt hatte. Den Geschlechtsverkehr selbst ließ ich aus, denn darin hatte sie ja schon Erfahrung gesammelt. Marie begann sich während meines möglichst sachlichen Vo r trags ein wenig zu entspannen, auch wenn ihr manche Erklärungen ein
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