Zeitreise ins Leben (German Edition)
Versuch berührte mein Fuß jedoch versehentlich etwas Weiches , Quiekendes und ich hatte Mühe, nicht der Länge nach hinzufallen. Friedrich erwischte mich erneut, aber me i ne Ungeschicktheit schien ihn allmählich zu verärgern. Er verstärkte seinen Griff und zerrte mich brutal weiter. Mittlerweile hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte eine Gestalt am Ende des Kerkers erkennen. Friedrich blieb st e hen, entzündete eine Fackel und beleuchtete schließlich sein ganzes, grauenvolles Werk. Es knisterte und knackte, während die Flammen auf und ab wanderten und beständig näher zum Fleisch des Opfers krochen. En d lich konnte ich genauer sehen , was hier gespielt wurde, doch der Schock war zu groß, der Anblick entsetzlich. Mehr tot als lebendig hing der Gefangene in seinen Ketten, war halbnackt und total verdreckt. Sein aufgedunsenes, verquo l lenes Gesicht wurde von einem wild abstehenden Bart umrahmt. Blut klebte an Haaransatz und Wange, bildete dunkle Kru s ten und zog eine Spur bis zu seinem Brustkorb. Raimund Rabenhof war im ersten Moment nicht zu erkennen, so geschunden und fremd sah er aus. Sein Gesicht war schlimm zugeric h tet und eines seiner Augen so stark zugeschwollen, dass man meinte , er hätte es gänzlich verloren. An seinem Körper konnte ich offene Wunden und Striemen erkennen, die sich in wüsten Linien von seinem Rücken nach vorne zogen. Wie der Rücken selbst aussehen moc h te, wagte ich mir erst gar nicht vorzustellen. Wahrscheinlich hatten sie ihn ausgepeitscht und die Wunden entweder nicht versorgt oder mit Salz bestreut. Sein rechtes Bein schien schwer verletzt, stand in eigentümlichen Winkel ab, obwohl es nicht gebrochen wirkte. Mir schaude r te und der Schmerz, den ich bei seinem Anblick ve r spürte, kostete mir alle Kraft , zwang mich regelrecht in die Knie. Nach einem an sich schon furchtbaren Tag, war Rabenhofs Anblick wah r lich das Letzte, was ich jetzt noch verkraften konnte. Ich strauchelte, hielt mich aber im let z ten Moment an Friedrich fest . D em entfuhr lediglich ein fröhliches „Hoppla “ , weil er sich ganz auf das eigentliche Objekt seiner Begierde konzentrie r te.
„L os, geh hin und rüttle ihn wach “, herrschte er mich an und stieß mich in Raimunds Ric h tung. „Ich will eine ordentli che Begrüßung sehen. Mach schon “, rief er und ich taumelte u n beholfen vorwärts. Dabei wusste ich im ersten Moment nicht einmal, was ich tun oder wo ich anfangen sollte. Letztendlich aber folgte ich meinem Instinkt, nahm seinen blutve r schmierten Kopf in beide Hände, hob ihn vorsichtig an und flüsterte unter Tränen seinen Namen. Er schien nicht ganz bei Sinnen, stöhnte aber leise. Sein Anblick war so erbarmungswürdig, dass ich mich nicht länger beherrschen konnte und ihn vorsichtig auf eine unbeschadete Stelle seines G e sichts küsste.
„Raimund! Mein Gott “, hauchte ich auf seine Haut und strich ihm vorsichtig über die Wa n ge. Welch Bestie musste der König doch sein, um einen Menschen derart zu verunstalten? Etwas in Raimunds Gesicht begann sich zu regen, schien zu reagieren. Vielleicht war es me i ne St imme oder auch der Kuss, denn allmählich öffnete er sein linkes Auge und bli n zelte. Zuerst schien er mich nicht zu erkennen, zuckte dann jedoch jäh zusammen und stieß einen so verzweifelten Laut aus, dass ich am liebsten losg e heult hätte. Ich war nahe daran ihm die Ketten vom Leib zu reißen, ihn zu umarmen und für den Rest seines Lebens zu trö s ten , als mich ein seltsames Geräusch zurückhielt. Es war Frie d rich, der uns begierig beobachtete und dabei widerlich mit seiner Zunge schnalzte. Er genoss das Schauspiel so offensichtlich, dass mir schlagartig klar wurde, wie uninteressant ich für den König doch war. Weder als Sexo b jekt noch als Gefang e ne spielte ich für ihn eine Rolle. Nein, mein einziger Zweck hier war als Druckmittel gegen Raimund zu fungieren . Wie dumm war ich doch gewesen, an ein Gericht s verfahren und eine Verurteilung zu glauben! Aber wie dumm war es von ihm, zu glauben, ich würde jetzt eine rührende Liebeszene für ihn spielen. Nicht mit mir! dachte ich wütend und machte autom a tisch zwei Schritte rückwärts.
„Waaas? Das war schon alles? Das glaubst du doch selbst nicht, du Hure! Ich will mehr, viel mehr “, schrie er beleidigt und mit viel stärkerem Akzent als sonst. Er wirkte wie ein kle i
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