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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Gute zu wünschen.«
    »Ihr hört Euch nicht an wie ein Neuengländer, Mr Shelborne.«
    »Ich kam in Philadelphia zur Welt und bin dort aufgewachsen, Sir.«
    »Ich verstehe. Nun, ich danke Euch für die guten Wünsche.«
    In genau diesem Moment tauchten die beiden Männer auf, die unten am Tisch gesessen hatten. »Wie ich sehe, haben sie dich gefunden, Ben«, sagte der Hispanier.
    Shel lächelte und hob das Päckchen hoch. »Mr Franklin, wir waren so frei, ein Geschenk für Sie mitzubringen.«
    Franklin maß es mit einem neugierigen Blick, machte aber keine Anstalten, es entgegenzunehmen.
    »Es ist ein Buch«, sagte Shel.
    Endlich nahm er es. Er öffnete die Tüte und nahm einen der Bände heraus. »Interessant«, sagte er und hielt das Buch hoch, damit jeder im Raum es sehen konnte. »Gullivers Reisen.« Er warf einen Blick auf den anderen Band und sah dann wieder Shel und Dave an. »Das ist ein recht kostbares Geschenk für jemanden, der Euch gänzlich unbekannt ist.«
    »Zu klein, um die Freude zu vergelten, die Sie uns bereitet haben.«
    Ein Mann mit wirrem rotem Haar lachte. »Die Briten sagen, wer immer das geschrieben hat, ist ein Unruhestifter.«
    »Gut«, donnerte ein anderer. »Unruhestifter bieten stets die beste Lektüre.« Er lächelte Franklin zu. »Nicht wahr, Ben?«
    Niemand außer Shel und Dave schien gewusst zu haben, dass dies Franklins Geburtstag war. Man dankte den Fremden. Sodann wurde beantragt und beschlossen, dass Franklin an diesem Abend nicht gestattet sein sollte, für seine Getränke aufzukommen, und nach einer kurzen Diskussion wurde zudem für diesen Abend die Regel ausgesetzt, derzufolge Fremde von den Treffen ausgeschlossen waren. Shel und Dave wurden aufgefordert, die Satzung zu lesen, die sie darüber aufklärte, dass unter der Prämisse, offenen Geistes zu sein, keine unbeweisbare Behauptung unantastbar sei, feste Meinungen nicht toleriert würden und die Sprecher gefordert seien, nicht übermäßig viel Zeit für sich zu beanspruchen.
    »Wir sind kein Debattierclub«, sagte Franklin. »Unser Ziel ist, zur Wahrheit vorzudringen, wann immer es uns möglich ist.«
    Das Thema des Abends war die Bereitschaft der Menschen, sich von dem sozialen Umfeld, in dem sie leben, beeinflussen zu lassen. Tribalismus. Der Schaden, der daraus entsteht, wenn Gruppen ohne eigenes Nachdenken etwas folgen, das einmal Mem genannt werden sollte. Rasch aber schweifte die Diskussion ab und beschäftigte sich mit der Frage, ob Rebellen für eine friedliche Gesellschaft ebenso gefährlich seien wie jene, die gedankenlos gehorsam agieren und Autoritäten respektieren.
    Es ging hin und her. Ohne übergeordnete Kontrollen würde Chaos ausbrechen. Aber Leute, die im Namen übergeordneter Stellen handeln, begehen Gräueltaten, die sie aus eigenem Antrieb nie begehen würden.
    Man denke beispielsweise an die Hexenprozesse in Neuengland.
    Shel ertappte sich dabei, über den Holocaust nachzudenken. Er fragte sich, wie viele der Männer in diesem Raum ein solches Ereignis in einem angeblich zivilisierten Land für möglich halten würden. Wenn es in Deutschland geschehen konnte, konnte es dann überall geschehen?
    Der Mann, der sie hatte des Raumes verweisen wollen, Hugh Meredith, überlegte laut, ob es nicht möglich wäre, Machtpositionen einer strengen Kontrolle zu unterwerfen. »Die höchste Macht dem Volke geben«, schlug er vor.
    »Ich stimme zu«, verkündete John Jones Jr., ein Schuhmacher. »Es muss noch etwas zwischen Obrigkeitsherrschaft und Chaos geben.«
    »Vielleicht«, meinte Franklin, »sollten wir Rom wiederbeleben. Ciceros Rom.«
    »Die Macht teilen.« Aus dem ganzen Raum meldeten sich Stimmen zu Wort.
    »Zwei Konsuln.«
    »Ein Senat.«
    »Und sie alle paar Jahre abwählen.«
    Als der Abend zu Ende war und die Junto-Mitglieder aufbrachen, nahm Franklin Shel und Dave beiseite. »Ich nehme an, ihr werdet eine Einladung erhalten, euch unserer Gruppe anzuschließen«, sagte er. »Ich hoffe doch, wir werden uns wiedersehen.« (Inzwischen war man zum »Du« übergegangen.)

    »Nun«, sagte Shel, »wir wüssten die Achtungsbezeugung gewiss sehr zu schätzen, doch bedauerlicherweise leben wir zu weit entfernt, um einer Mitgliedschaft gerecht werden zu können.«
    »Das ist schade. Wo lebt ihr derzeit?«
    »Baltimore.«
    »Ja, das ist weit.« Er seufzte. »Nun gut, wir haben uns gefreut, dass ihr heute Abend bei uns wart.« Sein Blick fiel auf Gullivers Reisen. »Und habt vielen Dank dafür. Ich habe

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