Zeitreisende sterben nie
miteinander verbracht, und nachdem die Konverter ins Spiel gekommen waren, hatten sie gemeinsam einzigartige Erfahrungen machen dürfen. Und wenn die Gefahren und die Partys vorbei waren, waren sie üblicherweise durch den Kleiderschrank zurückgekommen.
Und da stand Shel nun, gleich vor der Schlafzimmertür, und keine Regung zeigte sich auf seinem Gesicht.
Dave war wie erstarrt.
Shel kam auf die Treppe zu und blickte herab. »Hi, Dave.«
»Shel.« Dave brachte kaum den Namen über die Lippen. Er klammerte sich ans Geländer, und die Stufen drehten sich um ihn. »Bist du es wirklich, Shel?«
Shel lächelte. Nein, er blickte ihn mit dem typischen schiefen Grinsen an, von dem Dave gedacht hatte, er würde es nie wieder sehen. Ein Teil von ihm, der zu träge war, ausreichend nervös zu werden, fing an, mögliche Erklärungen durchzugehen. Jemand anderes war in dem Feuer gestorben. Es war nur ein Traum. Shel hatte einen Zwillingsbruder.
»Ja«, sagte er. »Ich bin es wirklich. Nette Beerdigung.«
»Du warst dort?«
»Ja.«
»Ich habe dich nicht gesehen.«
»Ich stand nicht gerade in der ersten Reihe.« Sie starrten einander an. »Das solltest du bei Gelegenheit mal probieren. Andere Leute durch die Blumen auf deinem Sarg beobachten.«
Irgendwo aus weiter Ferne drang das Geräusch eines Zuges in sein Bewusstsein.
»Es tut mir leid«, sagte Shel. »Ich weiß, das muss ein Schock gewesen sein.«
Eine Untertreibung erster Güte. Shel kam näher. Daves Herz schlug ein wenig schneller. Shel erreichte die Treppe und ging die Stufen hinunter. Dave wich zurück. Machte ihm Platz. Shel packte seinen Arm, um ihn vor einem Sturz zu schützen. Sein Griff war fest, sein Lächeln sehr real.
»Was zum Teufel ist eigentlich los?«, fragte Dave.
Shels Augen leuchteten und sahen doch traurig aus. Er setzte sich auf die Stufen und zog Dave ebenfalls herab. »Es war ein seltsamer Morgen«, sagte er.
»Du solltest tot sein.«
Er atmete tief durch. »Ich weiß. Und ich bin tot, Dave. Die Berichte über mein Ableben scheinen zu stimmen.«
Plötzlich war alles klar. »Du bist aus der Zukunft zurückgekommen. Oder aus der Vergangenheit. Wen interessiert das schon? Du lebst.«
Shel nickte. »Ja.« Er zog die Beine an, als wollte er sich vor irgendwas schützen. »Und dir geht es wirklich gut, Dave?«
»Ich habe versucht, mich daran zu gewöhnen. An die Vorstellung, dass du tot bist. Oder dass du tot warst. Was auch immer ...«
Shel atmete tief durch, sagte aber nichts.
»Du benutzt den Konverter jetzt.«
»Richtig.«
»Und wenn du zurückkehrst...«
»... brennt das Haus und ich bin drin.«
Lange Zeit sagte keiner ein Wort, bis Dave das Schweigen brach: »Geh nicht zurück.«
»Ich weiß nicht, wie ich das vermeiden soll.«
Idiotisch. Daves Kopf füllte sich mit Bildern von Blitzschlägen und Einbrechern in der Nacht und den verkohlten Überresten von Shels Schreibtisch. »Bleib zum Teufel noch mal da weg. Was hast du schon zu verlieren?«
»Darum geht es nicht.« Seine Stimme klang angespannt. Und da war ein gehetzter Ausdruck in seinen Augen. »Ich habe nicht die Absicht, dorthin zurückzukehren. Aber ich bin überzeugt, dass meine Zeit gekommen ist.«
»Das ergibt keinen Sinn, Shel.«
»Es ist passiert, Dave. Du weißt es, und ich weiß es. Irgendwie werde ich in diesem Feuer enden.« Lange saßen sie schweigend auf der Treppe und lauschten dem eigenen Atem. Dann: »Sie haben mich in meinem Bett gefunden.«
»Ja. Ich weiß.«
»Ich kann das einfach nicht glauben.« Shel war blass, seine Augen gerötet.
»Sie denken, du bist ermordet worden.«
Er nickte. Schweigend. Sie gingen hinunter ins Wohnzimmer und ließen sich auf Lehnsessel fallen.
»Was ist passiert, Shel? Hast du irgendeine Ahnung, wer das getan haben könnte?«
»Nicht die geringste.« Er legte den Kopf zurück und starrte die Decke an. »Ich war in der Zukunft und habe mir ein paar Dinge angesehen. Und ich habe das getan, wovon wir immer gesagt haben, wir würden es nie tun. Auf keinen Fall.«
»Du hast dir Informationen über dich angesehen.«
»Ja.« Er schüttelte den Kopf. Die Heizung schaltete sich mit einem vernehmlichen Pochen ein. Dave dachte darüber nach, dass er sie reparieren lassen sollte. Nach einer Minute stand Shel auf und ging zum Barschrank.
»Hast du was dagegen?«
»Nein. Bedien dich.«
»Willst du auch was?«
»Rum mit Cola wäre nett.«
Er mixte die Drinks, kam zurück und gab Dave ein Glas. »Ich konnte nicht
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