Zeitreisende sterben nie
Produktionsbetriebe. Will jemand ein besseres Haus bauen, können wir ihm zeigen, wie er es anstellen muss.«
Gähn.
»Wirklich?«, fragte sie. »Und wie funktioniert das?«
Tja, Liebes, die Wahrheit ist, ich reise durch die Zeit. Letztens habe ich Winston Churchill gerettet. Morgen werde ich mal rübergehen und Cicero Hallo sagen. Er erklärte ihr, wie Präsentationen für Ingenieure zusammengestellt wurden und wie die Leute aufgrund der technischen Lösungen von Carbolite zu besseren Waschmaschinen kamen.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis ihre Augen glasig wurden.
»Aber genug von mir«, sagte er. »Wie lebt es sich heutzutage auf dem Gebiet der Medizin?«
Sie war zu gewitzt, den Köder zu schlucken. Stattdessen erkundigte sie sich, ob er wirklich Freude am Theater hatte oder ob er die Teufelsschüler eher dazu benutzte, Frauen kennenzulernen. Was tat er, wenn er keine besseren Waschmaschinen verkaufte? (So drückte sie sich nicht aus, aber er verstand genau, was sie meinte.) Wo sah er sich in zehn Jahren?
Die Frage erwischte ihn kalt. Ja, wo eigentlich? Er hatte keine echten Ambitionen, die über den Augenblick hinausgingen. In zehn Jahren würde er gern ein anständiges Sümmchen verdienen. Und er wäre gern glücklich verheiratet, vielleicht auch Vater von ein oder zwei Kindern. Aber plötzlich klang das alles furchtbar banal. Und ihm kam der Gedanke, dass er seine Zeitmaschine nehmen und nachsehen könnte. Herausfinden, was er dann täte.
Herausfinden, was sie beide dann täten.
Während er um den heißen Brei herumredete und sich über Ambitionen ausließ, die er nicht hatte, fragte er sich, wie es sich auf sie beide auswirken würde, würde er sie wirklich in die Zukunft bringen, sodass sie herausfinden konnten, was sie bereithielt.
Sehen wir nach.
»Ich würde gern bei einem größeren Unternehmen arbeiten«, sagte er schließlich. »Einem erstklassigen, vielleicht GE, und dort die PR-Abteilung leiten.«
»Aha.« Sie nippte an ihrem Rum-Cola und sah ihn aus diesen atemberaubenden, blaugrünen Augen über den Rand ihres Glases hinweg an. »Viel Glück dabei, Shel.« Ihre Stimme klang beinahe, als wäre das alles wirklich von Bedeutung.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der er ernsthaft an die gestaltgebende Kraft der Öffentlichkeitsarbeit geglaubt hatte.
Image ist alles. Wenn man nur glaubt, die Welt wäre besser, dann ist sie besser. Aber irgendwie konnte er sein Wertesystem nicht mehr damit befriedigen, dem Wallstreet Journal ein besseres Computersystem zu verkaufen. Das Dasein, das er sich für sich ausgemalt hatte; kreativ, anerkannt, ein Mann, der einen Raum nur betreten muss, um alle Anwesenden zum Schweigen zu bringen ... Das alles hatte er geschafft. Aber er konnte dem keine Bedeutung abringen.
Er fragte sich, ob Helen wohl Lust hätte, sich über Baseball zu unterhalten.
Galileo war im Februar 1564 in Pisa zur Welt gekommen. Das war die Zeit, in der die aristotelische Astronomie größte Anerkennung genossen hatte, in der die Vorstellung, die Sonne und die Planeten drehten sich um die Erde, ein Dogma gewesen war, und in der jeder, der daran zweifelte, seinen guten Ruf aufs Spiel setzte (obwohl man durchaus Widerspruch anmelden konnte, soweit man es, wie Kopernikus, auf Latein tat. Und darauf achtete, es nicht allzu laut zu tun).
»Zum ersten Mal hat er 1609 von dem Fernrohr erfahren«, sagte Shel.
»Wann ist er gestorben?«, fragte Dave. »1642.«
»Wenn wir also davon ausgehen, er wollte Galileo zu einem Zeitpunkt treffen, zu dem er das Fernrohr bereits benutzt hat...«
»Davon können wir nicht ausgehen.«
»Können wir nicht?«
»Es ist gut möglich, dass er das Pisa-Experiment sehen wollte.«
»Kanonenkugeln von einem Turm werfen?«
»Ja.«
»Wann war das?«
»Irgendwann zwischen 1589 und 1592.«
»Bleibt ein halbes Jahrhundert, in dem wir suchen müssten.«
»Eigentlich steht nicht einmal fest, dass diese Pisa-Sache überhaupt stattgefunden hat. Manche denken, dieses Experiment sei lediglich eine Legende.«
»Schön.« Sie saßen im Arbeitszimmer in Shels Haus. »Ich schätze, das dringendere Problem ist immer noch die Sprache. >Paria italianoh«
Shel lächelte, »Devo andare adesso.«
»Du hast gesagt: >Ich mussjetzt gehen<.«
»Das war nur ein Witz. Parlo italiano wie der Teufel.«
»Wie ich sehe, haben wir noch viel vor uns.«
»Ich beherrsche die Sprache nicht besonders gut, Dave. Aber ich arbeite daran. Ich war ein paar Mal in Rom und einmal in Venedig.
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