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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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der Stadt.«
    Shel setzte sich mit den Konvertern. »Ich stelle sie so ein, dass wir eine Woche früher eintreffen. Damit wir niemandem begegnen, der uns wieder erkennen könnte.« Er gab Dave sein Gerät zurück. »Bereit?«
    Sie waren auf einem Feld. Der Boden war eben und grasbewachsen. Da waren ein Silo und eine Scheune, ein paar Bäume und ein grasendes Pferd. Und, gleich hinter der Scheune, ein Farmgebäude. In der Ferne konnten sie einen Fluss erkennen. Das musste der Delaware sein.
    Ein Mann, der so etwas wie eine Hacke bei sich hatte, sah sie, hielt in der Bewegung inne und starrte sie an.
    »Bordentown müsste südlich von hier sein«, sagte Shel nach einem Blick auf den Kompass.
    Ehe Dave antworten konnte, ertönte ein Heulen aus der Richtung der Scheune. Zwei Hunde rannten zu dem offenen Tor hinaus und wollten sich auf sie stürzen. Der Mann mit der Hacke warf das Arbeitsgerät weg, hastete in die Scheune und kam mit einer Flinte zurück.
    »Los«, sagte Shel. »Weg hier.«
    Dave drückte auf den Knopf und sah zu, wie die Hunde in dem spektralen Licht verblassten, sah erleichtert, wie sich die Wände von Shels Arbeitszimmer materialisierten. Er wartete auf Shel. Und wartete.
    Shel hätte neben dem Lehnstuhl in der Nähe des Kamins auftauchen müssen. Aber das tat er nicht.

Kapitel 21
    Wenn ich die natürliche Würde des Menschen betrachte, wenn ich die Herrlichkeit und Freude seines Wesens fühle (denn die Natur war nicht so freundlich, meine Gefühle stumpf werden zu lassen), so erzürnt mich das Bestreben, die Menschheit mit Zwang und Heuchelei zu leiten, als wären sie alle nur Schurken und Dummköpfe.
    Thomas Paine, Rhights of Man
    Es ist nicht leicht, die Ruhe zu wahren, wenn zwei geifernde Hunde hinter einem her sind. Shel hätte einfach still stehen bleiben und den Konverter zu seiner Flucht benutzen sollen. Aber er hatte das Instrument nicht an seinen Gürtel geklemmt, sondern hielt es noch immer in der Hand, womit er ironischerweise nach dem Vorfall mit den Straßenräubern angefangen hatte. Hielt er es in der Hand, so überlegte er, konnte er den Knopf im Handumdrehen drücken. Innerhalb eines Moments verschwunden sein. Den gleichen Rat hatte er Dave erteilt.
    Das Problem dabei war, dass das Gerät, wenn er es in der Hand hielt, zugleich schutzlos unwillkürlichen physischen Reaktionen ausgesetzt war. Und als die Hunde auftauchten, schrie Shel auf und warf es einfach in die Luft.
    Beinahe wäre er hinterhergestürzt, aber da setzten seine Reflexe ein, und er erstarrte an Ort und Stelle. Die Hunde knurrten, Speichel troff von ihren Lefzen, und sie fletschten die Zähne, aber sie griffen nicht an. Der Farmer jedoch, der Dave hatte verschwinden sehen, stand da, beobachtete ihn und zielte, wenn auch mit zitternden Händen, mit der Flinte auf Shel.
    »Nicht schießen«, sagte Shel und bemühte sich um eine freundliche Miene.
    Er war vielleicht etwas älter als zwanzig und doch noch ein halbes Kind. Blond mit Ansätzen von Bartwuchs, teigiger Haut und schmalen Lippen. Er starrte ihn nur mit offen stehendem Mund an.
    »Entschuldigung«, sagte Shel. »Ich schätze, wir ...«
    »Was bist du?«, fragte der Bursche.
    »Ich bin nur ...«
    »Wo ist der andere hin?«
    Dann tauchte Dave wieder auf. Erst die Aura, ein silbriger Lichtschein - bei Tag war er silbern, in der Nacht hingegen golden -, dann wurden menschliche Umrisse erkennbar und traten immer deutlicher zutage. Der Bursche schwang die Waffe herum, während er zurückstolperte. Das Licht erlosch, Dave stand auf dem Feld, Dave in all seiner Pracht, und stierte die Waffe an. In der Hand hielt er zwei Schweinekoteletts aus Shels Kühlschrank.
    Die Hunde stürzten sich auf ihn. Dave warf ihnen das Fleisch zu, aber sie achteten gar nicht darauf. Einer vergrub die Zähne in Daves Bein. Schreiend ging er zu Boden. Und verschwand erneut.
    War der Junge einen Moment zuvor noch verängstigt gewesen, verwandelte sich sein Seelenzustand nun in ein Trümmerfeld. Er schrie und feuerte eine Ladung in einen Baum. »Hör mal«, sagte Shel, »ich weiß, das sieht komisch aus ...«
    »Hände hoch!« Der Befehl klang eher nach einem angstvollen Kreischen. Die Waffe war einschüssig, und der Junge versuchte gar nicht, sie nachzuladen, aber da waren immer noch die Hunde.
    »Okay.« Shel reckte die Hände so hoch er konnte in die Luft.
    Der Junge wedelte immer noch mit dem Gewehr auf und ab, signalisierte beständig höher, höher. Und zugleich bettelte er Shel an, ihm

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