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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Leute lachten und unterhielten sich. Schließlich kamen drei Berittene um eine Kurve.
    Der erste Reiter hatte einen wilden Bart. Er musste achtzig Jahre alt sein und bestand nur aus Ellbogen und Knien.
    Als er Dave und Shel sah, zügelte er sein Pferd. »Alles in Ordnung mit euch Leutchen?«
    »Ja«, sagte Shel. »Danke. Alles bestens.«
    »Sie sehen aus, als hätten Sie sich verirrt.« Die anderen beiden, ein Weißer und ein Schwarzer, nickten einander zu. Aber wie. Hier draußen, mitten im Nirgendwo, ohne irgendein Transportmittel, da musste es irgendein Problem geben. »Wo wollen Sie hin?«
    »Bordentown.«
    »Tja, da sind Sie schon, aber der Weg in die Stadt ist zu Fuß ziemlich weit. Wie wäre es mit reiten?«
    Dave wusste nicht einmal, wie man auf den Rücken eines Pferdes kletterte. »Klar«, sagte Shel.
    Shel hatte, wie Dave wusste, im Zuge der Reisen mit seinem Vater in Ägypten schon Kamele geritten. Und wer auf ein Kamel kam, dachte er, der kam umso leichter auf ein Pferd. Aber Dave hatte in seinem ganzen Leben noch auf keinem Tier gesessen. Einer der Reiter erkannte sein Unbehagen und bot ihm die Hand.
    Shel wartete wohlweislich, bis Dave sicher an Bord war, ehe er selbst aufstieg. Zwanzig Minuten später stiegen sie vor einem hübschen, weiß-grünen Haus am Stadtrand wieder ab. Sie klopften an die Tür, doch niemand öffnete.
    »Springen wir ein paar Minuten vorwärts«, schlug Shel vor. »Geben wir Ihnen etwas Zeit heimzukommen.«
    »Sie könnten sich in einem anderen County aufhalten«, wandte Dave ein. »Zwei Wochen wären besser.«
    Dave verschwand, und Shel drückte auf den Knopf. Nichts geschah.
    Er versuchte es noch einmal. Dieses Mal funktionierte es.
    Eine Frau öffnete die Tür. »Wir hörten«, sagte Shel, »Thomas Paine hielte sich hier auf. Ist das zufällig korrekt?«
    Sie setzte eine finstere Miene auf. »Wer sind Sie, bitte?« Hinter ihr tauchte ein junger Mann auf. »Ich hörte meinen Namen. Suchen Sie mich?«
    »Mr Paine«, sagte Shel. »Wir sind auf dem Weg nach Pennsylvania, um uns General Washingtons Heer anzuschließen.«
    Dave zuckte innerlich zusammen. Er wünschte, Shel würde etwas ruhiger zu Werke gehen.
    »Unterwegs kam uns zu Ohren, Sie seien hier zu finden«, fuhr Shel fort, »also kamen wir in der Hoffnung her, dass Sie es nicht als Zumutung empfinden, wenn wir Ihnen unsere Wertschätzung bekunden. Für das, was Sie getan haben. Für die Sache.«
    Dave hatte nicht gewusst, dass Shel die Absicht hatte, eine Lügengeschichte zurechtzuspinnen, aber langsam gewöhnte er sich an die Fantasiegebilde seines Freundes. Ganz wie in Selma.

    Es war Dienstag, der 9. Oktober, und sie standen am frühen Abend auf der Veranda von Joseph Kirkbrides Haus.
    Paine sah angesichts der Schmeichelei recht verlegen aus, aber Shel amüsierte sich prächtig. »Ich denke, der Tag wird kommen«, fuhr er fort, »an dem man sich an Sie als die Stimme der Revolution erinnern wird.«
    Paine war schlank, ungezwungen und wirkte alles in allem recht entspannt. Dave, der einen Heißsporn erwartet hatte, war ziemlich überrascht. »Danke sehr, meine Herren«, sagte er. »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind.
    Und ich muss Ihnen sicher nicht sagen, wie sehr es mich freut, dass Sie sich den Streitkräften unter General Washington anschließen wollen. Gute Männer werden immer gebraucht.«
    Ein größerer, stämmigerer Mann erschien hinter ihm auf der Schwelle, bedachte Paine mit einem missbilligenden Blick, sprach aber mit ruhiger Stimme: »Vielleicht würden deine Freunde gern hereinkommen und sich zu einem Drink zu uns gesellen.«
    »Gewiss«, sagte Shel. »Das würden wir zu gern, nicht wahr, Dave?«
    Dave hatte ein ungutes Gefühl. Aber die Tür schwang weit auf. Paine und Shel gingen hinein und in den Salon. Als Dave zögerte, sah er sich im nächsten Moment einer Muskete gegenüber. »Wirklich«, sagte der große Mann, »ich muss darauf bestehen.«
    Shel sah sich um, und die Waffe beschrieb einen knappen Bogen, um auch ihn zu bedrohen. Sein Mund klappte auf.
    Auch Paine schien überrascht zu sein. »Hältst du sie für Spione, Joe?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Er winkte Dave in den Salon. Es war ein hübscher, eichengetäfelter Raum. Drei mit dickem Leinen bezogene Lehnsessel und eine Couch verteilten sich an den Wänden. Ein Tisch, auf dem drei Taschen standen, fand sich gleich vor dem Sofa. Die Frau, die geöffnet hatte, hatte sich inzwischen weit aus der Schusslinie zurückgezogen. »Alles

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