Zeitreisende sterben nie
betrachtete die Bilder. Reichte sie weiter an Melissa und Joe. »Was ist das?«
»Fotografien. Eine neue Entwicklung, aber sie ist noch im Experimentierstadium.«
»Großartig«, sagte Paine. »So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Kennen Sie zufällig den abgebildeten Herrn?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube nicht, dass ich ihn schon einmal gesehen habe. Warum? Sollte ich ihn kennen?«
»Er ist einer der Forscher. Er sagte, er sei Ihnen einmal in London begegnet. Aber das ist nicht wichtig.«
Das Gespräch schwenkte wieder zu Franklin. Shel gab vor, mit ihm bekannt zu sein. »Flüchtig«, sagte er und hob in bescheidener Manier die Hand. »Ich sehe ihn nicht allzu häufig.«
»Gewiss«, sagte Paine. »Ich nehme an, er ist dieser Tage ziemlich beschäftigt.«
»Dabei fällt mir ein«, sagte Shel, »die jüngste Ausgabe der Crisis-Essays hat mir sehr gefallen.«
Paine bemühte sich um eine bescheidene Miene. »Nun«, sagte er, »es ist wahrlich ermutigend zu glauben, dass sie vielleicht Wirkung erzielen.«
»Mir hat besonders Ihr Kommentar zu General Howe am Ende gefallen.« Er sah sich zu Kirkbride um. »Ich nehme an, Sie haben ihn auch gelesen, Sir?«
»Selbstverständlich.«
»Aufzuzeigen, dass Howe nichts weiter als das Werkzeug -wie haben Sie es doch gleich formuliert? - eines erbärmlichen Tyrannen sei und dass er verpflichtet sei, für die Wahrheit einzutreten. Und, da wir schon dabei sind, für seine Truppen, die Tag um Tag ihr Leben geben, weil der König ein Narr ist. Hervorragend, Sir.«
»Das Letzte stammt nicht von mir, Shel.«
»Aber Sie haben es impliziert, Tom. Stört es Sie, wenn ich Sie Tom nenne?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Eigentlich steht alles da. Leute in Machtpositionen müssen sich gegen den Missbrauch der Macht verwenden.
Aber leider lehnen sie sich bisweilen sogar in Demokratien einfach zurück und lassen den Dingen ihren Lauf.«
Paine genoss eines der Küchlein aus Mrs Kirkbrides Küche. »Ich bin überzeugt, auch in einer Demokratie würde es zu Machtmissbrauch kommen. Wenn es denn irgendeine Demokratie gäbe.«
»Wir haben eine, Sir.«
»Noch nicht.«
Dave konnte sich nicht länger zurückhalten: »Dr. Franklin fragt sich, ob Sie mit Ihrer Geschichte der Revolution vorangekommen sind.«
»Im Augenblick bin ich zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, Sir. Aber ich führe ein Journal. Irgendwann wird es so weit sein.«
»Gut.«
Dave wusste natürlich, dass dem nicht so war. Paine würde sein Leben lang zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt sein.
»Ich überlege zudem ein Traktat zur Religion zu verfassen.«
»Tatsächlich. Das wäre gewiss hochinteressant.«
»Ich hoffe, keinem der Herren zu nahe zu treten, aber ungezügelter Glaube schafft enorme Probleme. Und er bringt Albernheiten hervor, die mir den Atem rauben.« Er schüttelte den Kopf. »Das geht mir durch den Kopf, weil es hier in den letzten paar Wochen gleich zwei Vorfälle gegeben hat.«
»Tatsächlich? Was ist geschehen?«
»Angeblich sind zwei Dämonen bei einer Hochzeitsfeier erschienen.«
»Das ist nicht Ihr Ernst, Tom.«
Inzwischen gab sich auch Kirkbride ein wenig lockerer. »Da war ein Dutzend Leute«, sagte er, »und sie haben geschworen, sie wären einfach aus dem Nichts erschienen und wieder verschwunden. Vor aller Augen.
Furchterregende Kreaturen, sagt man.«
»Und etwa eine Woche davor«, fügte Paine hinzu, »will der Sohn eines örtlichen Farmers etwas Ähnliches erlebt haben. Ein Teufel, der vom Himmel herabgestiegen ist.«
Shel lachte. »Es ist doch wahrlich erstaunlich, was die Menschen zu glauben bereit sind.«
Paine aß den letzten Bissen seines dritten Küchleins und sprach Mrs Kirkbride seine Anerkennung aus. Dann wandte er sich wieder Shel und Dave zu. »Wir werden indoktriniert, wenn wir noch jung sind. Einige unserer Leute sind nicht besser als die Idioten in Neuengland. Jemand erzählt ihnen von Hexen und Teufeln, und schon fangen sie an, selbst welche zu sehen.«
»Wie haben sie ausgesehen?«, fragte Dave.
»Die, die bei der Hochzeit aufgetaucht sein sollen, hatten Hörner«, berichtete Kirkbride. »Glühende Augen, Klauen, das Übliche. Allerdings erinnere ich mich nicht, etwas von Schwänzen gehört zu haben. Hatten diese Kreaturen auch Schwänze, Melissa? Weißt du es?«
»Gehört habe ich nichts dergleichen, aber es würde mich nicht wundern.«
»Die Welt«, verkündete Dave, »braucht ein Buch über die Vernunft.«
»Das habe ich schon
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