Zeitreisende sterben nie
sah Shel an und schüttelte den Kopf.
»Was ist passiert?«, fragte Shel.
»Nichts. Anscheinend will er keine Kissen transportieren.«
Shel reckte die Hände zum Himmel hinauf. »Warum ich, Herr?«
»Ich schätze«, sagte Dave, »es geht nicht, wenn niemand mit ihm verbunden ist.«
»Das ist eine Sicherheitseinrichtung, Dave.«
»Wie meinst du das?«
»Sie haben irgendwas eingebaut, um zu verhindern, dass das Gerät versehentlich aktiviert wird. Beispielsweise, wenn man es fallen lässt.«
»Wie soll das funktionieren?«
»Ich habe keine Ahnung. Aber genau das muss es sein.«
»Allmählich wird es lästig.«
»Ich weiß. Vielleicht sollte ich mich nach einem Hotel umsehen.«
»Noch nicht.« Ein großer gelber Schmetterling flatterte vorbei. »Kann ich mich in deinen Computer einloggen?«
»Das Passwort lautet fesch.«
» Fesch ?«
»Frag nicht.«
Dave sprang zurück ins Haus. Sie brauchten Shels Vater. Vielleicht gab es eine bessere Möglichkeit, ihn zu finden, als historische Raterei.
Er googelte nach Michael Shelborne. Erhielt Hunderte von Treffern. Michael Shelborne am Smithsonian. An der Universität von Maryland. Shelbornes Abhandlung über temporale Anomalien. Shelbornes Arbeit über Stehwellenverhältnismessung. Shelborne erhält den Tindle-Preis. Den Kraus-Preis. Einladung zum jährlichen Vatikan-Symposium.
Es gab noch einige andere Michael Shelbornes: ein Krimiautor, ein Senator aus Idaho, ein bekannter Schachspieler, ein Serienmörder und ein Wegbereiter des Postkutschennetzes in Mittelitalien im siebzehnten Jahrhundert.
Aber er fand keinen Hinweis, der ihm geholfen hätte herauszufinden, wohin der Michael Shelborne verschwunden war. Dann, plötzlich, fragte er sich, wie viele Leute im Italien des siebzehnten Jahrhunderts wohl auf den Namen Michael Shelborne gehört hatten.
Er kehrte zu dem Eintrag zurück und sah sich die Biografie an. Viel war da nicht. Shelbornes Geburtsjahr, 1570, wurde als Schätzung angegeben. Ebenso verhielt es sich mit seinem Todesjahr, 1650. Er hatte Mitte des siebzehnten Jahrhunderts in Careo in der Nähe von Florenz gelebt und sich eingehend damit befasst, Rom, Florenz und Neapel per Postkutsche zu verbinden.
Dave warf einen Blick auf die Karte von Italien: Careo war nicht weit von Arcetri entfernt, dem Ort, an dem Galileo gelebt hatte.
Dave war schon auf dem Weg zum Auto, um nach Hause zu fahren und in eine Robe zu schlüpfen, als ihm aufging, dass er nicht in die Renaissance zurück musste, um nach Michael Shelborne zu suchen. Es gab einen viel einfacheren Weg, Shel zu retten.
Er nahm seinen Konverter und ließ sich in Shels Haus am vergangenen Freitag um zwei Uhr versetzen, während Shel im Büro war. Einmal dort holte er den Schreibtischschlüssel aus der Phillies-Tasse. Er öffnete die untere Schublade. Beide Konverter lagen drin. Einer war der, den er gerade am Gürtel trug; der andere würde später in Bordentown kaputtgehen. Er wusste nicht, wie er sie voneinander unterscheiden sollte. Nicht, dass das etwas ausgemacht hätte. Er nahm einen heraus, schob die Schublade zu und verriegelte sie.
Dann stellte er seinen Konverter wieder auf Bordentown ein und war erleichtert, als er nur wenige Schritte von Shel entfernt landete, dem beinahe die Augen aus dem Kopf fielen, als er den zweiten Konverter erblickte. »Wo hast du den her?«
Dave erklärte es ihm. Shel lachte und schüttelte den Kopf. »Gute Idee.«
»Gehen wir heim.«
Shel nickte. Dieses Mal trafen beide mehr oder weniger gleichzeitig in Shels Arbeitszimmer ein.
Daves erste Handlung bestand darin, zwei weitere Tage zurückzuspringen und den Konverter, den er sich geliehen hatte, in Shels Schublade zurückzulegen. »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, verkündete er, als das erledigt war.
»Weißt du«, sinnierte Shel, »es sieht beinahe so aus, als hätten wir so viele Konverter, wie wir uns nur wünschen können.«
»Du meinst, indem wir sie aus der Vergangenheit holen.«
»Ja.«
»Damit würden wir vielleicht um einen Herzinfarkt betteln.«
»Inzwischen klingt das für mich ein bisschen albern. Dir geht es doch gut, oder?«
»Mir geht es gut. Ich weiß nur nicht, ob das auch so wäre, hätte ich den Konverter nicht zurückgelegt.« Dave zog seine Jacke aus. »Denk mal an den Atlantik, Shel.«
»Ich weiß.« Shel sackte auf einen Stuhl. »Jetzt haben wir nur noch einen Konverter, also können wir nicht mehr so weitermachen wie bisher.«
»Mag sein.«
»Was soll das heißen,
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