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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Weingut und eine weitere kleine Siedlung. Dann näherten sie sich endlich einer alten, aus Stein gemauerten Kirche. Sie war klein und sah verlassen aus. Shel bezweifelte, dass sie auch nur fünfzig Personen aufnehmen konnte.
    »Nein«, sagte Carlotta. »Santo Pietro hat immer noch eine lebendige Gemeinde, es fehlt nur am Geld.«
    Der einsame Glockenturm der Kirche ragte über die Bäume hinaus. »Sieht nicht gerade sicher aus«, bemerkte Dave.
    Carlotta lächelte. »Ich kann mir keinen sichereren Ort vorstellen.«
    Ein Engel mit gespreizten Flügeln beherrschte den Friedhof und wachte über drei Gräber. »Priester«, sagte ihre Führerin. »Pater Patrizio, Pater Agostino und Pater Cristiano. Das waren gute Menschen. Pater Agostino hat mich getauft.«
    »Carlotta«, begann Dave und übersetzte für Shel. »Wissen Sie, in welcher Verbindung Shelborne zu dieser Kirche stand?«
    »Ich weiß nur, dass er der Gemeinde angehört hat.«
    »Der Gemeinde von Santo Pietro?«, sagte Shel. »Unmöglich.«
    »Er muss wohl dazugehört haben. Er hat seinen ganzen Besitz der Pfarrei vermacht.«
    »Der Kirche?«
    »Nicht direkt. Soweit ich weiß, wurde es der parrocchia hinterlassen. Hätte er es der Kirche vermacht, wäre es an Rom gegangen. So konnte Pater Valentini den Besitz nutzen, um den ärmeren Familien der Gemeinde zu helfen.«
    »Sie halten viel von ihm«, stellte Dave fest. »Von Pater Valentini.«
    »Aber ja.«
    »Es hört sich aber nicht an, als würden Sie sich viel aus Rom machen.«
    »Es ist wie bei allem anderen auch. Die Priester haben keine echte Macht. Sie tun, was sie können, um uns das Leben leichter zu machen. Ich wüsste nicht, welche Hoffnung uns ohne sie bliebe.«
    Sie gingen um die Kirche herum. Hinter dem Gebäude stand eine andere Statue, Maria vermutlich, und blickte zum Himmel empor. Sie hielt eine Tafel mit der Aufschrift RIPOSI IN PAGE in Händen. Und dann waren da noch ungefähr zweihundert Grabsteine. Sie gingen von Grabmal zu Grabmal, und Carlotta war die, die das richtige fand.
    Sie zeigte darauf und zog sich etwas zurück.
    Es war ein schlichter Stein mit einem eingemeißelten Kreuz.
    MICHAEL SHELBORNE M. 1637
    »Das Todesjahr?«, fragte Shel.
    Dave nickte. »Ja.« Auf dem Friedhof herrschte tiefe Ruhe. »Vor drei Jahren.«
    »Das kann nicht stimmen. In dem Interneteintrag hieß es, er sei 1650 gestorben.«
    »Das war nur eine Schätzung.«
    »Er war doch nur ein paar Monate weg«, sagte Shel.
    »Hier war das ein bisschen anders. Es sieht so aus, als hätte er hier Jahre verbracht.«
    »Er war nicht gläubig.«
    Während sie dastanden und den Grabstein anstarrten, öffnete sich eine Tür zu der Kirche und ein Priester trat heraus. Er hob grüßend die Hand und schien wieder hineingehen zu wollen, als Shel ihm zuwinkte, um ihn aufzuhalten.
    Es war Pater Valentini. Carlotta stellte sie einander vor, ehe sie erklärte, sie habe zu tun. Shel gab ihr ein paar carlinos. Sie wollte das Geld zurückweisen, aber er bestand darauf.
    Als sie fort war, lud der Priester sie ein, mit hineinzukommen. »Wie kann ich Euch helfen?«, fragte er.
    »Adrian«, sagte Dave, »denkt, dass Michael Shelborne sein Vater gewesen sein könnte.«
    »Ich sehe eine gewisse Ähnlichkeit«, räumte der Priester ein.
    »Pater«, sagte Shel, »können Sie mir sagen, ob es eine Verbindung zwischen Michael und Galileo gegeben hat?«
    Die Züge des Priesters hellten sich auf. Er war ungefähr sechzig und beinahe vollständig kahl. Sein Bart war weiß, und er hatte scharfe, blassbraune Augen. »Galileo? Ja, Michael Shelborne kannte ihn, aber das war vor langer Zeit.«
    »Galileo sagte, er sei ihm unbekannt.«
    »Ach, dann habt Ihr ihn auch kennengelernt. Ich bin überrascht, dass Ihr der Inquisition entgehen konntet.«
    »Hatte er einen Grund, uns zu belügen?«
    »Ich glaube nicht, dass er das getan hat. Euer Vater war, soweit ich weiß, nur flüchtig mit ihm bekannt, und das ist lange her.«
    »Können Sie mir sagen, wie lange?«
    »Ich glaube, das war zur Zeit der Nova.«
    »Der Nova?«
    »Der neue Stern. Professor Galilei hat an der Universität von Padua Mathematik gelehrt, als das passiert ist. Er war eineinhalb Jahre sichtbar, glaube ich, und er war eine Weile das hellste Objekt am Himmel. Abgesehen von Sonne und Mond natürlich.« Er schüttelte den Kopf. »Er war so hell, wir konnten ihn sogar in der Dämmerung erkennen.
    Aber Ihr seid zu jung, um Euch daran zu erinnern. Wir haben nie herausgefunden, was genau das war.

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