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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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meine, wer weiß denn, ob es von Vorteil ist? Wer kann sich denn dessen absolut sicher sein?«
    »Warum fragen Sie, verdammt noch mal? Wir wissen es doch ganz genau«, sagte Esterhazy. »Oder wollen Sie abstreiten, dass es besser wäre, wenn Kuba seit Langem zu den USA gehörte und nicht ein kommunistisches Land wäre, das nur neunzig Meilen von unserer Küste entfernt liegt?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nein, das streite ich nicht ab. Nur – es geht nicht darum, was ich denke, denn das könnte falsch sein. Wer weiß denn, ob Kuba uns jemals Schaden zufügt? Es ist schrecklich klein und hat uns bislang noch nicht geschadet.«
    »Sie haben es immerhin versucht, oder?« Esterhazy schrie fast.
    Ruhig, darauf bedacht, die Wogen wieder zu glätten, sagte Fessenden: »Die Raketenkrise«, als wolle er mich höflich auf etwas aufmerksam machen, das mir entfallen war.
    »Ja«, sagte ich. »Obwohl es laut Robert Kennedy das Militär war, das JFK davon überzeugen wollte, dass die Gefahr größer sei, als es tatsächlich der Fall war. Aber ich möchte hier nicht eine Debatte über die Kubakrise führen. Was immer auch die Wahrheit sein mag, ich glaube nicht, dass irgendjemand über die gottähnliche Weisheit verfügt, durch Veränderung der Vergangenheit die Gegenwart neu zu gestalten. Das geht zu weit! Mein Gott, sehen Sie sich doch einmal an, was bereits alles geschehen ist. Die Wissenschaftler machen phantastische neue Entdeckungen, die sofort von denen an sich gerissen werden, die immer wissen, was für uns andere das Beste ist. Es ist ein ganz eigener Menschenschlag. Die Wissenschaft lernt, Atome zu spalten, und sofort wissen diese Leute, dass das Beste an dieser neuen Entdeckung ist, Hiroshima dem Erdboden gleichzumachen!«
    »Sind Sie denn nicht davon überzeugt?«, sagte Esterhazy kalt. »Oder hätten wir zulassen sollen, dass Hunderttausende amerikanischer Soldaten an den Küsten Japans starben?«
    »Ich weiß es nicht! Wer weiß das denn schon? Und ich bin überzeugt, die wichtigsten Entscheidungen werden von Leuten getroffen, die es auch nicht wissen. Es ist eben nur ihre Meinung. Und deshalb sind sie überzeugt davon, dass es richtig und notwendig ist, die Atmosphäre mit Radioaktivität zu verseuchen. Sie sind ebenso überzeugt davon, dass wir uns die genetischen Entdeckungen der Wissenschaftler zur Erzeugung von neuen und schrecklichen Krankheiten zunutze machen sollten. Und sie brauchen dafür nicht einmal die Zustimmung von neunundneunzig Komma neun Prozent der Bevölkerung. Und nun ist hier ein weiterer Wissenschaftler, Dr. Danziger, der eine enorm wichtige Entdeckung gemacht hat; er sitzt zu Hause, innerlich zerrissen, weil er nicht in der Lage ist zu entscheiden, was damit getan werden soll. Und wieder wissen nur Sie mit Bestimmtheit, dass es das Beste wäre, Castros Kuba zu eliminieren. Nur – woher wissen Sie das? Wer hat dieser neuen kleinen Spezies, die die gesamte Umwelt vergiftet hat und die ganze Menschheit auslöschen kann – wer hat ihr die göttliche Macht verliehen, unser Leben und unsere Zukunft zu bestimmen? Die meisten von ihnen kennen wir nicht und haben sie verdammt noch mal nicht gewählt!« Ich blickte sie nacheinander an, dann senkte ich meine Stimme. »Selbst wenn Sie mit Kuba recht hätten, wohin soll das denn führen? Es führt zu größeren und immer größeren Veränderungen, wobei eine Handvoll Militärs Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gestalten kann, ganz so, wie es ihren Vorstellungen darüber entspräche, was für den Rest der Menschheit das Beste ist. Oh nein, meine Herren, da mache ich nicht mit.«
    Esterhazys Nasenflügel bebten vor Wut, seine Zähne mahlten, er holte tief Luft und sah aus, als würde er jeden Augenblick explodieren. Rube hatte das erkannt, und bevor es aus Esterhazy herausbrechen konnte, sagte er: »Hören Sie auf!« Ich hörte den herrischen Ton, erstaunt stellte ich fest, dass das ein Befehl war – von Major Prien an Colonel Esterhazy –, wurde klar, dass ich bislang die wahren Rangverhältnisse in diesem Projekt falsch eingeschätzt hatte. Esterhazy gehorchte und presste die Lippen zusammen. Rube sah mich an und sprach dann mit ganz sachlicher, ruhiger Stimme; er wolle mich nicht überreden, er wolle mich nicht beruhigen, er erkläre mir nur den Sachverhalt.
    »Es täte uns allen leid, wenn Sie nicht mehr mitmachen würden«, sagte er. »Sie sind der beste Mann, den wir haben. Unsere Rekrutierung ist zwar ohne Unterbrechung fortgeführt

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