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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Rube und streckte ihm die Hand hin. »Ich werde mich daher von Ihnen verabschieden und danke Ihnen für den interessanten Morgen.«
    Rube erhob sich, schüttelte Dr. Danzigers ausgestreckte Hand und sagte freundlich: »Setzen Sie sich, Dr. Danziger. Denn ich bin sicher, dass Sie mir doch helfen werden. Sie werden den Kontakt zwischen Si Morley und mir herstellen, denn in Wirklichkeit wollen Sie das auch.« Er zog den Aktenkoffer zu sich heran, und Dr. Danziger, der noch immer stand, wartete erst einmal ab. Rube ließ die beiden Messingschlösser aufschnappen und begann, den Inhalt auf dem Tisch vor Danziger auszubreiten: eine Hochglanz-Schwarz-Weiß-Fotografie der, wie es schien, Hauptstraße einer kleinen Stadt; eine alte Zeitung mit vergilbten Rändern; ein Wahlkampfbutton; ein Bündel Briefe; ein Umschlag mit einer dreieckigen Briefmarke; eine Tonbandkassette; ein altes Buch mit loser Fadenbindung; eine mit einem Gummiband zusammengehaltene Filmrolle. »Werfen Sie einen Blick darauf, Doktor, werfen Sie einen Blick auf dieses Zeug.«
    Widerstrebend legte Dr. Danziger seinen Mantel ab und betrachtete die Fotografie. »Ja, und?«
    »Nun, hier ein Plymouth Roadster von ’42. Ich hatte auch einmal einen.«
    »Und nun betrachten Sie das Kinoplakat. Können Sie es entziffern?«
    »Natürlich. Ich bin noch nicht ganz …«
    »Okay. Lesen Sie den Titel des Films, der gezeigt wird.«
    Zwanzig Minuten später hielt Dr. Danziger einen Teil der Filmrolle vor das fluoreszierende Licht der Neonröhre, studierte die Bilder der letzten Filmmeter und warf dann die Rolle zu den anderen Dingen auf den Tisch. »Gut«, sagte er ratlos und setzte sich. »Alle diese Dinge sagen – auf verschiedene Weise – das Gleiche aus. Ereignisse, die anscheinend nur auf eine Weise passiert sind, scheinen nun auch auf eine andere Weise stattgefunden zu haben. Woher haben Sie sie?«, fragte er neugierig.
    Rube zuckte mit den Schultern. »Ein Freund, ein Freund aus der Army; ich habe sie mehr oder weniger geborgt.«
    »Und was haben sie mit Si Morley zu tun?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    »Nein.«
    Rube deutete mit dem Kinn auf die Gegenstände auf dem Tisch. »Er macht genau das. Er und vielleicht McNaughton — noch einer von unseren Leuten, der sein Wort gebrochen hat und nicht mehr zurückgekommen ist! Sie sind in der Vergangenheit, trampeln dort herum und verändern die Dinge. Sie wissen es nur nicht. Sie leben ihr glückliches Leben, verändern dadurch aber kleine Ereignisse. Die meisten sind trivial, ohne wichtige Auswirkungen. Aber hin und wieder erkennen wir die Auswirkungen dieser kleinen Veränderungen  …« Er stand auf und seufzte. Dr. Danziger schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Warum nicht! Zum Teufel, ich zitiere Sie!«
    »Sie zitieren mich falsch. Dazu braucht es mehr als triviale Ereignisse. Es ist nicht Si. Oder McNaughton. Betrachten Sie diese Dinge.«
    »Das habe ich. Fast die ganze letzte Nacht. Bis …«
    »Nun, dann betrachten Sie sie noch einmal. Es ist doch nicht nötig, dass das ein alter seniler Mann wie ich es für Sie herausfinden muss.«
    »Sie? Senil?« Rube Prien nahm den weißen Wahlkampfbutton zur Hand und besah sich die Köpfe von John Kennedy und Estes Kefauver; besah sich die Titelseite der alten Zeitung; berührte die Tonbandkassette, den alten Film, das Briefbündel – sein Gesichtsausdruck wurde immer verwirrter. Dann lehnte er sich zurück und stützte sich auf die Lehne des Stuhles. »Dr. Danziger, Sie wissen, ich war niemals in Ihrer Gewichtsklasse. Sagen Sie es mir einfach.«
    »Keines dieser Objekte stammt aus den allerersten Jahren dieses Jahrhunderts. Daran haben Sie wirklich nicht gedacht? Wenn Si, in den Achtzigern des 19. Jahrhunderts, das hier verursacht hat« – er wies auf die verstreuten Dinge auf dem Tisch – »dann hätten wenigstens einige von ihnen bereits sehr viel früher auftauchen müssen. Und wenn es McNaughton gewesen wäre, dann dürfte keines von ihnen vor den Zwanzigern auftauchen.« Sein Gesichtsausdruck und seine Stimme zeugten von wachsendem Interesse. »Irgendetwas ist geschehen, irgendwann um 1912, scheint mir. Irgendein … was? Ein sehr wichtiges Ereignis, eine Art Big Bang, um den Ausdruck hier zu gebrauchen. Etwas, das den Verlauf vieler nachfolgender Ereignisse geändert hat; dieser und zweifellos auch anderer.«
    »Welcher Art war dieser Big Bang?«
    »Wer kann das sagen? Haben Sie den Bericht gelesen, den Si Morley veröffentlicht hat, sein

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