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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Konzentrieren Sie sich, überlegen Sie, überlegen Sie gut und sagen Sie mir die Nummer  … der Uhr dieses Mannes!«
    »Die Nummer der Uhr lautet zwei … eins-acht-sieben … sechs-neun – nein, sieben-neun …« Sie zögerte, der Mann im Gang aber insistierte. »Ja!? Ja?« Und ich saß von einer plötzlichen Unruhe gepackt in meinem Sessel, denn die Zahlenfolge, die sie nannte, kam mir bekannt vor. Irgendwoher kannte ich sie. Triumphierend fuhr Madam Zelda fort. »Sieben! Die Nummer der Uhr dieses Gentlemans ist zwei-eins-acht-sieben-sieben-neun-sieben-eins!«
    »Stimmt das, Sir?« Ich drehte mich in meinem Sitz um. »Ist sie das wirklich?« Und ich starrte Archie ungläubig an, der nickte und dem Jotta Girl, das neben ihm saß, zulächelte. »Ja«, sagte Archie und ließ die Uhr wieder in seine Westentasche gleiten, »das ist vollkommen richtig.«
    »Archie ist Z«, sagte ich mir etwas dämlich. Die Nummer seiner Uhr war die Nummer, die in Alice Longworth’ Brief erwähnt worden war. Der große Mann im Gang wandte sich nun noch jemand anderem zu, das Jotta Girl hatte bemerkt, dass ich dauernd zu ihnen hochstarrte. Sie sagte etwas zu Archie, der dann gestikulierend auf einen freien Platz neben sich wies. Und ich stand auf und ging die fünf oder sechs Reihen zu ihnen nach hinten, und … Rube, Rube, schau: ich sitze neben Z. Was nun? Was soll ich nun tun?
    Was ich tat, war … mich zu setzen. Ein wenig mit Archie und dem Jotta Girl zu reden. Und alles, woran ich denken konnte, war, mich nun an Archie zu hängen – soweit dies möglich war. Sein Vertrauen gewinnen, mich mit ihm anfreunden. Das klang nicht besonders großartig, aber … was sonst hätte ich tun können?
    Wir applaudierten Madam Zelda, als ihre Show zu Ende war; Archie war begeistert. Auf der Vorbühne leuchtete das G auf, und einen Augenblick später fiel etwas von hinten gegen den schweren grünen Vorhang; unsere Aufmerksamkeit war geweckt. Dann eine Bewegung am unteren Rand, der Vorhang wurde schließlich etwas angehoben, und ein Gesicht erschien wenige Zentimeter über dem Bühnenboden. Die Augen weiteten sich, als er uns zu entdecken schien, der Mund ging auf vor komischem Erstaunen. Gelächter erfüllte den Saal. »Joe Cook«, sagte Archie glücklich; das Publikum wartete geduldig und gespannt zugleich.
    Ich nehme an, dass Joe Cook komisch war. Das Publikum jedenfalls war davon überzeugt. Mit schnellen Schritten kam er auf die Bühne, er trug einen lustigen Hut und ein Kostüm und ging auf ein Haus in der Mitte der Bühne zu. Schlug laut gegen die Tür – ein Hausbesitzer, der die Miete einforderte. Tat es noch einmal, dann nahm er einfach das ganze Haus – es bestand aus leichten Holzrahmen und Leinwand – und schaffte es von der Bühne. Das war alles, aber wie er es tat, und dass er den richtigen Zeitpunkt dafür erwischte, erregte ungeheure Heiterkeit. Das Publikum brüllte. Und ich, nun, ich brüllte nicht unbedingt – sondern, nun ja, ich sah vor mir … wie Tessie und Ted an der Bühnenseite standen und ebenfalls Joe Cook zusahen. Ihn beobachteten, aus vollem Herzen lachten und ihm – vermutlich – zulächelten und zunickten, als er abtrat, mit ihm vielleicht einige Worte wechselten, von Künstler zu Künstler.
    Im Handumdrehen war Joe Cook wieder auf der Bühne, schweren Schrittes, ächzend, stöhnend, denn auf seinem Rücken trug er drei ›Männer‹, die jeweils auf der Schulter ihres Untermannes standen. Es wirkte realistisch, sie steckten in richtiger Kleidung, und er brach unter ihrem Gewicht fast zusammen, bis er – wieder zum richtigen Zeitpunkt – auf der anderen Seite der Bühne abtrat und uns sehen ließ, dass sie aus Pappmaché bestanden. Als wir in Gelächter ausbrachen, wusste ich genau, wer die beiden waren, die hinter der Bühne standen und stolz darüber waren, Joe Cook zu kennen, einen großen Star des Varietés.
    Wir sahen uns Joe Cooks Darbietung alle gespannt an. Sahen, wie dieser Varieté-Aristokrat herauskam, sich auf einen Stuhl setzte, uns betrachtete und wartete, bis alle sich beruhigt hatten. Dann war es still, und noch immer wartete er. Schließlich gab es noch nicht einmal mehr ein Husten, niemand bewegte sich, ich konnte das Atmen von Archie vernehmen. Wie machte Joe Cook das? Wenn ich dort oben gewesen wäre, lächelnd, abwartend, wären mir die Nerven durchgegangen, und ich wäre von der Bühne gestürmt.
    Dann sprach er in eine vollkommene Stille hinein, so, als unterhalte er

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