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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Jeder kannte Alice, sie war die Vorsitzende eines Zirkels, dem anzugehören er die Ehre hatte.
    Aha! Wie war sie?
    »Verrückt. Ziemlich irr. Ihr Mann, Nick, gehört dem Repräsentantenhaus an, aber das setzt ihren Leidenschaften kaum Grenzen. Wenn man morgens um drei durch Kieselsteine am Fenster geweckt wird, dann kann es nur Alice sein, die einen dazu zwingt, sich anzuziehen und an einer spontanen Party teilzunehmen. Wir haben schon zu nächtlicher Stunde Golf gespielt und dabei einen Ball durch die leeren Straßen von Washington getrieben. Ich hege die Hoffnung, dass sie und Nick noch vor meiner Abreise nach New York kommen werden.«
    Ich darf sagen, dass diese Mahlzeit – ich hatte Lammkeule – die köstlichste war, die ich je zu mir genommen habe. Dann – es war schließlich mein Abend – orderte ich Brandy. Als ich Archie auf seine beiden Präsidenten ansprach, wurde er ernst; er hatte enormen Respekt und große Achtung vor Präsident Taft; mochte ihn, es war ihm eine Ehre, sein Berater zu sein. Seine wirkliche Liebe aber – so erkannte ich aus seiner Stimme – gehörte Präsident Roosevelt.
    Was war an Roosevelt, das er so bewunderte? Nun, Teddy Roosevelt war immer er selbst. Er ging einmal mit dem französischen Botschafter spazieren; als sie den Potomac erreichten, schickte er die beiden Sicherheitsleute nach Hause. Dann – es war ein schöner Sommertag – zogen sich die beiden Männer aus, schwammen durch den See und wieder zurück, setzten sich auf einen Stein in die Sonne, ließen sich trocknen, zogen sich an und gingen zum Weißen Haus zurück. Er war eigen und verstand es, Freude am Leben zu haben.
    Aber er war auch hart. »Er glaubt an körperliche Leistungsfähigkeit und gebot dem Offizierskorps der Marine einen Neunzigmeilenritt pro Woche. Er meinte zu mir, ›wenn Sie die Proteste gegen meinen Befehl, welcher der Marine diesen Ritt vorschreibt, hören, dann verstehen Sie vielleicht, dass ein großer Teil sowohl der Marine als auch der Armee nur darauf wartet, dass ich das Weiße Haus verlasse, um dann den nächsten Präsidenten mit Anträgen zu überschütten, diesen Befehl zu ändern. Aber ich weiß, der Befehl ist nicht zu hart. Falls er es sein sollte, dann würde ich gerne wissen, warum. Wenn zwei Offiziere der Marine, wenn Sie und ich diesen Neunzigmeilenritt an einem Tag zurücklegen, dann werden wir niemals mehr ein Wort des Protestes gegen diesen Befehl hören. Das wird alle Kritiker zum Schweigen bringen, und Armee wie Marine werden auf seine Durchführung als Teil des ›Esprit de corps‹ achten.«
    Auf der anderen Seite des Speisesaals stand ein stattlicher Mann von seinem Tisch auf und begann in wohlklingendem Bariton zu singen. In dem Lied kam die Zeile ›I WANT what I WANT when I WANT it!‹ vor; laut Archie stammte es aus einem Musical, in dem dieser Mann auftrat. Während er sang, nahmen die meisten Gäste ihre Gläser, Gabeln oder Messer zur Hand und klopften bei jedem ›WANT‹ damit auf den Tisch. ›I WANT what I WANT when I WANT it!‹ sang der Mann, und jedes ›WANT‹ wurde von dem gemeinschaftlichen Klopfen fast übertönt.
    Er beendete sein Lied, verbeugte sich, und jeder, wir, die Kellner und Mitglieder des Orchesters, die ihn leise begleitet hatten, applaudierte. Dann nahm er wieder Platz, aß weiter, die Unterhaltung wurde fortgesetzt, und Archie fuhr mit seinem Bericht fort: »An dem Tag, an dem der Ritt stattfinden sollte – oder in der Nacht, sollte ich wohl lieber sagen – klopfte der Präsident an meine Tür, wir frühstückten, und zwanzig Minuten vor vier bestiegen der Präsident, Admiral Rixey, Dr. Gregson und ich unsere Pferde. Der Präsident ritt Roswell und ich meinen treuen Larry. Die beiden Marineoffiziere hatten ebenfalls ihre eigenen Pferde. Wir ritten in leichtem Trab die Pennsylvania Avenue hinunter und erreichten zehn Minuten später die Brücke. Aber der Wind war eisig, Si! Und alles war hart gefroren.
    Der größte Teil der Straßen, über die wir ritten, war beim letzten Tauwetter aufgeweicht, von tiefen Furchen durchzogen und wieder festgefroren. Aber wir schafften es, um sechs Uhr zwanzig das Fairfax Corthouse zu erreichen. Zwei Kavallerieadjutanten hatte ich befohlen, in Fairfax, Cub Run und Buckland Ersatzpferde bereitzustellen, hatte aber keine Erklärung abgegeben, für wen sie bestimmt waren. Folglich waren die Pferde die gewöhnlichsten Kavalleriegäule.
    In Fairfax wechselten wir die Pferde zum ersten Mal; wir brauchten

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