Zeltplatz Drachenloch
fuhr auch er auf. Er sah sich um, aber so, als würde er das alles nicht verstehen.
»Wo ist der Schiedsrichter ?« fragte er, murmelte noch etwas und legte sich wieder hin.
»Schiedsrichter? Max, Max !« rief Hans, »aufwachen! Hörst du nicht? So wach doch auf !«
Max war aber noch gar nicht so richtig wach. Er sah Hans verständnislos an.
»Wie ist das, wo wird hier das Frühstück serviert ?«
»Wenn du noch ein wenig wartest, bekommst du es hier ins Bett serviert — oder gar nicht. Los, steh auf !« Hans knöpfte das Zelt auf und schlug das Zeltleinen beim Eingang auseinander. Er zwinkerte mit den Augen, denn das Sonnenlicht blendete. Draußen liefen schon ein paar mit Handtüchern und Seife zum Bach.
»Los, Max, wir müssen uns auch waschen gehen .« Hans holte sich Handtuch, Seife, Zahnbürste und Pasta, schlüpfte in die Turnschuhe, und draußen war er. Das Gras war noch naß vom Tau, und das Bachwasser war nicht gerade warm. Als Hans sich aber Gesicht, Hals, Schulter und Brust trockenrieb, hatte er ein herrliches, frisches Gefühl.
Jetzt erst kam Max angewatschelt. Er wollte sich nicht wie die anderen am Ufer waschen. Ihm hatte es ein Stein im Bach angetan. Der war oben flach und gerade so groß, daß man ein Taschentuch darauf ausbreiten konnte. Auf diesen Stein stellte sich Max.
» Brrr «, machte er, »hier funktioniert wieder einmal die Zentralheizung nicht !« Dann wusch er sich mit äußerster Vorsicht, als hätte er Angst, seine Haut könnte zu naß und am Ende nie mehr ganz trocken werden. Als er sein Gesicht trocknete und die Augen wieder halbwegs aufbrachte, machte er eine sehr wichtige Entdeckung: das Herdfeuer rauchte. Immerfroh kochte also bereits die Frühstücksmilch. Herrlich war das! Max beugte sich vor, um den Zahnbecher zu füllen. Dabei verlor er etwas das Gleichgewicht. Schnell wollte er sich aufrichten, hüpfte von einem Bein auf das andere, aber der Stein wackelte, Max rutschte mit. Es machte einen Klatsch, und Max lag im knietiefen Wasser. Da er weder Seife und Handtuch noch Zahnbürste und Becher auslassen wollte, dauerte es eine ganze Weile, bis er auf seine Beine kam. Dabei jappte er nach Luft. Das war sehr komisch, und die Kameraden bogen sich vor Lachen. Max nahm ihnen das krumm. Schweigend und zitternd, mit den Zähnen klappernd, watete er zum Ufer. Immerfroh war herangestürzt und warf seinen Bademantel um das nasse Bündel.
»Trockne dich ab und lauf herum, bis dir wieder warm ist !« befahl er.
Beim Frühstück, es gab riesige Butterbrote mit Honig darauf und heiße Milch, war Max noch immer böse.
Als ihn Kores hänselte, sagte er: »Lach nur, du weißt ja gar nicht, wie gefährlich so etwas ist. Gelacht hätte ich aber, wenn mich der Schlag getroffen hätte !«
»Na, wie geht’s euch, Buben ?« rief plötzlich eine Stimme, die sie als die des Pfarrers erkannten.
Sie fuhren auf. Aber nirgends war der Pfarrer zu sehen. »Nun, bekomm’ ich keine Antwort?« Die Stimme hallte, es war beinahe gespenstisch. Aber jetzt wußten sie, woher sie kam; aus dem Drachenloch. Wie aber war der Pfarrer dorthin gekommen?
Da trat der Pfarrer auch schon aus dem Dunkel der Höhle. Die Buben staunten ihn mit offenen Mündern an und vergaßen, die Brote zu schlucken.
»Manchmal spiel’ ich ein wenig Maulwurf«, lachte der Pfarrer, »da grab’ ich mich oben im Wald irgendwo in die Erde ein und komme hier heraus .« Er nahm einen Rucksack von seiner Schulter, öffnete ihn und holte große, eingerollte Huflattichblätter heraus.
»Forellen! Die kommen aus der Ister «, erklärte er, »und wer keine ißt , dem bin ich böse .« Dann blickte der Pfarrer auf die Uhr. »Könnte schon da sein«, meinte er, und wenige Minuten später war er wirklich da: der Förster mit einer Fuhre Brettern und armdicken Pflöcken.
Es dauerte nicht lange, und die Sägen sangen im weißen Holz. Hammerschläge weckten ein fröhliches Echo im Wald. Jeder hatte etwas zu tun. Ein Arbeitstisch für die Küche wurde angefertigt, dann ein großer, langer Eßtisch und Sitzbänke.
Immerfroh stellte einen Kessel mit Wasser auf, und Max wurde beauftragt, ohne Unterlaß nachzulegen. Kores eilte zum Bach, um die Kartoffeln zu reinigen. Sie taten das, als wären sie schon Wochen in einem Lager. Der Förster besah alle Zelte, lobte die Ordnungsliebe der Buben und sprach dann mit Immerfroh.
Es dauerte nicht lange, da fuhr der Kutscher noch einmal zum Sägewerk. Er sollte mehr Bretter und Pflöcke holen. Die Zelte
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