Zentauren-Fahrt
Danach war es jedoch blau, gelb, grün und weiß geworden. Nun war es orange und verwandelte sich in Purpur. Als es vollends purpurn war, schritten sie wieder Richtung Westen.
»Was hast du in letzter Zeit gesehen?« fragte Dor erneut.
»Ein schwimmendes Höhlenmädchen«, berichtete der Sand. »Sie war zwar ziemlich fett, aber sie hatte vielleicht…«
Wieder schritten sie gen Osten. Beide waren sie recht niedergeschlagen. »Ich wünschte, es gäbe eine direktere Methode«, sagte Arnolde. »Ich habe versucht, das Muster der Verschiebungen zu analysieren, aber ich konnte keine Gesetzmäßigkeit feststellen, vielleicht auch nur, weil ich nicht genügend Daten zur Verfügung habe.«
»Ich weiß ja, daß das nicht gerade ein tolles Leben ist, in das wir Euch da hineingezogen haben«, meinte Dor. »Ich wünschte, es hätte irgendeinen anderen Weg gegeben…«
»Im Gegenteil, es ist ein höchst faszinierendes Leben und ein herausforderndes Rätsel dazu«, widersprach der Zentaur. »Das ist ähnlich wie die Rätsel der Archäologie, wo man genausoviel Geduld und Glück benötigt. Wir müssen einfach mehr Daten sammeln, ob es nun einen Tag dauert oder ein Jahr.«
»Ein Jahr?« rief Dor entsetzt.
»Bestimmt wird es nicht so lange dauern«, beruhigte Arnolde ihn. Es war offensichtlich, daß er mehr Geduld hatte als Dor.
Als sie wieder nach Xanth zurückkehrten, wurde das Meer schwarz. »Schwarz!« rief Dor. »Könnte das…«
»Möglich«, meinte Arnolde und zügelte sichtlich seine Erregung mit der Vorsicht des Erfahrenen. »Wir sollten wohl die anderen alarmieren.«
»Grundy, hol Krach und Irene zum Boot!« rief Dor. »Es könnte sein, daß wir es gleich geschafft haben.«
»Ist wohl eher mal wieder ein falscher Alarm«, murrte der Golem. Aber er hastete davon, um die anderen zu holen.
Als sie wieder an den üblichen Ort schritten, den sie stets befragten, bemerkte Dor einen hohen alten Baum mit großen Blättern, der zuvor nicht dagewesen war. Das war zweifellos eine andere Örtlichkeit, doch das mußte nicht viel heißen, da sich auch die Gegend zusammen mit der Zeit ständig veränderte, oft sogar sehr radikal: manchmal gab es zerklüftete Gebirgsketten, manchmal aber auch ödes Flachland. Das einzig Gemeinsame war die Küstenlinie, wobei sich das Meer im Süden, das Land hingegen im Norden befand. Arnolde wunderte sich ständig darüber, doch Dor beachtete es kaum. »Was hast du in letzter Zeit gesehen?« fragte er den Sand.
»Nicht viel, seit der König und seine Alte vorbeigekommen sind«, erwiderte der Sand.
»Ach so.« Dor drehte sich um, und wollte schon wieder ins magische Gebiet zurückkehren.
Der Zentaur blieb stehen. »Hat er nicht gesagt…«
Da dämmerte es Dor. Die Erregung durchfuhr ihn wie ein Schauer. »König Trent und Königin Iris?«
»Ich glaube schon. Sie sind nicht mehr die jüngsten.«
»Ich glaube, wir haben endlich unser Fenster!« sagte Arnolde. »Geht zurück und benachrichtigt die anderen. Ich halte in der Zwischenzeit die Eingangstür offen.«
Dor rannte mit klopfendem Herzen zurück. War das wirklich wahr? »Wir haben es!« rief er. »Kommt jetzt, schnell!«
Sie sprangen ins Boot. Krach stieß es mit einer Stange kraftvoll nach vorn. Doch da ließ er plötzlich nach. Dor stellte fest, daß sich der Oger zwar immer noch anstrengte, aber kaum etwas damit ausrichtete.
»Ach so, wir haben die Magie Xanths hinter uns gelassen und sind noch nicht in Arnoldes magischem Feld«, sagte er. »Kommt, wir müssen alle mit anpacken.«
Dor und Irene beugten sich seitlich aus dem Boot und begannen verzweifelt, mit bloßen Händen zu paddeln.
Langsam bewegten sie sich auf gleiche Höhe mit dem Zentauren. »Alle Mann an Bord!« rief Dor fröhlich.
Arnolde trabte durch das seichte Wasser und kletterte mühsam ins Boot, das dabei arg zu schwanken begann. Salzwasser drang ein. Das Gefährt war zwar stabil gebaut, wie alles, was die Oger herstellten, aber es roch noch immer nach Limonengelee, vor allem an den feuchten Stellen.
Der Zentaur stand in der Bootsmitte, das Gesicht zum Bug gewandt. Irene saß vorne, ihr grünes Haar wehte im Wind. Es war für kurze Zeit verblaßt, als sie sich zwischen den beiden Magiezonen befunden hatten; vielleicht hatte dies Dor auch auf das eigentliche Problem aufmerksam gemacht. Das war die einfachste Möglichkeit, sich vom Zustand ihrer Umgebung zu überzeugen.
Dor ließ sich im Heck nieder, und Krach stieß sie mit kräftigen Stößen vom Ufer ab.
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