Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Hand nahm, zeigte er nur auf Dor. In dieser Situation war er nutzlos.
    Das Schlafen auf dem Wasser war zwar nicht sonderlich bequem, aber immerhin möglich. Dor lag auf dem Rücken und starrte hellwach zu den Sternen empor; plötzlich verschoben sich die Sterne, und er erkannte, daß er doch geschlafen hatte; jetzt war er wirklich hellwach. Wieder verschoben sich die Konstellationen. Dann war er wieder hellwach – bis Grundy ihn weckte, damit er ihn am Steuer ablöste. Anscheinend hatte er die ganze Zeit geträumt, daß er hellwach sei. Das war äußerst unangenehm; fast wären ihm Nachtmahre lieber gewesen.
    Am Morgen stießen sie in das monströse Flußdelta hinein – eine Reihe von Sandbänken, Kanälen und Inseln, zwischen denen die langsame Strömung dahertrieb. Nun mußte Krach die beiden großen Ruder hervorholen, die er hergestellt hatte, um damit gegen die Strömung anzurudern. Dennoch kam das Boot immer noch recht schnell vom Fleck. Irene ließ Gebäckpflanzen wachsen und fütterte den Oger mit den Gebäckblüten, damit er nicht Hunger leiden mußte. Krach verschlang sie, ohne einmal beim Rundern innezuhalten. Dor war beinahe neidisch auf den Oger und dessen schiere Lust am Essen und Arbeiten.
    Nein, das stimmte gar nicht. Er war vielmehr eifersüchtig wegen der Aufmerksamkeit, die Irene Krach zuteil werden ließ, obwohl Dor sich nicht als Eigentum irgendeines Mädchens betrachtet wissen wollte, und schon gar nicht dieses Mädchens, wurde er doch immer böse, wenn Irene jemand anderem ihre Aufmerksamkeit widmete. Er wußte, daß das unvernünftig war; Krach brauchte sehr viel Nahrung, um derart hart arbeiten zu können. Das war es schließlich auch, was der Oger zu ihrer Reise beisteuerte – seine gewaltigen Kräfte. Und doch wurmte es Dor; er wünschte, daß er es wäre, der riesige Muskeln und eine unermüdliche Kondition hätte und von Irene die Pasteten und Törtchen gleich haufenweise in den Mund geschoben bekäme.
    Einmal war er wirklich groß gewesen, erinnerte er sich; zumindest hatte er sich den Körper eines mächtigen Barbaren ausgeliehen – vielleicht war es ein Avare, Bulgare oder Khazare gewesen – und feststellen müssen, daß reine Kraft allein auch nicht alle Probleme lösen konnte und einen auch nicht automatisch glücklich machte. Doch im Augenblick lagen seine selbstsüchtigen Gefühle im Widerstreit mit seiner Vernunft.
    »Manchmal wünschte ich, ich wäre ein Oger«, brummte Grundy. Plötzlich fühlte sich Dor erheblich wohler.
     
    Den ganzen Tag ruderten sie flußaufwärts, wobei sie in immer schmalere Kanäle hineinfuhren. Sie entdeckten einige Fischer, aber erstens sahen die nicht wie As, Bs oder Ks aus, und zweitens schauten sie sich den großen, kräftigen Oger an und ließen ihr Boot lieber in Frieden ziehen. Arnolde hatte recht gehabt: Normalerweise war es in Mundania ziemlich langweilig, nirgendwo waren plündernde Armeen in Sicht. In diesem Punkt glich Mundania dem Land Xanth.
    Als sie ein gutes Stück stromaufwärts gekommen waren, gingen sie an Land und schlugen ihr Nachtlager auf. Dor befahl dem Sand, Alarm zu schlagen, falls sich irgend etwas nähern sollte, das um einiges größer war als Ameisen, dann legten sie sich unter einem weiteren Regenschirmbaum zur Ruhe, den Irene hatte wachsen lassen. Das war auch gut so, denn in der Nacht regnete es.
    Am dritten Tag schossen sie einen schnellen Zustrom empor, der ins Karpatengebirge hinaufführte. Gelegentlich mußten sie landen, und Krach packte das Boot, balancierte es auf seinem Schädel, richtete es mit seinen panzerfaustbewehrten Bratpfannenhänden aus und stampfte durch die Wasserfälle.
    »Wenn du immer noch nicht deine volle Kraft hast«, bemerkte Dor, »dann kannst du jedenfalls nicht mehr sehr weit davon entfernt sein.«
    »Hmph«, pflichtete Krach ihm bei. Ausnahmsweise hatte er einmal nicht die Zeit, einen Reim zu schmieden. Oger waren die kräftigsten Lebewesen Xanths, so groß oder klein sie auch sein mochten – aber manche Ungeheuer waren wesentlich größer, andere wiederum intelligenter, deshalb waren die Oger auch nicht die Herren des Urwalds. Krach und seine Eltern waren die einzigen Oger, die Dor persönlich kennengelernt hatte, wenn man von seinem Abenteuer in Xanths Vergangenheit absah, wo er Egor dem Zombieoger begegnet war; heutzutage waren sie nicht mehr so häufig zu finden, was vielleicht nicht das Schlechteste war; denn wenn Oger so weitverbreitet wären wie Drachen, wer würde ihnen dann

Weitere Kostenlose Bücher