Zentauren-Fahrt
Schlosses, doch bei jeder Bedrohung des Schlosses erhoben sie sich zu seiner graus i gen Verteidigung. Dieser Zombie verlor beim Gehen stinkende Erd- und Fleischklumpen, und sein Gesicht war eine unförmige Masse aus Eiter und Fäulnis, doch irgendwie konnte er reden. »Eurrrrr Maaiistät…«, flehte er schaurig und spuckte einen verfau l ten Zahn aus.
Dor hatte die Zombies gut kennengelernt, auch Zombietiere und einen Zombieoger namens Egor, deshalb stießen sie ihn auch nicht mehr so sehr ab, wie es sonst der Fall gewesen wäre. »Ja?« fragte er höflich. Einen Zombie behandelte man stets am besten, indem man ihm gab, was er wollte, denn Zombies konnte man weder töten noch von ihrem Vorhaben abbringen. Theoretisch war es zwar möglich, einen Zombie zu zerteilen und die Einzelteile getrennt voneinander zu vergraben, doch erstens lohnte dies die Mühe kaum, und zweitens bot auch ein solches Vorgehen keine Erfolgsgarantie. Außerdem hatten die Zombies durchaus ihren Wert.
»Unnssrrr Mssstrrr…«
Dor begriff. »Ihr habt den Zombiemeister eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Ich werde ihn bitten, uns zu besuchen, damit ihr euch zusammensetzen und über alte Zeiten reden könnt. Ihr müßt ja schon manchen Friedhof miteinander geteilt haben. Ich kann nicht versprechen, daß er auch kommt, er liebt sein Privatleben sehr, aber ich werde es versuchen.«
»Dnnnnnkkke«, summte der Zombie und verlor einen Teil seiner schimmligen Zunge.
»Äh, und vergeßt bitte nicht – er hat jetzt Familie. Zwei kleine Kinder. Es könnte durchaus sein, daß die den Sand aus den Gr ä bern schaufeln und mit herumliegenden Knochen spielen…«
Doch das schien den Zombie nicht zu bekümmern. Die Maden in seinen Augenhöhlen zuckten aufgeschreckt, als er sich zum Gehen wandte. Vielleicht machte es ja Spaß, wenn Kinder mit den eigenen Knochen spielten…
In der Zwischenzeit gingen die täglichen Geschäfte weiter. Bei einem neuen Fall ging es um ein Seeungeheuer, das in einen Fluß eingefallen war und dort die Fische terrorisierte, was wiederum eine magere Ernte bedeutete. Dor mußte zum Ort des Geschehens reisen und den Boden der Umgebung laut rumpeln lassen, als wü r de ein Riese dort vorbeikommen. Die unbelebten Gegenstände waren entzückt: Sie genossen es, an einer Verschwörung gegen ein Ungeheuer teilzunehmen. Und das Seeungeheuer, das erstens nicht besonders klug war und es zweitens auch gar nicht wirklich auf Ärger abgesehen hatte, kam zu dem Schluß, daß ihm die Tiefsee wohl doch besser zusagte, wo es in aller Unschuld Schiffbrüchige verschlingen und mundanische Erforscher des Übernatürlichen anblinken konnte. Es gab ein Tuten von sich, das klang wie »Es-wird-euch-noch-mal-leid-tun-kein-C-Ungeheuer-mehr-zu-haben-das-ihr-herumschubsen-könnt«, und verschwand.
Wieder war es Dor trotz allem flau im Magen. Ein solcher Trick hätte bei einem schlauen Ungeheuer nichts ausgerichtet; er hatte ganz einfach Glück gehabt. Er war sich bewußt, wie leicht er in eine Lage geraten konnte, der er nicht mehr gewachsen war, und er hatte das Gefühl, daß es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, bis er wirklich versagte. Er wußte, daß er kein sonderliches Talent zum Regieren hatte.
In der Nacht wurde er von Nachtmähren heimgesucht, doch nicht von den üblichen, bei denen schwarze Stuten mundanischen Typs ihn jagten, sondern von der schlimmeren Sorte, in der er glaubte, wach zu sein und eine katastrophale Entscheidung zu fällen, die dazu führte, daß ganz Xanth in magischen Flammen aufging, von Zappler-Würmern überrannt wurde oder, noch schlimmer, seine gesamte Magie verlor und wie das gefürchtete Mundania wurde. Alles war irgendwie seine Schuld. Er hatte davon reden gehört, daß die Krone eine schwere Last sei. Tatsächlich rieb ihm die Krone nicht nur eine Blase in die Kopfhaut, sondern ihm brummte auch der Kopf bei dem Gedanken an die ganze Veran t wortung, die er zu tragen hatte.
Eines Tages geschah in einem nördlichen Dorf ein schwerer Diebstahl. Dor ließ sich dorthin zaubern; natürlich gab es auf Schloß Roogna einen festangestellten Reisezauberer. Das Pro b lemdorf befand sich in Zentralxanth, nahe dem Inkognito-Territorium, das von Menschen noch weitgehend unerforscht war. Dort waren die Drachen noch nicht gezähmt, und das wiederum machte Dor nervös. In Xanth gab es viele schlimme Ungeheuer, doch insgesamt waren die Drachen die allerschlimmsten, weil es sie in so vielen Arten und Größen gab und weil
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