Zentauren-Fahrt
andere Sorgen. »Großvater, ich bin nicht dazu fähig zu regi e ren. Ich bin zu jung dazu. Ich muß König Trent zurückholen.«
»Auf gar keinen Fall! Ich bin zwar nur ein Mitglied von mehreren im Ältestenrat, aber ich weiß, wie die anderen denken. Du mußt hierbleiben, bis Trent zurückkehrt.«
»Aber wie kann ich ihn dann retten?«
»Aus Mundania? Das kannst du nicht. Er muß sich selbst befre i en, in welcher Lage er auch immer stecken mag, vorausgesetzt, er lebt überhaupt noch.«
»Er lebt noch!« wiederholte Dor mit Nachdruck. Das mußte er einfach glauben. Alles andere war völlig undenkbar. »Aber ich weiß nicht, wie lange ich Xanth noch regieren kann. Die Leute wissen, daß ich nicht wirklich der König bin. Sie glauben, daß König Trent in der Nähe ist und mir nur Gelegenheit gibt, das Regieren zu ü ben. Sie werden mir nicht viel länger gehorchen.«
»Vielleicht solltest du dir Hilfe holen«, schlug Roland vor. »Ich lehne die Irreführung zwar prinzipiell ab, aber diesmal halte ich es für das Beste, wenn die Leute den Ernst der Lage nicht erfahren. Vielleicht ist sie auch gar nicht so ernst; Trent kann immer noch jederzeit gesund und wohlbehalten zurückkehren. In der Zw i schenzeit braucht das Königreich ja nicht von einem jungen Mann allein regiert zu werden.«
»Ja, Hilfe könnte ich mir wohl verschaffen«, meinte Dor uns i cher. »Aber was ist dann mit König Trent?«
»Der muß von alleine zurückfinden – oder überhaupt nicht. Niemand von uns kann ihn in Mundania ausfindig machen, g e schweige denn ihm helfen. Das ist die logische Folge der Tatsache, daß er es versäumt hat, vorher den Ältestenrat darüber zu befr a gen. Wir müssen einfach abwarten. Er ist ein kluger, einfallsreicher Mann, der sich mit Sicherheit durchsetzen wird, sofern dies nur menschenmöglich ist.«
Damit mußte Dor sich begnügen. Er war zwar König, doch g e gen die Ältesten konnte er nicht handeln. Er begriff nun, daß dies weniger eine Frage von Gesetz und Sitte als eine des gesunden Menschenverstands war. Jede Situation in Mundania, mit der K ö nig Trent nicht fertig wurde, würde für Dor erst recht nicht zu bewältigen sein.
Als er ihr die Nachricht übermittelte, war Irene der Sache aufg e schlossener, als er erwartet hatte. »Natürlich sagen die Ältesten so etwas. Die sind ja auch alt und konservativ. Und wahrscheinlich haben sie sogar recht. Wir müssen uns eben durchbeißen, bis mein Vater zurückgekehrt ist.«
Dor traute ihrem plötzlichen Gesinnungswandel zwar nicht so recht, war aber zu klug, um nachzuhaken. »Wen sollen wir um Hilfe bitten?« Er wußte, daß es unmöglich wäre, Irene davon au s zuschließen. Schließlich war König Trent ihr Vater, der einzige Mensch, dem gegenüber sie absolute Treue hegte.
»Och, die ganzen Jungs eben. Chet, Krach, Grundy…«
»Um ein Königreich zu regieren?« fragte er zweifelnd.
»Willst du es lieber den Ältesten überlassen?«
Da hatte sie auch wieder recht. »Ich hoffe nur, daß das nicht la n ge so geht«, meinte er.
»Das hoffe ich sicherlich nicht weniger als du!« sagte sie, und er wußte, daß sie es absolut ernst meinte.
Irene ging los, um die Erwähnten ausfindig zu machen. Dor konnte es nicht selbst tun, weil das Verdacht erregt hätte. Als er s tes stöberte sie Grundy den Golem auf. Grundy war älter als die anderen und unterschied sich auf mancherlei Weise von ihnen. Er war ursprünglich als Golem erschaffen worden, als belebtes Wesen aus Holz, Ton und Bindfäden, und später war er zu einer richtigen Persönlichkeit geworden. Er war nur eine Handspanne groß und sprach die Sprachen aller Lebewesen. Das war das nützliche T a lent, zu dessen Zweck man ihn erschaffen hatte. Grundy konnte sicherlich dabei behilflich sein, die Routinefragen beim Regieren Xanths zu erledigen. Doch er neigte dazu, etwas zu oft und auch zur Unzeit zu reden. Mit anderen Worten: Er besaß ein freches Maul.
»Was jetzt kommt, ist ein Geheimnis«, erklärte Dor. »König Trent ist in Mundania verschollen, und ich muß das Königreich regieren, bis er wieder da ist.«
»Da steckt Xanth aber wirklich in der Patsche!« rief Grundy.
»Deshalb brauche ich auch deine Hilfe. Ich weiß nicht, wie lange ich noch König sein muß, und ich will nicht, daß die Dinge außer Kontrolle geraten. In der Regel bist du ganz gut informiert…«
»Ich schnüffele ziemlich viel herum«, stimmte Grundy ihm zu. »Also gut, dann werde ich auch für dich herumschnüffeln.
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